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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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können.«
    Weinend wandte das Mädchen sich ab, als die Männer begannen, die Gräber mit Erde zu bedecken. Selina legte eine Hand auf Daniras Schulter, und gemeinsam gingen sie in die Mitte des Lagers. Schweigend sahen sie zu, wie Herubald und Loridan auf beide Gräber einen Kreis von Steinen legten und den letzten Segen sprachen. Als die Bestattung beendet war, traten Grimstan und Herubald an Loridan heran. Der alte Mann hielt ein Schwert in der Hand und hatte einen Ledermantel über seinen Arm gelegt. An einem Riemen über seiner Schulter trug er eine Tasche.
    »Das ist Valkars Schwert«, sagte er. »Ich denke, er hätte nichts dagegen, wenn du es von nun an führst. Und auch seinen Mantel solltest du tragen – der Umhang eines Drachentöters ist zu auffällig an den Orten, zu denen wir gehen werden.«
    »Warum sollte ich sein Schwert nehmen?«, fragte Loridan. »Ich besitze eine Waffe.«
    »Das Schwert, das du trägst, wurde geschmiedet, um Drachen zu töten. Nur wenig Schaden fügt es den Kreaturen Thaur-Angoths zu. Hast du nicht gemerkt, wie wenig du gegen den Dämon ausrichten konntest?«
    »Ja, ich habe es gemerkt. Auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass mein Schwert daran die Schuld trägt.«
    »Es ist aber so«, sagte Grimstan. »Mit jedem gewöhnlichen Schwert könntest du einem Dämon mehr Schaden zufügen als mit deiner Waffe. Dunkle Mächte wirken in ihm – und auch der Schmied, der diese Waffe geschaffen hat, muss über diese Kräfte verfügen. Weißt du, wie alt dein Schwert ist?«
    »Ja«, erwiderte Loridan. »Thongal hat es geschmiedet, vor zwei Jahren. Manche Ritter der Gilde besitzen sehr alte Schwerter, die schon von anderen Rittern vor ihnen getragen wurden. Der Bestand der Gilde an Schwertern war aber nie sehr groß, und von Zeit zu Zeit zerbrechen Waffen oder sie gehen verloren. Es müssen also immer wieder neue Schwerter geschmiedet werden.«
    »Ich hätte es mir denken können«, sagte Grimstan. »Der Schmied der Gilde muss also auch zu den Alten gehören, oder zumindest einer ihrer engsten Vertrauten sein. Herubald muss Eldilion warnen, wenn er tatsächlich nach Car-Tiatha zurückkehren will.«
    »Ja, ich werde zurückkehren, zumindest nach Ber-Faidon«, sagte Herubald.
    »Gut.« Loridan nickte bedächtig, und sein Blick fiel auf die Tasche, die Grimstan in seiner Hand trug. »Ist dies nicht Tan-Thalions Tasche?«, fragte er.
    »Ja, sie ist es«, sagte Grimstan. »Ich denke, dass Timon sie nun tragen sollte.«
    »Tan-Thalion bat mich einst, seine Besitztümer der Zaubergilde zurückzubringen, falls ihm etwas zustoßen sollte«, wandte Loridan ein. »Ein wichtiges Artefakt muss in dieser Tasche sein.«
    »Wir können nicht nach Car-Tiatha zurückkehren, und wir dürfen auch nicht in Kontakt mit der Gilde treten. Dennoch kann Tan-Thalions Artefakt uns nützlich sein, wenn Timon seine Bedeutung ergründet.«
    »Wie sollte Timon dies schaffen?«, fragte Loridan. »Er ist doch noch ein Kind.«
    »Er ist kein gewöhnliches Kind.« Grimstan lächelte müde. »Vergiss nicht, dass sein Zauber uns in der Nacht gerettet hat. Also vertraue mir – ich denke, dass Timon mehr über diese Dinge weiß als jeder andere von uns.«
    »Also gut«, sagte Loridan. »Lasst uns nun ein letztes gemeinsames Mahl einnehmen. Wir sollten diesen Ort so schnell wie möglich hinter uns lassen.«
    *
    Timon saß am Rand des Lagers auf dem Boden; Tränen flossen über seine Wangen. Gorm lag neben ihm und hatte seinen Kopf auf den Schoß des Jungen gebettet.
    »Gorm hat tapfer gekämpft«, sagte Grimstan, der leise herangetreten war. Er hockte sich nieder, um den Arath zu streicheln. »Es war nicht gut für ihn, seine Zähne in das Fleisch des Dämons zu versenken.«
    »Tirandor sagt, dass er es gut überstehen wird.«
    »Das ist schön.« Grimstan zögerte kurz und reichte Timon dann die Tasche, die er bei sich trug. »Das ist Tan-Thalions Tasche. Du sollst sie nun tragen, denn sie enthält die Utensilien, die der Zauberer für seine Künste benötigte.«
    »Ich? Was soll ich mit diesen Dingen?«, fragte der Junge. »Ich bin kein Zauberer.«
    »Doch, das bist du – oder zumindest kannst du es werden. Du hast uns in der letzten Nacht durch deinen Zauber gerettet.«
    »Aber ich habe nur die Worte des Zauberers nachgesprochen …« Immer noch machte Timon keine Anstalten, die Tasche entgegenzunehmen.
    »Hast du das wirklich?« Mit nachdenklichem Blick musterte Grimstan den Jungen. »Trotzdem denke ich, dass du es bist, der

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