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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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hört, als er die Schwelle überschreitet, ist der erstickte Schrei, der aus Arethusas Kehle aufsteigt. Plötzlich bricht der Schrei ab, und Oren fällt immer tiefer …
    Avi klappte das Buch zu. Langsam kehrte er in die Wirklichkeit zurück und nahm den Hof um sich herum wieder wahr. Hannahs Lippen bewegten sich, aber er konnte keine Geräusche wahrnehmen. Er war erschöpft wie damals, als er sein eigenes Erinnerungsbuch gelesen hatte. Diesmal jedoch fühlte es sich anders an. Aber es handelte sich ja nicht um seine eigenen Erinnerungen, sondern um die seines Vaters. Einige Sekunden lang war es, als habe sein Körper nicht die richtige Größe und Form. Seine Gedanken schienen nicht in seinen Kopf zu passen.
    »… hast du mich verstanden?«, fragte Hannah.
    Der Eindruck verflog. Er war wieder Avi.
    »Er ist schon einmal entkommen«, meinte er. »Er kann es wieder schaffen. Mit meiner Hilfe.«
    Er schlug das Buch wieder auf, um das nächste Kapitel zu lesen. Das Kapitel, das im Déopnes spielte.
    Aber da war nichts. Der Text übersprang die Stelle und setzte wieder ein, als Oren, den keuchenden Kellen neben sich, im Feenreich aufwachte und Arethusa erneut einen Schrei ausstieß, diesmal vor Freude.
    »Hier steht nichts darüber«, sagte er.
    »Was?«, erwiderte Hannah.
    In der vergeblichen Hoffnung, etwas übersehen zu haben, blätterte Avi die Seiten noch einmal durch. Nein.
    »Er hat sich nicht daran erinnert, was im Déopnes geschehen ist.«
    Avi stand von der Bank auf und ging die Stufen hinauf ins Schlafzimmer. Diesmal begleitete ihn Hannah. Arethusa saß am Fenster und blickte hinaus. Sie lächelte ihn selig an.
    »Hast du gefunden, was du gesucht hast?«, erkundigte sie sich.
    Avi schüttelte den Kopf. »Nein. Alle Ereignisse in der Zwischenwelt fehlen.«
    »Ich habe dir ja gesagt, dass es zwecklos ist«, entgegnete Arethusa. Tränen tropften aus ihren Augen auf die hölzerne Fensterbank. »Avi, diesmal ist dein Vater für immer fort.«
    Avi hatte Mitleid mit ihr. Schließlich verlor sie ihn nicht zum ersten Mal.
    »Verstehst du jetzt, warum dieses Buch mir alles bedeutet?«, fragte sie leise, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    Avi durchquerte das Zimmer und hielt es ihr hin. Hastig griff sie danach und drückte es an ihre Brust.
    »Heißt das, dass du bleibst?«, fragte sie aufgeregt. »Bleib bei mir und hilf mir, gesund zu werden.«
    »Bald«, antwortete er. »Zuerst muss ich etwas erledigen.«
    Arethusas Augen weiteten sich. »Was denn? Es gibt nichts, was du tun könntest.«
    »Auch wenn nicht alle Antworten in dem Buch stehen, enthält es zumindest einen Hinweis.«
    Hannah und Arethusa sahen ihn verwirrt an.
    »Blink ist der Schlüssel. Fugits Bruder. Oren hat Blink mitgenommen.«
    »Du darfst nicht gehen«, flehte seine Mutter. »Es ist zu gefährlich. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du auch noch verschwindest.«
    »Das werde ich nicht«, erwiderte Avi.

    Sie ließen Arethusa mit dem Erinnerungsbuch allein. Trotz allem, was geschehen war, fühlte Avi sich ein wenig schuldig. Außerdem machte ihm der Gedanke, dass das Leben eines anderen einzig und allein von ihm abhing, ziemlich Angst.
    Genau wie Hannahs Mutter. Zwei Frauen, die ohne ihn sterben würden.
    Hannah wirkte bedrückt.
    »Willst du die Sache wirklich durchziehen?«, meinte sie. »Arethusa ist nämlich nicht die Einzige, die verhindern möchte, dass dir etwas zustößt.«
    Avi blieb unter einem mit wildem Wein bewachsenen Torbogen stehen. Hannah hatte die angebotenen Feenkleider abgelehnt und trug weiterhin ihre eigenen, wenn auch frisch gewaschenen Sachen. Ihr sonst so selbstbewusster Gesichtsausdruck war einer besorgten Miene gewichen. Meinetwegen, dachte er.
    »Ich tue es nur, wenn ich sicher bin, dass ich auch zurückkehren kann«, erwiderte er.
    Ein Vorhang wehte, obwohl sich kein Lüftchen regte.
    Avi legte den Finger an die Lippen, schlich sich an und zog ihn weg. Mit einem Schreckensschrei flog Brucie, die Arme vor der Brust verschränkt, aus ihrem Versteck.
    »Du hast uns nachspioniert!«, rief Hannah.
    »Beobachtet«, verbesserte die Elfe. »Ich behalte sie lieber im Auge. Sie ist ziemlich schwer krank.«
    »Ich weiß«, sagte Avi. »Nun, du hast dein Ziel erreicht, Brucie. Hier bin ich.«
    Brucie rang die Hände. »Das bedeutet mir sehr viel, Avi. Sie ist … sie ist meine Königin, und ich habe vor fast zehn Jahren einen Eid geschworen, ihr zu dienen. Und sie zu lieben.« Sie schniefte. »Allerdings ist die Liebe einer

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