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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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von dem Drachen ab, um seinem Schwertbruder in die Augen zu sehen. »Ich hatte das Gefühl, dass der Drache mir etwas mitteilen wollte. Seine Augen schienen mit mir zu sprechen, und wenn ich mich nicht sehr irre, dann will er, dass ich ihm folge. Siehst du, er erwartet mich am Fuß des Hügels.«
    »Da ich dich wohl nicht davon abhalten kann, lass uns also gehen«, sagte Herubald.
    »Nein Herubald, das wird nicht möglich sein.« Loridan zögerte, bevor er weitersprach, und die Worte kamen nur langsam über seine Lippen. »Die Drachen würden deine Anwesenheit nicht dulden. Ich war nie ein guter Schwertbruder für dich – schon einmal habe ich dich verlassen, um meine eigenen Wege zu gehen. Und jetzt ist wieder ein Moment gekommen, wo ich mich von dir trennen muss. Bitte, versuche mich zu verstehen und vergib mir.«
    Herubald trat zu Loridan und umarmte ihn. »Ich wusste von Anfang an, dass du anders bist als die anderen Ritter des Ordens. Deshalb wählte ich dich zu meinem Schwertbruder, und deswegen gebe ich dich nun frei. Ich kann dir auf dem Weg, den du gehen willst, nicht folgen – aber meine Gebete begleiten dich.«
    »Danke, Bruder. Wirst du mit Jandaldon das Feuer hier in Gang halten? Ich weiß nicht, wie weit der Drache mich führt, aber vielleicht kann ein Feuer mir nützlich sein, um den Rückweg zu finden.«
    »Ja, Bruder, ich werde hier auf dich warten. Und wenn du bis zur Morgendämmerung nicht zurück bist, werde ich dich suchen. Und dann möge Firion allen Drachen gnädig sein, die sich mir in den Weg stellen.«
    Die beiden Ritter umarmten sich ein weiteres Mal, dann drückte Loridan kurz die Hand des Sängers und ging ohne ein weiteres Wort in die Dunkelheit.
    *
    Der Dämon erstarrte, als er die Waffe in der Hand des Mädchens erblickte. Die Magie des Schwertes war für ihn sichtbar, offenbarte sich ihm wie ein helles Leuchten, weit heller als das Licht, das für menschliche Augen von der Klinge ausging. Nur schemenhaft nahm er hinter dem Leuchten das Kind wahr, das ihm die Waffe entgegenstreckte. Auch dieses hatte eine starke Ausstrahlung, doch sie war unbedeutend im Vergleich zu der des Schwertes. Eine Weile verharrte der Dämon bewegungslos, wartete ab, wie das Mädchen sich verhalten würde. Er wusste, dass die Waffe, der er sich gegenübersah, ihm gefährlich werden konnte, besonders in dem engen Raum, der nur wenig Möglichkeit zum Ausweichen bot. Es wäre ihm lieber gewesen, sich ein anderes, wehrloses Opfer zu suchen.
    »Worauf wartest du?«, drängte die Stimme in seinem Kopf. »Nimm dem Kind das Schwert ab.«
    Zögernd trat der Dämon einen Schritt vor und stieß ein lautes Brüllen aus. Der Schrei war nur für das Mädchen bestimmt, niemand sonst im Haus würde ihn hören, so wie auch niemand die Zerstörung des Fensters gehört hatte. Ein Zauber, mit dem der Dämon sich umgeben hatte, schluckte alle Geräusche, dämpfte den lautesten Schrei zu einem leisen Flüstern. Nur er selbst würde es hören, wenn das Mädchen vor Angst und Schmerzen aufschrie, sobald er es in seinen Klauen hielt. Er merkte, dass sein Brüllen Wirkung zeigte. Das Kind wich zögernd zurück, tastete mit der linken Hand nach der Tür, während es weiterhin die Waffe vor sich ausgestreckt hielt. Dann hatte es die Tür geöffnet und verließ langsam rückwärts gehend das Zimmer. Der Dämon folgte dem Mädchen und wartete auf den Moment, in dem es ihm den Rücken zukehren würde.
    *
    Danira ging langsam auf die Treppe zu, die ins Erdgeschoss des Hauses hinunterführte. Sie wunderte sich, dass nichts im Haus sich regte. Hatten die anderen nicht gehört, wie das Fenster aufgebrochen worden war, wie der Dämon gebrüllt hatte? Dass sie selbst kaum etwas gehört hatte, schrieb Danira ihrer Panik zu. Als sie die Treppe erreichte, zögerte sie. Sollte sie den Dämon wirklich nach unten führen, dorthin, wo Elea und Aldaron ahnungslos schliefen? Die beiden würden versuchen, ihr zu helfen, aber welche Möglichkeiten hatten die beiden, die sie selbst nicht auch hatte? Sie hatte das geheimnisvolle Schwert, in dessen Klinge Firions Auge eingraviert war. Obwohl der Dämon ihr folgte, schien er bestrebt zu sein, sich nicht in die Reichweite ihrer Waffe zu begeben. Was würde wohl geschehen, wenn sie stehen blieb und ihn angriff?
    Angst stieg in ihr hoch – die Angst, den ersten Schlag zu führen in einem Kampf, der ihren Tod bedeuten konnte. Aber es gab keinen anderen Weg, es würde zum Kampf kommen – warum also nicht hier und

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