Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Boden, so dass er vom Aufprall in die Luft geschleudert wurde. Avi landete auf dem Rücken, sprang jedoch vor Angst, dass der nächste Hieb ihn zerschmettern könnte, sofort wieder auf.
Plötzlich wurde ihm klar, dass eine der scharfen Klauen des Grabschauflers das Seil durchtrennt hatte, das ihn an den Baum fesselte.
Er war frei.
Wieder beschnupperte ihn das Ungetüm, schien allerdings das Interesse an ihm verloren zu haben. Stattdessen holte es mit hin und her schwingender Schnauze nach der Menge aus. Kobolde und Elfen wurden umgeworfen und fielen wie von einer Sichel niedergemäht.
Avi wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb, denn Kensington näherte sich von links.
Also setzte er sich in Bewegung und rannte zu dem Loch, durch das der Grabschaufler in die Festung gelangt war. Aber Kensington war schneller, sprang Avis Schienbeine an und riss ihn zu Boden.
»Immer langsam, kleiner Prinz«, keuchte er und hielt Avi mit kurzen, kräftigen Armen fest.
Avi trat um sich, bis es ihm gelang, einen Fuß zu befreien. »Lass mich los!«, schrie er.
»Du bleibst hier!«, zischte Kensington.
Als Avi wieder austrat, traf er Kensington an der Schläfe. Der Griff des Elfs lockerte sich, was Avi die Möglichkeit bot, ihm zu entschlüpfen und sich aufzurappeln. Sein Gegner lag benommen auf dem Boden.
»Du hast gesagt, du hättest nichts gegen mich«, stieß Avi atemlos hervor. »Das gilt auch umgekehrt. Ich hoffe, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen, doch ich muss selbst noch ein paar offene Rechnungen begleichen.«
Er stürmte auf das Loch im Boden zu. Zwei Kobolde verfolgten ihn, ohne auf Kensingtons Rufe zu achten, Avi zu verschonen. Da sich eine der Tatzen des Grabschauflers ihm direkt in den Weg stellte, musste er seitlich unter den gewaltigen Bauch des Ungetüms ausweichen. Gebückt rannte er weiter und streifte dabei mit dem Kopf das derbe schwarze Fell. Die Kobolde, die ihm dicht auf den Fersen waren, brüllten Verwünschungen. Der Grabschaufler ragte über ihnen auf.
Avi hatte das Loch fast erreicht, wurde aber an dessen Rand von Foster erwartet.
»Ich kann dich nicht freigeben«, meinte er grinsend. »Nicht nach all dem Ärger, den ich hatte, um dich einzufangen.«
Doch Avi wurde nicht langsamer. Schließlich war er dreimal so groß wie der Elf und konnte ihn im Notfall einfach umrennen.
Der Grabschaufler kam ihm zuvor. Foster blickte auf, schrak zusammen und wollte etwas sagen, als schon eine gewaltige Tatze auf ihn niedersauste. Eine blaue Staubwolke stieg auf. Avi wusste nicht, ob Foster die Flucht gelungen war, aber im Moment war ihm das herzlich gleichgültig.
Als er auf den Rand des Lochs trat, gab er unter ihm nach, so dass er eine steile, mit Erdklumpen und Geröll bedeckte Böschung hinunterstürzte. Er überschlug sich zweimal und landete so unglücklich, dass er sich den linken Knöchel verstauchte. Beim Aufstehen sah er vor sich einen pechschwarzen Gang, der ihn unangenehm an die Londoner U-Bahn-Tunnels erinnerte. Angst stieg in ihm hoch.
»Da unten ist er!«, rief eine Stimme.
Avi stellte fest, dass die beiden Kobolde oben an der Kante standen und mit ihren Armbrüsten in das Loch zielten. Offenbar hatte er keine andere Wahl.
Ohne auf den stechenden Schmerz im Knöchel und die Schreie der Kobolde zu achten, rannte er in die Dunkelheit hinein. Als er stolperte und gegen eine der unbefestigten Wände kippte, fiel Erde auf ihn herab. Im nächsten Moment schloss sich eine Art Schere um seine Schulter. Er schlug um sich, bis ein dunkles, schuppiges Tier klappernd auf den Boden des Gangs fiel.
Avi humpelte weiter, wohl wissend, dass die Kobolde ihn sicher einholen würden. Was für Getier hauste hier unten wohl sonst noch? Gab es überhaupt einen Ausgang? Der Tunnel erbebte, als etwas, vermutlich die Tatzen des Grabschauflers, über Avi auf den Boden stampften. Die ständig von der Decke rieselnde Erde rutschte ihm ins Haar und den Nacken hinunter.
Nach zwanzig Metern wurde es so stockfinster, dass er sich blind weitertasten musste und ständig gegen die Wände stieß. Dabei versuchte er, kein zweites Mal mit den Scheren eines Tunnelbewohners in Konflikt zu geraten. Sein einziger Trost war, dass die Kobolde, die ihn verfolgten, wahrscheinlich auch keine bessere Sicht hatten als er. Nach einer Weile beschloss er, sich in einer Nische zu verstecken. Vielleicht würden sie dann einfach an ihm vorbeilaufen. Er wurde langsamer, befühlte die Wände, bis er eine tiefe Einbuchtung entdeckte, ging
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