Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
Seite des Berges, hatte das seltsame Schauspiel stattgefunden.
    »Gingarod!«, rief Teris und sprang auf, doch sein Schwertbruder packte ihn am Arm.
    »Es ist sinnlos«, sagte Artan. »Sieh! Eril-Firions Licht wird sich gleich vollständig verfinstern. Wir können nicht in völliger Dunkelheit unseren Weg finden – und unsere Hilfe käme ohnehin zu spät.«
    »Aber was ist, wenn noch mehr Menschen dort draußen sind?«
    »Dann werden sie allein zurechtkommen müssen. Wer auch immer sich so tief ins Land der Drachen vorwagt, tut dies auf eigenes Risiko.«
    *
    Als das erste Licht des Morgens den wolkenverhangenen Himmel des östlichen Horizonts erhellte, lagen die Täler und Niederungen der Drachenberge noch in tiefen Schatten. Die Kälte der Nacht war noch nicht gewichen, und mit klammen Fingern bauten Loridan und seine Gefährten das Lager ab. Der Ritter wusste, dass die Nacht für Artan und Teris noch unbequemer gewesen sein musste, denn die beiden hatten sich auf dem Pass dem kalten Westwind ausgesetzt. Bald brachen sie auf, um das letzte Stück des Weges zur Passhöhe zu bewältigen. Die Echsen führten sie am langen Zügel hinter sich.
    Es wäre Loridan lieber gewesen, wenn sie den Pass schon am Vortag im Schutz der Dämmerung hätten überqueren können, denn nun würde das Licht in ihrem Rücken sein, und ein Beobachter im Westen könnte ihre Silhouetten gegen den erhellten Himmel erkennen. Er übernahm die Führung der Gruppe, als sie sich dem höchsten Punkt des Passes näherten.
    Vorsichtig bahnte Loridan sich seinen Weg durch das schwierige Gelände, während er erwartungsvoll nach vorne schaute, wo er Artan und Teris zu sehen hoffte. Es war vereinbart gewesen, dass die beiden Drachentöter im ersten Licht des Morgens den Abstieg beginnen würden, um sich noch ein letztes Mal mit dem Rest der Gruppe zu treffen. Von da an würden sie wieder getrennte Wege gehen. Loridan nahm an, dass die beiden eingeschlafen waren – dies konnte leicht geschehen, wenn sich nur zwei Männer die Nachtwachen teilen mussten. Ein Blick zurück zeigte ihm, dass die anderen mit ihm Schritt hielten. Herubald, der als Letzter ging, gab durch ein Winken zu verstehen, dass alles in Ordnung war.
    Trotz der Kühle der Morgenluft geriet Loridan ins Schwitzen, denn seine Rüstung behinderte ihn bei dem Aufstieg. Nur seinen Helm trug er nicht auf dem Kopf, in der Hoffnung, dass die Drachen dann freundlicher reagieren würden, falls sie plötzlich auftauchen sollten. Erleichtert atmete er auf, als der Weg merklich abflachte – der höchste Punkt war fast erreicht. Der Blick nach Westen, der die ganze Zeit durch den Hang begrenzt gewesen war, erweiterte sich zunehmend. Schon konnte Loridan die Gipfel weiterer Berge erkennen, deren Spitzen rot im Morgenlicht leuchteten – die Sonne hatte einen Spalt in der Wolkendecke gefunden, durch den sie ihr Licht fluten ließ. Der Drachentöter widerstand der Versuchung, sich auszuruhen und die Aussicht zu genießen, denn sie waren ohne Deckung und weithin sichtbar. Er eilte weiter und bedeutete den anderen, ihm zügig zu folgen, während gleichzeitig seine Sorge wuchs, denn immer noch war keine Spur von Artan und Teris zu sehen.
    Schon nach kurzer Zeit begann der Weg merklich abwärts zu führen, sodass die Sonne wieder hinter dem Bergrücken verschwand. Erst jetzt hielt Loridan an, um kurz zu rasten. Er führte seine Echse in den Schatten einer Felsnase, die einsam neben dem eigentlichen Höhenzug aufragte, und wartete, bis sich die Gefährten um ihn drängten. Aus dieser geschützten Position heraus konnten die Reisenden nun in Ruhe einen Blick auf die Landschaft vor ihnen werfen. Das Land fiel sanft zu einem Tal hin ab, das sich nach Nordwesten erstreckte; in der felsigen Talsohle schlängelte sich ein Bach dahin. Hinter dem Tal erhoben sich die nächsten Gipfel der Drachenberge, mit Schnee gekrönt und teilweise in Wolken verborgen. Nur für kurze Zeit fesselte die Landschaft die Blicke der Gefährten, denn Tirandor lenkte ihre Aufmerksamkeit auf einen Punkt, der näher zu ihnen lag, etwa eine Viertelmeile entfernt.
    »Seht! Dort ist ein Mann, der uns zuwinkt!«
    Nach einer kurzen Beratung stiegen Loridan und Herubald auf ihre Reittiere und ritten los, während der Rest der Gruppe im Schutz der Felsen zurückblieb. Das Gelände war wesentlich besser passierbar als auf der anderen Seite des Höhenzuges, und die beiden Reiter kamen schnell voran. Wenig später standen sie Artan und Teris

Weitere Kostenlose Bücher