Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
wickelte sich in seine Decken, doch eine seltsame Unruhe ließ ihn keinen Schlaf finden. Leise Stimmen schienen in seinem Kopf zu klingen – Stimmen, die er kannte, auch wenn sie nicht zu ihm redeten. Er verstand ihre Worte nicht, und auch als er nach einer langen Zeit endlich in den Schlaf sank, setzte sich das Raunen in seinen Träumen fort. Und dann, plötzlich, erwachte er.
    Alles war ruhig. Das Auge des Wächters leuchtete so hell, dass die schlafenden Gefährten deutlich zu sehen waren. Auch Eril-Angoth war in seiner Nähe, und von ihm schien das seltsame Flüstern auszugehen. Grimstan richtete sich auf und sah um sich. Zwischen den Felsen, die sie umgaben, stand eine Gestalt und blickte in die Nacht hinaus. Auch aus der Entfernung erahnte er die Ausstrahlung des Guten und wusste, dass es Loridan war. Ein leises Zischen erklang nahebei, und der alte Mann sah Gorm, der ruhelos zwischen den Schlafenden umherlief. Sogar im matten Licht des Himmelswanderers trat seine rote Färbung klar hervor.
    Getrieben von einer seltsamen Unruhe erhob sich Grimstan und trat zu dem jungen Drachentöter. Von dessen Standort zwischen den Felsen ließ sich das Land im Westen überblicken, und wie in der vergangenen Nacht war die rot glühende Rauchwolke über dem Berg des Feuers zu sehen.
    »Spürst du es auch?«, fragte Grimstan.
    »Ja.« Loridan blickte konzentriert in den nächtlichen Himmel hinauf und schien der Bewegung eines Objektes über den Zenit in Richtung Westen zu folgen.
    »Einer der Dämonen des Dunklen Herrn ist an uns vorübergezogen«, sagte Grimstan. »Wir wollen hoffen, dass er uns nicht gesehen hat, dennoch ist es beunruhigend, dass sein Kurs ihn nach Westen führt. Ich fürchte, dass der Drachenberg sein Ziel ist.«
    Schweigend und bedrückt blickten die beiden Gefährten in die Nacht hinaus, zu dem Berg des Feuers und über das weite Land, das sich im Licht Eril-Firions abzeichnete. Auch als das Gefühl der Bedrohung vorübergezogen war, blieb Grimstan weiterhin unbewegt stehen.
    »Willst du nicht schlafen?«, fragte Loridan. »Du hast keine Wache.«
    »Ich werde gleich wieder ruhen«, sagte Grimstan. »Warte noch kurz hier mit mir und beobachte den Berg.«
    Für eine Weile standen die beiden Männer beisammen und blickten nach Westen, bis plötzlich für einen kurzen Moment ein kleiner dunkler Punkt gegen das Glühen der Rauchwolke zu erkennen war.
    »Du hattest also recht«, sagte Loridan. »Der Dämon ist zu dem Berg geflogen. Was mag er dort suchen?«
    »Es gibt verschiedene Möglichkeiten«, antwortete Grimstan. »Vielleicht sucht er uns – doch wenn die Alten denken, dass der Berg unser Ziel sein könnte, dann müssten sie wohl auch ahnen, was wir dort suchen.«
    »Die Rune?«, fragte Loridan. »Denkst du, der Dämon könnte sie stehlen?«
    »Vielleicht – obwohl ich mir nicht erklären kann, wie sie davon erfahren haben sollten. Eher glaube ich, dass sie einfach die Gelegenheit nutzen wollen, sich in dem Berg umzusehen. Und ich denke, dass der Dämon sich scheuen würde, die Rune zu berühren.«
    »Wenn wir den Berg morgen erreichen, wird es heller Tag sein – dann sollte der Dämon uns nicht gefährlich werden können.«
    »Es ist nicht der Tag, den die Dämonen fürchten, sondern die Sonne. In die Höhlen des Drachenberges kann Aeons Licht nicht scheinen. Aber ich hoffe, dass der Dämon nur auf einem Erkundungsflug ist und wir ihm morgen nicht begegnen werden. Trotzdem – wo ein Dämon auftaucht, sind oft auch Thaur-Angoths erste Kinder nicht fern. Wir müssen uns in Acht nehmen, wenn wir morgen in den Berg eindringen.«
    *
    Vorsichtig schritt Deryn durch den finsteren Gang, die Hand mit der flackernden Lampe weit vor sich ausgestreckt. Mit der anderen Hand tastete er sich an der Wand entlang, fühlte das kalte, feuchte Mauerwerk. Ein Labyrinth von Gängen durchzog die Fundamente der Burg, aber nur ein Teil davon existierte offiziell. Deryn befand sich in einem Abschnitt, der nur wenigen Eingeweihten vertraut war. Zwar war er glücklich und stolz, sich nun zu diesen Auserwählten zählen zu dürfen, trotzdem fühlte er auch Unbehagen. Er hasste es, sich heimlich durch die verborgenen Gänge zu schleichen, während nur ein paar Schritte entfernt die Soldaten des Königs in ihren Quartieren herumlungerten. Die Fürsten waren bemüht, den Schein zu wahren – Harellan und seinen Männern wurden alle Ehren zuteil, die Gesandten des Königs zustanden, auch wenn sie nur einfache Soldaten waren. Die

Weitere Kostenlose Bücher