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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Fürsten ließen sie großzügig mit Bier und Wein versorgen, und an den Abenden speisten sie sogar mit ihnen.
    Seit ein paar Tagen ging dies nun schon so, und längst war alles gesagt, was gesagt werden musste. Zunächst hatten die Fürsten sich gegen die Forderungen des Königs gesträubt, um dadurch die Verhandlungen in die Länge zu ziehen. Sie hatten gehofft, dass die Soldaten ungeduldig werden und durch unbedachte Äußerungen vielleicht etwas über die Kriegspläne des Königs verraten würden. Dem Anschein nach besaßen die Soldaten allerdings keinerlei Kenntnisse, die für die Fürsten von Car-Carioth von Nutzen waren. Auch war ihnen noch keine Ungeduld anzumerken, da sie es offensichtlich genossen, wie königliche Gesandte behandelt zu werden. Allein dafür hatte es sich gelohnt, das Spiel fortzuführen, denn jeder Tag, den die Gesandtschaft sich in Car-Carioth aufhielt, würde die Pläne des Königs weiter verzögern.
    Nun waren die Verhandlungen endlich beendet, und für den nächsten Morgen war die Abreise der Gesandtschaft geplant, zurück nach Car-Tiatha. Der König konnte mit den Resultaten zufrieden sein, denn Car-Carioth erklärte sich dazu bereit, alle Forderungen zu erfüllen, ausgenommen nur den verlangten Proviant – von dieser Forderung würden sie sich durch zusätzliches Gold freikaufen. Dies war der Wille der Fürsten, und Deryn hatte ihnen widerwillig zugestimmt, denn Gweregon sollte so lange wie möglich denken, dass alles nach seinem Willen verlief.
    Es gab jedoch eine Änderung der Pläne, von der Angbolds Soldaten noch nichts wussten: Sie würden morgen ohne den königlichen Boten in ihre Heimat zurückkehren. Lange hatte Deryn mit den Fürsten beraten, wie er sich von seinen Begleitern absetzen sollte, und schließlich hatte man sich für den einfachsten Weg entschieden: Er würde einfach nicht dort sein, wenn die Gesandtschaft sich morgen zur Abreise sammelte. Es würde erstaunte Gesichter geben, und sicherlich würden auch böse Worte fallen – doch den Soldaten fehlte die Macht, sich dem Willen der Fürsten zu widersetzen.
    Deryn hatte sich nun vollends in den Dienst der Fürsten von Car-Carioth gestellt, und bald würde er aufbrechen, um in Car-Elnath nach Loridan und seinen Gefährten zu suchen. Einstweilen jedoch bewohnte er immer noch ein Gästequartier direkt neben dem von Harellan, dem Anführer der königlichen Soldaten. Er wusste, dass der Unteroffizier ihm misstraute, doch dank der geheimen Gänge des Palastes konnte er seine Kammer unbemerkt verlassen. Der Gang führte auch an Harellans Quartier vorbei, und dort stand ein Vertrauter der Fürsten, der den Unteroffizier durch eine sorgfältig verborgene Öffnung beobachtete. Deryn grüßte den Mann mit einem Nicken, das dieser erwiderte, ohne ein Wort zu sprechen. Weiter folgte Deryn dem Gang, an gelegentlichen Abzweigungen vorüber, die sich schnell im Dunkeln verloren. Nach einer kurzen Strecke sah er vor sich den Schein einer Lampe, die ihm verriet, dass er sein Ziel erreicht hatte – die geheime Ratskammer der Fürsten.
    Ein Soldat stand vor der Tür, die hier vom Gang aus deutlich zu erkennen war. Der Mann salutierte und öffnete den Durchgang, damit Deryn eintreten konnte. Als die Tür sich hinter ihm schloss, war sie fast unsichtbar, denn sie war ein Teil der hölzernen Täfelung, die alle Wände der Kammer umspannte. Die drei Fürsten saßen in einer Reihe an der Kopfseite der schweren Tafel, die fast den ganzen Raum ausfüllte. Trotz der beengten Verhältnisse wurde auch hier auf Förmlichkeiten nicht verzichtet – wie im offiziellen Thronsaal stand hinter den Regenten der leere Stuhl des Fürsten Sardoc.
    An der einen Längsseite der Tafel hatten Fardalon und Fardhan Platz genommen, die Söhne des Fürsten Fargis. Beide waren etwa vierzig Jahre alt, hatten blondes Haar und waren in Ringpanzer und weiße Waffenröcke gekleidet. Ihnen gegenüber saßen Ardawan und Laureas, der Oberste der Drachengarde von Car-Carioth. Auch ein Offizier der städtischen Truppen war anwesend, dessen Name Deryn nicht bekannt war.
    Hinter Gorlac stand seine Tochter Elaine, und sie stieß einen freudigen Ruf aus, als sie Deryn sah. Eilig schritt sie ihm entgegen und umarmte ihn zärtlich. Während Deryn die vertrauliche Begrüßung genoss, schaute er über die Schulter der jungen Frau hinweg zu Fürst Gorlac hinüber, der die Szene mit gerunzelter Stirn verfolgte.
    »Genug für heute, mein Sohn«, sagte der Fürst. »Du wirst morgen

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