Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
Plätze setzte. Angaldir wies einen Diener an, den Gästen Getränke zu bringen.
    »Aber was führt dich in diese abgelegene Ecke des Reiches?«, fragte Artan. »Ich dachte, du würdest bei Loridans Familie bleiben.«
    »Ja, das wollte ich. Aber als ich Valkar traf, beschloss ich, für einige Zeit mit ihm auf dem Pfade Gottes zu gehen. In Car-Elnath sind alle Tempel zerstört, und es gibt keine Priester.«
    »Es ist lange her, dass ich in der Stadt der Geister war«, sagte Angaldir. »Doch ich weiß gut, wie hart das Leben dort ist. Du wirst Zeit brauchen, um dich an das Leben zu gewöhnen, das die Menschen hier als normal betrachten.«
    »Ich denke, Danira möchte vielleicht gar nicht so normal leben wie die Menschen in den Städten des Reiches«, sagte Teris. »Sie versteht recht gut mit dem Schwert umzugehen, und sie besitzt sogar eine hervorragende Klinge.«
    »So, tut sie das?«, fragte Angaldir und wandte sich dem Mädchen zu. »Langsam verstehe ich, warum Loridan dich unter seinen Schutz genommen hat. Du wirst bald eine schöne junge Frau sein, und Männer werden bereit sein, für dich zu kämpfen. Dennoch willst du selbst das Schwert führen.«
    Verwirrt blickte Danira in das bärtige Gesicht des alten Ritters, und sie fühlte, dass sie errötet war – erst durch Teris’ Lob und dann durch Angaldirs Worte. Hilfe suchend wandte sie sich Valkar zu, der sie ebenfalls mit einem seltsamen Ausdruck in seinen Augen betrachtete.
    »Danira ist von Firion gesegnet«, sagte er. »Deshalb habe auch ich mich ihrer angenommen.«
    »Warte einen Augenblick«, sagte der alte Ritter plötzlich und erhob sich von seinem Stuhl. Eilig verließ er den Saal durch einen Nebenausgang, und der Klang seiner Schritte verriet, dass er sich eine Treppe hinunterbewegte. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, trank Danira einen Schluck von dem Cranog-Aufguss, den der Diener ihr inzwischen gebracht hatte. Als Angaldir wenig später zurückkehrte, trug er ein ledernes Bündel auf seinen Armen.
    »Es ist eine Lederrüstung«, sagte er. »Sie wurde für meinen Sohn gemacht, als er etwa so groß war wie du. Er hat sie nur für Übungskämpfe getragen, und für viel mehr taugt sie auch nicht. Aber sie soll nun dir gehören.«
    *
    Unruhig wälzte Danira sich auf ihrer Schlafstatt in dem kleinen Gasthof hin und her. Sie hatte das Geschenk des alten Ritters nicht annehmen wollen, aber er war hartnäckig geblieben, und auch Valkar hatte ihr zugeredet. Nun besaß sie also eine Rüstung, schön gearbeitet aus dem festen, grau und blau gemusterten Leder einer Craith-Echse. Nur widerstrebend hatte Angaldir sie schließlich zu dem Gasthof zurückkehren lassen, und es war schon so spät gewesen, dass sie sich gleich zu Bett begeben hatten. Es war vielleicht für eine lange Zeit die letzte Nacht, die sie im Schutz eines Hauses verbringen würde, und doch wollte sich der Schlaf nicht einstellen.
    So viel hatte sie erlebt in den letzten Wochen – sie hatte die Stadt der Geister verlassen, hatte Car-Tiatha gesehen und eine neue Heimat in Ber-Eliath gefunden. Dann waren die Dämonen gekommen, und nun würde sie schon bald ins Land der Drachen zurückkehren. Erinnerungsfetzen zogen durch ihren Geist, Bilder aus den Straßen von Car-Elnath, Bilder von den wenigen Tagen, die sie mit Loridans Familie verbracht hatte. Auch als der Schlaf sie endlich umfing, fand sie immer noch keine Ruhe.
    Sie befand sich in völliger Dunkelheit, aber um sich herum sah sie leuchtende Symbole: die fünf magischen Amulette. Die Runen schienen in einem Kreis um sie herum in der Luft zu schweben, und dahinter bewegten sich finstere Geschöpfe in der noch tieferen Finsternis der Nacht. Nur schemenhaft sah Danira die Dämonen, die sie umringten, ihre ledrigen Flügel, die schrecklichen Klauen und die grausamen Augen. Erst dann bemerkte sie, dass sie nicht allein in dem schützenden Kreis der Runen war. Neben ihr lag die schlafende Frau, die sie schon zuvor gesehen hatte, und auch Loridan und Timon waren in ihrer Nähe. Beide wandten ihr den Rücken zu, denn sie beobachteten die finsteren Wesen jenseits des Kreises. Danira beugte sich über die Frau und sah, dass diese erwacht war. Zunächst spiegelte sich Angst in den Augen der Frau, dann trat jedoch ein Lächeln auf ihre Lippen, und sie begann zu sprechen.
    »Du bist eine der Auserwählten«, sagte sie. »Wie ist dein Name?«
    »Ich heiße Danira. Und wer bist du?«
    »Auch ich bin eine Auserwählte – haben die fünf Reinen sich

Weitere Kostenlose Bücher