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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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der Drachentöter wurden gemacht, um dem Feuer der Drachen zu trotzen. Sie werden auch der Hitze des Berges widerstehen.«
    Selina trat in eine schmale Felsnische, in der ein Lager aus Decken errichtet war. Auf einem Sims stand eine Sammlung von kleinen Gegenständen, und Loridan sah erstaunt einen Zinnbecher, einen hölzernen Teller und eine geschnitzte Figur, die einen Reiter auf einer Echse darstellte. Dazwischen lagen goldene Münzen und verschiedene kleine Schmuckstücke mit funkelnden Edelsteinen. An einer Wand hing ein aus Metall gefertigter Kreis – das Symbol Firions.
    »Woher hast du all diese Dinge?«, fragte er.
    »Die Drachen haben mich einmal in eine zerstörte Stadt mitgenommen, weit weg von hier an der Küste des Meeres. Dort habe ich auch den leuchtenden Kristall gefunden.«
    Sie verstummte, nahm die Reiterfigur in die Hand und schien irgendwelchen Erinnerungen nachzuhängen.
    »Viele Legenden ranken sich um diesen Ort«, sagte Torbald, der an Loridan herangetreten war. »Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal einen Fuß in diese Höhlen setzen würde.«
    »Keiner von uns hätte dies geglaubt.« Loridan legte eine Hand auf die Schulter seines Gefährten, der kaum kleiner war als er selbst. »Und ich bin froh, dass ihr hier mit uns seid, du und Mardil. Wir werden eine große Geschichte zu erzählen haben, wenn wir unsere Gildenbrüder wiedersehen.«
    Die Gefährten hielten sich nicht lange in der Höhle auf, denn Selina führte sie bald weiter, in einen schmalen Spalt hinein, der geradlinig durch den Fels führte. Tiefer und tiefer drangen sie in die geheimnisvolle Dunkelheit des Berges ein. Der Gang war manchmal so niedrig, dass die Gefährten nur gebückt vorankamen, dann öffnete er sich wieder in unfassbare Höhen, die über die Reichweite von Selinas Licht hinausgingen. Die geheimnisvolle Welt im Inneren des Berges faszinierte die Gefährten, sie hielten jedoch nicht an, um die funkelnden Kristalle und glitzernden Minerale, die in den Fels eingeschlossen waren, näher zu betrachten.
    Einmal, als sie am Grund einer tiefen Spalte entlanggingen, glaubte Loridan für einen Moment, ein glänzendes Augenpaar zu erblicken, doch im nächsten Augenblick war es verschwunden, und der Ritter war sich nicht sicher, ob es vielleicht nur eine Reflexion von Selinas Licht gewesen war. Sie trafen auf einen breiteren Gang, weit genug, um von den Drachen genutzt zu werden, und folgten dessen Verlauf. Zu weiteren großen Wohnhöhlen kamen sie, und jedes Mal nannte Selina ihnen die Namen der Drachen, die dort gelebt hatten. Die Hitze hatte inzwischen weiter zugenommen, und die Luft glühte in ihren Gesichtern und ihren Lungen.
    »Wir sind nun nicht mehr weit von der Ratshöhle entfernt«, sagte Selina. »Dies ist der Ort, wo die Drachen sich versammeln, wenn es gilt, wichtige Entscheidungen zu treffen. Doch wir können diesem Weg nicht weiter folgen – die Luft dort ist so heiß, dass wir sie nicht mehr atmen können.«
    Die junge Frau führte die Gefährten in einen Spalt, der sie wieder vom Zentrum des Berges wegführen sollte. Es war ein schmaler Gang, und von Zeit zu Zeit mussten die Gefährten sich bücken oder auf Händen und Knien vorwärtskriechen. Düstere Befürchtungen plagten Loridan, denn in dieser beengten Umgebung könnte ein Feind sich ihnen ungesehen bis auf kürzeste Entfernung nähern. Er hielt sich immer dicht vor Selina, und an jeder Biegung steigerte sich seine Besorgnis. An jedem Gang oder Spalt, der von dem ihren abzweigte, hielt er kurz an und lauschte in die Dunkelheit, die auch Selinas Kristall nicht erleuchten konnte.
    Gerade hatten sie wieder eine dieser Spalten passiert, als ein unterdrückter Aufschrei von Danira den Ritter kampfbereit herumwirbeln ließ. Zu seiner Beruhigung sah er, dass das Mädchen mit schmerzverzerrtem Lächeln auf einen Felsvorsprung deutete, gegen den sie gestoßen war. Kurz kauerte sie sich auf den Boden, um mit beiden Händen ihr schmerzendes Knie zu massieren. Loridan drehte sich wieder zu Selina um, die ebenfalls besorgt nach Danira sehen wollte. Er hatte sich kaum von dem Mädchen abgewandt, als ein erschreckter Aufschrei ihn erneut alarmierte. Sofort fuhr er wieder herum, aber Danira war nicht mehr dort, wo sie eben noch gehockt hatte. Nur ein zappelndes Bein war noch zu sehen, das gleich darauf in einer Felsspalte verschwand. Grimstan, der direkt bei dem Mädchen gestanden hatte, zwängte sich ebenfalls in den Spalt, kam jedoch gleich wieder mit einem

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