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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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euren Flügeln gemacht hat«, begann er.
    Kensington schwieg eine lange Zeit.
    »Inzwischen ist es noch schlimmer geworden«, antwortete er nach einer Weile. »Er hat eine … Maschine.« Die Flügel des Elfs erschauderten unwillkürlich.
    »Was für eine Maschine?«
    Kensingtons Blick wanderte durch das Lager, dann schaute er zu Boden. »Falcon Island ist ein Ort, wie du ihn dir in deinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen kannst. Bis jetzt haben unsere Freunde, die Kobolde, uns geholfen, aber wir müssen einen Weg finden, uns allein durchzuschlagen.« Er betrachtete seine Flügel. »Wenigstens in dieser Hinsicht hat Kellen uns beinahe einen Gefallen getan«, fügte er bitter hinzu.
    »Eine Freundin von mir ist auch eine Elfe«, meinte Avi. »Kellen hat ihr ebenfalls die Flügel abgeschnitten. Anschließend sind sie nachgewachsen, und zwar größer als zuvor. Ist das bei dir genauso passiert?«
    Als Kensington den Kopf hob, stand Grauen in seinem Gesicht. »Kellens Maschine ist Teufelswerk. Sie besteht aus einem riesigen Rad, und wer erst einmal darin liegt, hat keine Möglichkeit zur Flucht. Wir hatten Glück. Eine Panne trat auf, so dass man uns losbinden musste. Also haben wir die Gelegenheit genutzt. Die Hälfte von uns ist auf der Flucht zugrunde gegangen. Die Elfen, die du hier siehst, sind die Stärksten, die es in die Freiheit geschafft haben.« Er stand auf und schüttelte sich. Seine Miene wurde hart. »Wir lassen uns nicht mehr versklaven. Wir haben nichts gegen dich, Avi, doch wir müssen jetzt für unsere eigenen Interessen kämpfen. Wir haben keine Verbündeten und keine wahren Freunde. Die Soldaten, die auf den Mauern Wache halten, sind nur wegen eines alten Treueeids zwischen den Kobolden von Whitehall und den Elfen hier. Also nicht aus Freundschaft, sondern aus Pflichtgefühl. Sobald wir diese Festung verlassen, sind sie uns nichts mehr schuldig. Wir sind ganz allein, verstehst du?«
    »Ja«, erwiderte Avi. Es fiel ihm schwer, diesen Elf zu mögen, der durch Kellens Schuld so schrecklich hatte leiden müssen, auch wenn er Verständnis für ihn hatte. »Einsamkeit ist etwas Schreckliches.«
    Eine Weile blickten sie einander eindringlich an, dann breitete Kensington die Flügel aus und flog hinauf auf die Palisade, um die Kobolde anzuweisen, die Wachen zu verdoppeln.

    Avi verbrachte den Großteil der nächsten Stunde damit, die Knoten seiner Fußfessel zu bearbeiten. Doch je mehr er versuchte, sie zu lösen, desto fester zogen sie sich zusammen. Außerdem konnte er nirgendwo in Reichweite einen scharfen Gegenstand entdecken, um das Seil durchzuschneiden, so dass er schließlich aufgab und sich erschöpft unter den Baum legte.
    Er starrte durch die Äste zum Himmel. Vor Hunger und Verzweiflung krampfte sich ihm der Magen zusammen. Der Himmel über ihm war violett, wurde allmählich fliederfarben und schließlich gelb. Der Mond war verschwunden. Bald würde die Sonne aufgehen. Die Bäume schwankten im böigen Wind.
    Avi konnte nicht schlafen. Das Klappern von Waffen und Rüstungen hallte ihm in den Ohren, und er fragte sich, wo Hannah wohl sein mochte. Dass sie nicht ebenfalls gefangen genommen worden war, beruhigte ihn sehr. Hoffentlich hatte sie wohlbehalten das Banqueting House erreicht.
    Allerdings hatte sie, anders als er, für die Elfen keinen Wert. Deshalb würden sie nicht zögern …
    Plötzlich stand Avi ein Bild vor Augen: Hannah, wie sie, den Bolzen aus einer Armbrust im Rücken, tot im Wald lag. Rasch schob er es beiseite.
    Irgendwo im Wald schrie eine Eule. Avi schlug die Augen auf und sah über sich weiße Flügel und ein Gesicht, das an einen Mond erinnerte. Die Eule landete auf einem Ast und starrte Avi an, wobei sie den Kopf erst in die eine, dann in die andere Richtung wendete.
    Avi fielen der gelbe Schmetterling auf der Baustelle und die Eichhörnchen vor der British Library ein, wo es weit und breit keinen Park gab. Er dachte an Kellens Kundschafter.
    Die Eule kreischte noch einmal und verschwand wie ein Gespenst in der Dunkelheit. Avi schloss die Augen, und endlich fiel er in einen unruhigen Schlaf.
    Als er hochschreckte, graute schon der Morgen. Er hatte wieder geträumt, dass sein Vater in einen Abgrund fiel. Ein Schrei hatte ihn geweckt, und inzwischen herrschte lautes Stimmengewirr. Avi setzte sich auf. Oben auf den Palisaden liefen die Kobolde rufend durcheinander. Auf dem Hof der Festung hatte sich eine gewaltige Menge von Elfen versammelt. Einige rannten hin und her,

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