Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Elfe nur sehr klein.«
»Dann solltest du bei ihr bleiben«, meinte Avi. »Aber zuerst brauche ich deine Hilfe.«
Brucies Miene erhellte sich. »Dein Wunsch sei mir Befehl.«
»Wo kann ich Blink finden?«
»Ach herrje«, seufzte die Elfe.
Hannah blickte zwischen Avi und Brucie hin und her. »Was stimmt denn nicht mit Blink?«, erkundigte sie sich.
»Das hängt davon ab, in welcher Laune er ist«, erklärte Brucie. »Er wohnt in St. Paul’s.«
»In der Kathedrale?«, wunderte sich Hannah.
»Wie sie früher war«, antwortete Brucie. »Ich bin nicht sicher, als was du sie im derzeitigen Zustand bezeichnen würdest. Man braucht einen Spurensucher, um sich auf dem Weg dorthin nicht zu verlaufen. Wer wird auf euch aufpassen, wenn ich nicht dabei bin?«
Etwas streifte Avis Bein. Als er hinunterschaute, sah er das glatte, getupfte Fell eines Ozelots. Das geschmeidige Tier schnurrte und schlug mit dem Schwanz. Als es das Maul öffnete, kamen mehr Schneidezähne in Sicht, als sie einer Katze eigentlich zustanden.
»Offenbar haben wir eine Freiwillige«, stellte er fest.
Kapitel 24
I m Laufe des Tages ließ der Wind nach, und die Luft wurde feucht und stickig. Dichter Nebel stieg aus dem Fluss auf und verteilte sich über der Stadt, bis eine undurchdringliche graue Wand vor den Fenstern des Palasts aufragte. Dicke Regentropfen prasselten gegen die Scheiben.
Weil Brucie darauf bestand, folgten Avi und Hannah Tyrian zur Waffenkammer des Palasts. Iritha trottete neben ihnen her, nahm aber an der Tür wieder die Gestalt einer Koboldin an.
»Der Wetterumschwung kommt wie gerufen«, meinte sie, während sie Avi in eine leichte Feenrüstung half.
»Stimmt«, erwiderte er. »Ich habe nämlich keine große Lust auf eine weitere Begegnung mit den Goblins.«
Avi bewegte die Schultern und wunderte sich, wie bequem die Rüstung war. Sie bestand aus einem fast knielangen silbernen Kettenhemd, das so anschmiegsam war wie Baumwolle. Hals, Schultern und Brust wurden von zusammenhängenden Platten aus demselben Metall geschützt. Ein kunstvolles Blumenmuster zierte den grünen Helm auf seinem Kopf. In der ledernen Scheide um seine Taille steckte ein kurzes Schwert. Er konnte sich nicht erinnern, je so eine Rüstung getragen zu haben, doch da sein Gedächtnis so viele Lücken aufwies, hatte das nichts zu bedeuten.
»Du solltest auch ein Schwert mitnehmen«, sagte er zu Hannah, die – bis auf den roten Helm – fast genauso gekleidet war.
»Ich wüsste wahrscheinlich nicht, was ich damit anfangen soll«, entgegnete sie, schnallte sich aber dennoch eines um, bevor sie den Helm aufsetzte.
Avi zog sein Schwert ein paar Zentimeter heraus, so dass die Klinge im Kerzenlicht schimmerte. »Ich auch nicht«, antwortete er.
»Du bist damals daran ausgebildet worden«, wandte Iritha ein und blickte aus dem Fenster in den Nebel hinaus. »Nun ist der Zeitpunkt gekommen, dein Können unter Beweis zu stellen. Auch wenn es dir nicht gefällt, es wimmelt überall von Goblins. Ganz zu schweigen von den anderen Parteien.«
»Wie Kensington und seine Elfen?«
»Kensington kämpft für eine gerechte Sache«, protestierte Brucie. »Es sind nur seine Methoden, die zu wünschen übrig lassen.«
»Das verstehe ich«, sagte Avi. »Und ich habe auch nicht vergessen, warum ich hergekommen bin. Ich werde Kellen das Handwerk legen, Brucie, Ehrenwort. Was er deinen Freunden und dir angetan hat, ist unverzeihlich.«
Um Arethusas Palast zu verlassen, musste man drei Tore passieren, jedes bewacht von einem Trupp bewaffneter Feensoldaten. Dank Tyrians Fürsprache stellte sich ihnen niemand in den Weg.
Als sie den letzten Kontrollposten hinter sich hatten, drehte Avi sich um und betrachtete die hohen Türme. Im Palast war er sicher – und in gewisser Weise bedeutete er für ihn auch ein Zuhause. Draußen im London des Feenreichs lauerten hingegen Gefahren, wie er sie sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht ausmalen konnte. Außerdem hatte Avi das merkwürdige Gefühl, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Auch Oren hatte den schützenden Palast hinter sich gelassen, und zwar aus irregeleiteter Treue zu Kellen. Und wie er musste Avi nun Blink finden, wenn er Erfolg haben wollte.
Auf dem Weg durch ein mit hohem Gras bewachsenes Feld ging Avi neben seiner Tante her. Er musterte ihr Gesicht und hielt Ausschau nach Ähnlichkeiten mit seinem Vater. Obwohl er Oren nur wenige Sekunden lang gesehen hatte, erkannte er jetzt, dass sie Geschwister
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