Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
Gefahr, ein Opfer dieser Machenschaften zu werden. Und schließlich gab es noch eine wichtige Entscheidung, die er heute getroffen hatte: Er musste handeln, und zwar sofort. Die Fürsten mussten gewarnt werden, und wenn die Fürsten ihm nicht glaubten – Elaine würde es tun. Er würde sie besuchen, gleich am nächsten Morgen.
    *
    Außer Loridan und Grimstan hatte keiner der Gefährten Car-Carioth betreten. Ein Stück Weges entfernt von der Stadt hatten sie gerastet, und als sie am nächsten Morgen ihr Lager wieder abbrachen, hatten sich ihnen vier Drachentöter angeschlossen. Zwei der Ritter waren mittelgroß und kräftig, und beide hatten das gleiche rotblonde Haar, denn sie waren Brüder. Lardin und Tamaric waren ihre Namen. Die beiden anderen Drachentöter hätten verschiedener kaum sein können, denn Mardil war klein und schlank, während Torbald, sein Schwertbruder, groß und kräftig war. Sie waren nun eine große und gut bewaffnete Gruppe und brauchten sich um die Bedrohung durch die Dunkelmenschen nur wenig Sorgen zu machen. Vier Tage waren mittlerweile vergangen, seit die Gefährten sich von Car-Carioth westwärts gewandt hatten. Der Pfad hatte sie zwischen den Gipfeln der Berge hindurch an den Rand des Gebirges geführt, und nun lag nur noch ein einzelnes schroffes Bergmassiv vor ihnen: der Berg des Feuers. Am dritten Tag nach ihrem Aufbruch von Car-Carioth hatten sie den Berg zum ersten Mal erblickt, und in der Dunkelheit der letzten Nacht hatten die Gefährten beobachtet, wie ein roter Feuerschein die aufsteigenden Rauchschwaden zum Glühen brachte.
    Grimstan blickte dem Berg entgegen, über den es so viele Berichte und Legenden gab. Obwohl die Aussicht, diesen Ort zu betreten, eine merkwürdige Erregung in ihm weckte, fühlte er sich zu alt und müde für das Abenteuer, das ihnen bevorstand. Vor langer Zeit schon hatte er alle Hoffnung aufgegeben, und nun musste er doch wieder kämpfen, denn er fühlte sich für Danira verantwortlich, und auch um Timon sorgte er sich. Seit einigen Tagen zog der Junge es vor, allein zu reiten, und meist saß er schweigsam und in sich gekehrt auf seinem Craith. Schon seit dem Kampf, bei dem Tan-Thalion und Valkar getötet worden waren, hatte Timon sich so verhalten. Immer wieder fiel Grimstan auf, wie der Blick des Jungen zu Danira wanderte, die zusammen mit Selina auf dem Rücken einer Reitechse saß. Das Mädchen und die Frau schienen sich bestens zu verstehen, und sie ritten jetzt meistens zusammen.
    Mehrfach hatte Grimstan ein Gespräch mit Timon gesucht, schon während des Rittes nach Car-Carioth, doch der Junge schien keine Unterhaltung und keine Aufmunterung zu wünschen. Das einzige Thema, über das sie hin und wieder geredet hatten, war Tan-Thalions Tasche gewesen. Eine Tafel mit seltsamen Schriftzeichen und ein mysteriöses Kästchen bereiteten Timon Kopfzerbrechen, denn beide Gegenstände wollten ihre Geheimnisse nicht preisgeben. Die Tafel weckte seltsame Gefühle oder Erinnerungen in ihm, auch wenn er den Sinn der Schriftzeichen nicht ergründen konnte, und das Kästchen hatte bisher allen Öffnungsversuchen widerstanden. Grimstan beschloss, noch eine Weile zu warten, bevor er die Initiative ergriff, denn eine Ahnung war in ihm erwacht, was der Grund für die merkwürdige Stimmung des Jungen sein könnte. Vielleicht würde sich in Car-Elnath alles klären.
    Im Laufe des Tages näherten sie sich dem Berg immer weiter, und die Rauchsäule, die aus seinem zerklüfteten Gipfel aufstieg, erschien ihnen immer bedrohlicher.
    »Manchmal dringt flüssiges Feuer aus dem Berg hervor«, sagte Loridan während einer Rast. »Und in einem weiten Umkreis regnen Asche und kleine Steine herunter.«
    »Es erinnert mich an den Südkontinent«, sagte Tirandor. »Der Fels, das Eis auf den Gipfeln und das Feuer des Berges – die Elemente sind stark hier. Es ist eine wilde und faszinierende Welt.«
    »Und es ist meine Heimat«, sagte Selina mit leiser Stimme. »Ich sehne mich danach, sie wiederzusehen.«
    »Morgen werden wir den Berg erreichen«, erwiderte Loridan. »Doch nun sollten wir weiterreiten, dann wird unsere Wegstrecke morgen umso geringer sein.«
    »Ich frage mich, was wir dort finden werden«, murmelte Grimstan.
    Auch wenn ihr Weg sie einen Geröllhang hinauf und über die Schulter eines weiteren Berges führte, so bewegten sie sich die meiste Zeit doch abwärts. Bäche von Schmelzwasser aus den hohen Schneefeldern flossen zuweilen neben ihnen her. Zwischen den Felsen

Weitere Kostenlose Bücher