Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
Valkar. »Und auch noch einige ältere Schriftstücke der Runenschmiede sind uns erhalten geblieben.«
    »Aber sind die Runenschmiede und die Bewahrer nicht erst mit den anderen Menschen hierher in den Norden gekommen?«, fragte Timon. »Wie haben sie dann von diesen Ereignissen erfahren? Von den Drachen?«
    Erstaunt blickte Danira zu dem Jungen hin, der die Frage gestellt hatte, ohne seinen Blick von den Ruinen abzuwenden. Sie wunderte sich, wie gut er sich alle Einzelheiten der langen Geschichte eingeprägt hatte, während sie selbst nur zu begreifen versucht hatte, wer ihre Freunde waren und wer die Feinde.
    »Du sprichst eine Frage aus, die die Bewahrer schon lange bewegt.« Valkar legte eine Hand auf Timons Schulter. »Denn du hast recht, die Bewahrer und auch die Runenschmiede traten tatsächlich erst in Erscheinung, lange nachdem die Menschen dieses Land besiedelt hatten. Es mag Kontakte zwischen Menschen und Drachen gegeben haben, vor einigen hundert Jahren, es sind allerdings nur wenige Berichte aus dieser Zeit überliefert. Damals lebten die meisten Menschen noch auf dem Südkontinent, und das Böse hatte gerade erst begonnen, sie zu beeinflussen. Und die Menschen, die in dieses Land hier kamen, bauten die Türme, die die Drachen vertreiben sollten. Keiner weiß heute mehr, mit welchen Lügen die Alten die Menschen zu dieser Tat getrieben haben. Es weiß auch keiner mehr, wie Menschen und Drachen miteinander reden konnten. Dennoch mag es sein, dass in dieser Zeit einzelne Menschen geheimes Wissen von den Drachen erhielten.«
    »Es gibt aber auch andere Möglichkeiten«, wandte Grimstan ein. »Vielleicht hat die Stadt selbst ihre Geschichte erzählt. Wer weiß, was die ersten Menschen fanden, die diese Ruinen durchsuchten?«
    »Ich wünschte, wir hätten die Zeit, die Ruinen selbst zu erforschen«, sagte Valkar. »Aber es wird bald dunkel. Ich möchte mich nicht bei Nacht in dieser Stadt aufhalten, wenn Thaur-Angoths Macht am stärksten ist.«
    »Was schlagt Ihr also vor?«, fragte Grimstan. »Sollen wir hier bis morgen früh rasten und dann morgen die Stadt genauer ansehen?«
    »Nein!«, rief Danira, und sie wunderte sich selbst über die Heftigkeit ihres Ausrufs. »Ich … ich habe von dieser Stadt geträumt, und es war ein böser Traum.«
    »Auch ich bin dafür, dass wir weiterreisen«, sagte Valkar, und Danira spürte seinen forschenden Blick auf sich ruhen. »Jede Stunde Tageslicht ist kostbar, und ich brenne darauf, Loridan zu treffen.«
    »Ich frage mich, wo er bleibt«, sagte Danira. »Was ist, wenn er nicht auf diesem Weg zurückkehrt? Er müsste doch längst auf dem Rückweg sein.«
    »Ich wundere mich noch mehr über andere Dinge«, sagte Grimstan. »Seit zwei oder drei Tagen sind wir jetzt im Drachenland, und wir haben noch keinen Drachen gesehen.«
    »Ein Grund mehr, uns zu beeilen«, sagte Valkar. »Denn es könnte bedeuten, dass die Alten bereits Erfolg hatten. Lasst uns also weiterreiten, wir können die Stadt bis zum Einbruch der Dunkelheit hinter uns lassen.«
    Valkar ging mit Timon zu seinem Craith zurück, dessen Zügel er ein Stück entfernt an eine knorrige Kiefer gebunden hatte. Die beiden schwangen sich auf den Rücken des Tieres, und Valkar lenkte es eilig auf die Stadt zu, während Grimstan und Danira auf der zweiten Echse folgten. Gorm blieb eine Weile stehen und keckerte aufgebracht; erst als Timon ihm aufmunternd zurief, setzte auch er sich in Bewegung. Schon bald ritten die Gefährten zwischen einzelnen Trümmern hindurch, die weit über die eigentlichen Grenzen der Stadt hinaus verstreut waren. Nach einer Weile verdichteten sich die dunkelgrauen Bruchstücke zu den Umrissen von Häusern und Befestigungsanlagen, die teilweise bis zu den Grundmauern geschleift worden waren.
    Unentwegt ließ Valkar seinen Blick über die Ruinen schweifen, trotzdem trieb er seine Echse zur Eile an und verlangsamte sein Tempo nur, wenn der zerklüftete Boden es erforderlich machte. Danira war froh darüber, denn ein Gefühl der Bedrohung war in ihr gewachsen, und bei jeder Biegung des Weges fürchtete sie, dass plötzlich ein Feind vor ihnen stehen würde.
    Erst als sie schon den größten Teil des Weges durch die Stadt zurückgelegt hatten, ließ Valkar sein Reittier an einem Gebäude halten, dessen Außenwände noch mehr als mannshoch aufragten. Hohe, schmale Fensteröffnungen waren in der Mauer aus grauem Stein zu sehen, und eine Treppe mit steilen Stufen führte zum Eingang hinauf. Valkar stieg

Weitere Kostenlose Bücher