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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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geschehen?«, fragte er.
    »Das Schweigende Tor hat sich geschlossen«, antwortete das rote Orakel.
    »Das Déopnes gibt es nicht mehr«, ergänzte das blaue niedergeschlagen.
    »Da sind wir ja gerade noch rechtzeitig davongekommen«, stellte Hannah stirnrunzelnd fest und hakte sich bei Avi unter.
    Keines der beiden Orakel erweckte einen sonderlich bestürzten Eindruck, und auch Avi konnte nicht um das verschwundene Kind trauern. Es war kein richtiger Tod begleitet von Schmerz oder Leid gewesen, sondern eher die Umkehrung eines Lebenslaufs, oder wie man es auch immer bezeichnen wollte.
    »Was wird jetzt aus euch?«, erkundigte sich Avi.
    Das rote Orakel grinste, ein völlig neuer Gesichtsausdruck, der Avi einen Schauder über den Rücken laufen ließ.
    »Ach, wir werden schon zurechtkommen«, meinte es mit einem Seitenblick auf das blaue Orakel. »Oder?«
    Das blaue Orakel wirkte zwar nicht sehr erfreut, schwieg aber. Avi hatte das Gefühl, dass die beiden ihm etwas verheimlichten. Aber er wusste, dass eine Nachfrage nur zu noch mehr Ratlosigkeit geführt hätte.
    Mit einem leisen Quietschen schwang die Tür auf, und ein grell orangefarbenes Licht strömte in den Raum. Auf der Schwelle stand eine in Violett gewandete hochgewachsene Gestalt, die ein kleines Stück über dem Boden zu schweben schien.
    »Offenbar hatte unser Informant recht«, verkündete eine Stimme. »Wenn du so gut sein würdest, mich zu begleiten, junger Herr. Ich bringe dich zurück an die Seite deiner Mutter.«
    »Tyrian!«, rief Oren und trat vor. »Ich hätte nie gedacht, dich einmal wiederzusehen.«
    Der Majordomus machte tatsächlich einen Satz, als Oren auf ihn zustürmte, um ihm die Hand zu schütteln.
    »Oren, mein Gebieter«, stammelte er. »Was tust du … ? Das heißt … wie bist du … ?«
    »Das Wie spielt keine Rolle«, erwiderte Oren. »Für Fragen ist auch noch später Zeit. Bist du mit dem Schiff da?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann ruf so viele Mitglieder der Besatzung, wie nötig sind, um die Leiche meiner Schwester an Bord zu bringen. Aber Beeilung.«
    »Ja, mein Gebieter«, sagte Tyrian und entfernte sich rückwärts und unter Verbeugungen. Kurz darauf kehrte er mit einigen Feenmatrosen zurück, die eine Trage bei sich hatten. Mit Orens Hilfe legten sie Irithas Leiche darauf und entfernten sich wieder. Orens Haltung und Sprechweise wirkten auf einmal befehlsgewohnt.
    Während Avi die Szene beobachtete, wuchs seine Benommenheit. Sein Schädel pochte, und ihm tat jeder Knochen im Leibe weh. Am liebsten hätte er sich hingelegt und geschlafen. Als er spürte, wie Hannah ihn in Richtung Tür schob, sträubte er sich nicht.
    »Wir sehen uns bald wieder«, sagte das rote Orakel.
    Auf der breiten Veranda vor der Kapelle verdrängten brennende Fackeln den Nebel. Am Geländer war ein großes Schiff vertäut, das in der Luft schwebte. Anfangs ähnelte es ein wenig dem Dreimaster, den sie gerade verlassen hatten, doch als sie näher kamen, veränderte es seine Form, bis es aussah wie ein Luftschiff. Trotz seiner Erschöpfung erkannte Avi es als das Schiff, das sie damals nach Stonehenge verfolgt hatte: Arethusas Schattenbarke.
    An Bord suchte Hannah einen Platz im Heck des seltsamen Gefährts, wo sie sich neben Avi setzte und ihn an sich drückte. Als sie das Wort an ihn richtete, klang ihre Stimme seltsam gedämpft, als spräche sie unter Wasser.
    Die Schattenbarke flog über die Themse und verwandelte sich dabei ständig weiter. Erst wurde sie zu einem Katamaran mit Segeln aus Federn, dann zu einem Floß, das von geflügelten Pferden gezogen wurde. Die Wechsel brandeten über Avi hinweg, ohne dass er groß darauf geachtet hätte. Auch der malerische Blick auf das London des Feenreichs, das unter ihnen aus dem Nebel ragte, konnte ihn nicht fesseln. Seine müden Augen waren auf Oren gerichtet, der voller Trauer mitten auf dem Deck stand und neben der Leiche seiner Schwester Wache hielt.
    Iritha hat uns gerettet. Wir haben meinen Vater befreit.
    Diese beiden Gedanken kreisten unablässig in seinem Kopf herum und vertrieben alles andere. Iritha war nicht umsonst gestorben. Nach einer Weile schloss er die Augen und versuchte, an gar nichts mehr zu denken.

    Als die Schattenbarke ruckartig wendete, öffnete Avi langsam wieder die Augen. Er fühlte sich, als hätte er einen Monat lang geschlafen. Hannahs Kopf ruhte an seiner Schulter. Sie schnarchte leise. Das Pennapor hatte sich auf ihrem Schoß zusammengerollt.
    Unter ihnen erhoben sich die

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