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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Tan-Thalions Nachfolge antreten muss. Also nimm die Tasche, und sieh dir ihren Inhalt an, vielleicht kannst du etwas damit anfangen. Sei allerdings vorsichtig – die Dinge, die du findest, könnten auch Gefahren in sich bergen. Wenn es dir lieber ist, können wir uns die Tasche später gemeinsam ansehen.«
    Endlich streckte Timon eine Hand aus, um die Tasche zu ergreifen, er stellte sie jedoch neben sich auf den Boden und begann wieder, seinen Arath zu streicheln. Für eine Weile blickte Grimstan schweigend auf den Jungen hinunter, dann ergriff er noch einmal das Wort.
    »Du findest noch einen anderen Gegenstand in der Tasche – Seth, die Rune des Eises, die Valkar gehört hat. Nun sollst du sie tragen.«
    »Ich werde sie verwahren«, sagte Timon. »Zusammen mit den anderen Runen.«
    »Valkar und du – es gab etwas, in dem ihr euch geähnelt habt«, sagte Grimstan. »Deine Ausstrahlung hat etwas an sich, das ich auch in Valkar gespürt habe. Ich denke, dass Seth nun zu dir gehört, so wie sie vorher zu Valkar gehörte. Du sollst die Rune nicht verwahren, du sollst sie tragen. Sie gehört zu dir.«
    »Ich werde mir die Rune anschauen«, sagte Timon. »Später.«
    »Tu das«, sagte Grimstan. »Wir werden jetzt etwas essen, und dann wollen wir aufbrechen. Willst du dich uns nicht anschließen?«
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte Timon. »Ich werde später nachkommen.«
    Nachdenklich musterte Grimstan den Jungen, wandte sich dann aber ab und ging zurück zu den anderen Gefährten. Timon blickte dem alten Mann hinterher und öffnete dann zögernd den Verschluss der Tasche. Als Erstes erblickte er das Amulett, das oben auf den restlichen Dingen lag. Er berührte die Rune mit einer Hand und war überrascht, als ein überwältigendes Gefühl ihn erfasste und ein Leuchten von dem Amulett ausging. Es war stärker als bei den anderen Runen, die er bisher berührt hatte. Seth, das Zeichen des Eises – war dies wirklich die Rune, die zu ihm gehörte, so wie zuvor die Fain-Rune in Loridans Hand ihre größte Macht entfaltet hatte? Nach kurzem Zögern hängte der Junge das Amulett um seinen Hals und steckte es unter sein Hemd. Er hatte erwartet, dass die Berührung der Rune wieder starke Gefühle in ihm wecken würde, und dass ein ständiges Leuchten von ihr ausgehen könnte. Tatsächlich glühte die Rune in einem sanften Licht, das jedoch schnell nachließ, und auch das merkwürdige Gefühl währte nur kurz, trotzdem blieb ein seltsames Bewusstsein der Macht in ihm zurück.
    Er blickte verstohlen um sich, doch niemand schien ihn zu beachten. Ein wenig abseits war Danira in eine leise Unterhaltung mit Selina vertieft. Die Männer waren damit beschäftigt, eine kleine Mahlzeit und den baldigen Aufbruch vorzubereiten. Timon warf einen weiteren langen Blick zu Danira, ein wenig enttäuscht darüber, dass sie nicht mehr bei ihm saß. Unwillig wandte er sich wieder der Tasche zu und sichtete kurz deren Inhalt. Das Hauptfach enthielt etliche kleine Flaschen aus Glas oder Ton und auch einige Dosen, die teils aus Holz teils aus Metall gefertigt waren. Wahllos öffnete Timon einige der kleinen Behälter, sah aber nichts, was ihn sonderlich interessierte.
    In einem Seitenfach der Tasche fand er eine kleine Tafel aus einem Material, das ihm wie Knochen erschien. Ein golden glänzender Rahmen umfasste die glatte, gelblich-weiße Fläche, in die seltsame Schriftzeichen eingeritzt waren. Die Zeichen waren keine Buchstaben, wie Timon sie kannte, und er wollte die Tafel schnell wieder beiseitelegen, dann plötzlich erstarrte er in seiner Bewegung. Irgendetwas an der Inschrift erschien ihm merkwürdig vertraut zu sein. Eine kurze Erinnerung flackerte in ihm auf – oder eher ein Traum, denn wieder einmal fühlte er sich in die Vergangenheit von Car-Elnath zurückversetzt, wie schon in früheren Träumen, die ihn geplagt hatten. Für einen Moment sah er Feuerschein auflodern, hörte die verzweifelten Schreie von Menschen. Der Schatten eines gewaltigen geflügelten Wesens schien über ihn hinwegzuziehen.
    Gorms Winseln weckte ihn aus seinem kurzen Tagtraum, und verstört blickte Timon den Arath an. Er war überrascht, die Tafel immer noch in seiner Hand vorzufinden und steckte sie schnell in das Fach zurück, aus dem er sie entnommen hatte. Er wollte die Tasche schon wieder verschließen, als ein silbriger Schimmer seine Aufmerksamkeit erweckte. Timon fasste tief in die Tasche hinein, und unter der Ansammlung von winzigen Gefäßen ertastete er

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