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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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dass der Schlag seiner Flügel Funken aus dem Lagerfeuer emporwirbeln ließ. Wieder ließ er nur seinen Schrei ertönen, obwohl er nun nahe genug war, um die kleinen Wesen, die unter ihm standen, in sein Feuer einzuhüllen. Jandaldon sank auf die Knie und presste erneut die Hände an seinen Kopf.
    »Ich hatte recht!«, rief Loridan triumphierend. »Er greift uns nicht an, da er fürchtet, Jandaldon zu verletzen.«
    »Warten wir ab«, brummte Herubald zurück. »Hoffentlich verliert der Sänger nicht die Nerven – wenn er wegläuft, wird der Drache sicher angreifen.«
    Sie beobachteten gebannt, wie der Drache zur Landung ansetzte und etwa fünfzig Schritte von ihnen entfernt an der Ostseite des Hügels zu Boden ging. Sofort setzte er sich wieder in Bewegung und näherte sich den drei Menschen, die ihm erwartungsvoll entgegensahen. Jandaldon hatte sich einen brennenden Ast aus dem Lagerfeuer gegriffen und stellte sich vor die beiden Ritter, die ihre Hände an den Schwertgriffen hatten. Immer näher kam der Drache, bis er nur noch wenige Schritte vor dem Sänger stand. Dieser wich nicht zur Seite, auch als der Drache ein drohendes Knurren von sich gab und Rauch aus seinen Nüstern stieß.
    »Er scheint wütend zu sein«, sagte Jandaldon über seine Schulter hinweg. »Normalerweise ist er nicht so gereizt. Ich glaube, er mag Euch nicht.«
    »Vielleicht wird er mich mehr mögen, wenn ich meinen Helm abnehme«, sagte Loridan. »Das letzte Mal, als ich einem Drachen in die Augen sah, trug ich auch keinen Helm.«
    »Nein, das ist zu gefährlich!«, rief Herubald, trotzdem war Loridan nicht bereit, auf die Stimme der Vernunft zu hören. Er löste den Verschluss seines Helms, hob ihn langsam nach oben. Seine Hände zitterten dabei, und erst als die kühle Nachtluft in sein Gesicht wehte, wurde ihm bewusst, welches Wagnis er gerade einging. Wenn seine Ahnungen ihn trogen, würde er im nächsten Augenblick tot sein. Sein Herz schlug so schnell, dass er fürchtete, es könne stehen bleiben. Der Drache verharrte reglos, hörte auf zu knurren. Dann sog er hörbar Luft durch seine Nüstern.
    »Vielleicht mag er Euch doch«, vermutete Jandaldon. »Er will Euch riechen, Loridan. Tretet langsam nach vorne.«
    Einen Moment zögerte Loridan noch, bevor er der Anweisung folgte und sich behutsam, Schritt für Schritt, an die Seite des Sängers bewegte. Immer noch raste sein Herz, und seine Augen waren starr auf den Drachen gerichtet, um jede plötzliche Bewegung sofort wahrzunehmen. Endlich war er so nah, dass er den Atem des Drachen spüren konnte. Die warme Luft roch rauchig, war aber nicht unangenehm. Loridans Blick streifte nur kurz die Nüstern und die hornigen Schuppen der Schnauze, dann wurde er von den großen dunklen Augen des Drachen angezogen, in denen sich der Schein des Lagerfeuers spiegelte. Mehrere Augenblicke vergingen in angespannter Stille, während Drache und Ritter sich musterten. Schließlich zog Loridan einen seiner Handschuhe aus und streckte seine Hand vor, um die Nüstern des Drachen zu berühren. Er fühlte nur kurz die warme, harte Haut, denn der gewaltige Kopf entzog sich ihm ruckartig. Nun blickten die großen Augen auf Loridan herunter und über ihn hinweg. Ein leises aber durchdringendes Knurren war zu hören.
    »Ich fürchte, er meint Euch, Herubald«, sagte Jandaldon. »Ihr habt wohl zwei Möglichkeiten: Entweder Ihr folgt Loridans Beispiel, oder Ihr zieht Euch zurück.«
    »Ich ziehe mich nicht zurück, solange mein Schwertbruder hier verweilt«, sagte Herubald und begann, die Verschlüsse seines Helms zu lösen, dann trat er einige Schritte nach vorne, den Helm in der Hand. Er blieb stehen, als das Knurren des Drachen lauter wurde, wieder kräuselte sich Rauch aus den Nüstern des gewaltigen Wesens. Schnell schob sich Jandaldon vor Herubald und drängte ihn ein paar Schritte zurück. Misstrauisch betrachtete der Drache die beiden Männer, und erst als sie sich noch weiter entfernt hatten, richtete er seine schwarzen Augen wieder auf Loridan. Der junge Ritter wurde von einer Flut von Gefühlen ergriffen, als er den Blick erwiderte. Nach einer kurzen Zeit, die Loridan fast wie eine Ewigkeit erschien, bewegte sich der Drache schwerfällig einige Schritte rückwärts und entfernte sich dann von den drei Männern, die unbeweglich auf der Hügelkuppe verharrten.
    »Loridan, was ist hier eben passiert?« Herubald brach als Erster das Schweigen.
    »Ich bin nicht sicher.« Nur widerstrebend wandte Loridan sich

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