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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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Nähe zu sein.
    Avi zog sein Schwert und schwenkte es zur Probe hin und her. Würde er im Notfall tatsächlich wissen, wie man es benutzte?
    »Bist du wirklich daran ausgebildet worden?«, erkundigte sich Hannah.
    »Keine Ahnung. Iritha ist offenbar der Ansicht, dass ich als Junge Fechtunterricht hatte, doch ich kann mich nicht erinnern.«
    »Bitte sag mir Bescheid, bevor du anfängst, ernsthaft mit diesem Ding herumzufuchteln.«
    »Damit du meine Fechtkünste bewundern kannst?«
    »Nein, um mich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.«
    Hannahs Geplänkel hatte etwas Angespanntes an sich, das Avi verriet, dass sie sich ebenso fürchtete wie er. Er steckte das Schwert weg und spähte in den Nebel.
    »Da ist etwas«, sagte Hannah.
    »Nur eine Krähe.«
    »Die habe ich nicht gemeint.«
    »Ich kann nichts sehen.«
    »Ich auch nicht.« Hannah hob den Kopf, als wolle sie Witterung aufnehmen. »Ich spüre es nur.«
    Plötzlich entstand links von ihnen eine Bewegung. Der Dunst verdunkelte sich und verdichtete sich zu einer hochgewachsenen Gestalt, die auf sie zukam. Avi zog sein Schwert, doch im nächsten Moment wirbelte ein weißes Gewand wie der Umhang eines Zauberkünstlers, und Irithas blasses Gesicht war zu erkennen.
    »Por-peetha-pop«, krächzte Pennie.
    »Ich hätte euch beide töten können«, meinte Iritha.
    Hannah atmete erleichtert auf. »Du hast uns ganz schön erschreckt.«
    Die Koboldin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ihr müsst besser aufpassen. Wir nähern uns jetzt Kellens Gebiet. Seine Armee hält den ganzen Ostteil der Stadt besetzt. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben.«
    »Wir versuchen ja unser Bestes. Aber du bist einfach verschwunden«, protestierte Avi.
    »Ich verschwinde nicht einfach, ich sondiere die Lage«, zischte Iritha.
    »Ganz gleich, was du tust, warn uns das nächste Mal.«
    Iritha bedachte ihn mit einem missbilligenden Blick. »Du ähnelst deinem Vater wirklich sehr.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Du gehst mir entsetzlich auf die Nerven.«
    Als Avi Hannahs Hand drückte, lächelte sie ängstlich. Sie setzten ihren Weg fort. Plötzlich endete die Straße an einem dichten Waldstück. Sie überquerten einen kleinen Bach, stiegen einen Hügel hinauf und schlichen an einer kleinen Kapelle aus Stein vorbei. Zwei Rehe standen kauend in der Tür, ohne eine Spur von Scheu zu zeigen.
    Endlich erreichten sie eine alte Windmühle. Nebel umwaberte ihre reglosen Flügel, die in der leichten Brise unheilverkündend knarzten. Das Gebäude war von oben bis unten mit Efeu bewachsen. Sie blieben stehen, um wieder zu Atem zu kommen.
    Hinter der Windmühle ragte ein gewaltiges Gebäude aus dem Dunst. Es hatte nichts mit der St. Paul’s Cathedral gemeinsam, die Avi aus London kannte.
    »So muss sie vor dem großen Feuer ausgesehen haben«, meinte Hannah, die offenbar das Gleiche dachte. Avi blickte in die dichten Schwaden, die die anderen Gebäude ringsherum beinahe verschluckten. Das war das London vor dem großen Feuer im Jahr 1666. Im Feenreich hatte es nie stattgefunden, während sich die Stadt in der Welt der Sterblichen zu, nun, Hannahs London entwickelt hatte.
    »Bist du sicher, dass Blink hier ist?«, fragte Avi.
    »So sicher, wie man bei Blink sein kann«, erwiderte Iritha. »Denn er ist eigentlich überall.«
    Verdattert verzog Avi das Gesicht.
    »Wir sollten hineingehen, bevor uns jemand entdeckt«, meinte Iritha.
    Wie die Windmühle war auch die Kirche St. Paul’s von einer unbestimmbaren Kletterpflanze überwuchert. Einige der Stämme hatten den Umfang von Avis Taille. Da die hölzernen Bauteile der Kirche zum Großteil weggefault waren, stützte die Pflanze die oberen Stockwerke und das Dach wie ein natürliches Gerüst.
    Sie betraten das Gebäude dort, wo früher einmal das Hauptportal gewesen sein musste. Inzwischen war es nur noch ein gähnendes Loch im Blattwerk, das in eine riesige grüne Höhle führte. Avi duckte sich und schob einen in den Türbogen ragenden Schössling weg.
    In der Kirche sah es aus wie in einem Dschungel. Nachdem Avis Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, stellte er fest, dass der Boden mit Ranken und dicken, schwammigen Blättern bedeckt war. Die Luft war schwülwarm. Hannah stieß einen Schrei aus, als drei handtellergroße Schmetterlinge ihre Flügel ausbreiteten und vor ihrem Gesicht herumflatterten. Schließlich flogen sie zu einigen weißen Blüten hinauf, die hoch oben im tropischen Blätterdach wuchsen, und ließen sich darauf nieder. Bunte

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