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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Loridan?«
    »Nein – ich habe nichts gespürt. Doch was ist mit dir? Spürst du jetzt keinen Schmerz mehr?«
    »Nein, ich spüre nichts – überhaupt nichts. Es ist, als würde ein Teil von mir fehlen, nachdem ich so viele Jahre gesprochen und gefühlt habe wie ein Drache. Ich frage mich schon, ob es ein Traum war, als ich den Geist meines Bruders spürte.«
    »Es muss die Wirkung des Kristalls sein«, sagte Loridan. »Die Drachen können seine Strahlung nicht ertragen, und der Teil von dir, der zu den Drachen gehört, ist nun in einen tiefen Schlaf versetzt.«
    »Aber was ist, wenn es kein Schlaf ist? Vielleicht ist dieser Teil von mir bereits tot. Und … wie soll ich jetzt weiterleben – ohne die Drachen?«
    »Ich werde dir helfen. Wir alle hier werden dir helfen. Hast du nicht gesagt, dass du zu mir gehörst? Und wenn es irgendwie geht, werden wir die Drachen zurückholen. Doch jetzt musst du erst wieder zu Kräften kommen, du hast eine ganze Woche geschlafen.«
    »Ja, ich fühle mich schwach, und … und es ist gut, dass du da bist.«
    »Ja, ich bin bei dir«, sagte Loridan. »Und auch Danira und Timon und Tirandor.«
    Selina blickte mit einem verstörten Lächeln in die Runde, sie erstarrte allerdings, als Grimstan und Herubald an die Gruppe herantraten. Loridan erkannte, wie der Blick der Frau an Grimstan hängen blieb.
    »Sorge dich nicht«, sagte der Ritter. »Auch das sind Freunde. Grimstan und Herubald sind ihre Namen. Und dort drüben sitzt Gerric, der sich ausruht, denn er ist verletzt.«
    Herubald ließ sich auf ein Knie nieder, um Selina zu grüßen, während Grimstan in einigen Schritten Entfernung stehen blieb.
    »Es ist soweit«, sagte der alte Mann. »Wir können unsere gefallenen Kameraden jetzt bestatten.«
    »Gut«, erwiderte Loridan und wandte sich wieder an die Frau. »Du solltest noch für eine Weile ruhen. Wir wollen Abschied nehmen von zwei Kameraden, die im Kampf gegen die Kreaturen der Finsternis getötet wurden.«
    »Nein, ich habe lange genug geschlafen.« Selina legte ihre Hand in die des Ritters. »Auch ich will von euren Kameraden Abschied nehmen. Bitte, hilf mir aufzustehen.«
    »Trinkt erst diesen Trank«, sagte Tirandor und reichte ihr einen Becher. »Er wird Euch helfen, schnell wieder zu Kräften zu kommen.«
    Während Selina aus dem Becher trank, streckte Loridan die Rune, die er immer noch in der Hand hielt, dem Heiler entgegen, dieser schüttelte jedoch seinen Kopf.
    »Es scheint, dass dieses Amulett in Eure Hände gehört«, sagte Tirandor. »Ihr sollt es nun tragen, denn wenn ich Grimstans Worte richtig verstanden habe, dann ist dieses Artefakt von großer Bedeutung in dem Abenteuer, das vor uns liegt.«
    »So scheint es.« Loridan nickte, und er blickte unentschlossen auf das Amulett, das schwach glühend in seiner Hand lag. »Dennoch ist es ein kostbares Geschenk.«
    »Das ist es«, bestätigte Tirandor, und dann lächelte er. »Doch auch ohne dieses Artefakt kann ich immer noch so manches Wunder vollbringen.«
    Als Selina den Becher geleert hatte, führte Loridan sie zu der Stelle, wo die beiden Gefallenen in flachen Mulden lagen. Die ausgehobene Erde und ein Haufen von Steinen lagen bereit, um die Gräber zu bedecken. Gestützt auf Loridans Arm, ließ sich Selina zwischen den beiden Toten nieder und beugte sich zuerst über den leblosen Magier. Sie strich mit ihrer Hand über Wange und Bart des Toten und wandte sich dann mit bekümmertem Blick dem zweiten Grab zu. Ihre Hand ruhte für eine Weile auf Valkars Brust.
    »Mir ist, als würde ich diesen Mann kennen. Etwas Vertrautes spüre ich in ihm, auch wenn kein Leben mehr in ihm ist. Ich bin traurig, denn ich fühle, dass sein Tod einen schweren Verlust für uns bedeutet.« Sanft strich Selinas Hand über das Gesicht des Toten. »Ich habe dich nie getroffen, trotzdem glaube ich, dich zu kennen. Die Drachen haben lange gewartet, dass ein Mensch wie du zu ihnen kommen würde. Nun hat sich alles zum Schlechten gewendet – die Drachen sind gegangen, und du bist tot. Möge Firion seine Hand über dich halten.«
    »Valkar, erst gestern habe ich dich kennengelernt, und doch vermisse ich dich.« Loridan kniete neben Selina vor den beiden Gräbern nieder. »Und Tan-Thalion, teurer alter Freund. Ihr beide steht nun vor Firions Thron, und er wird über euch richten. Möget ihr Frieden finden.«
    »Valkar, mein Freund«, sagte Danira. »Du warst unser Führer – doch nun gehst du auf Wegen, auf denen wir nicht folgen

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