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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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unterdrückten Schmerzenslaut zurückgetaumelt. Die linke Hand hielt er gegen die rechte Schulter gepresst, und Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor.
    *
    Die Hand, die Danira an der Schulter gepackt hatte, zeugte von einer übermenschlichen Stärke. Sie war von dem Angriff so überrascht gewesen, dass sie ohne jeden Widerstand von den Füßen gerissen worden war. Erst als sie sich schon in der Enge des Spaltes befand, versuchte Danira, sich zu wehren und sich loszureißen. Sie spürte, wie die Naht ihres Ärmels nachgab und halb abgerissen wurde, sodass der unsichtbare Angreifer kurz den Halt verlor. Dann jedoch legte sich eine Hand über ihren Mund, und eine weitere Hand packte ihren zweiten Arm. Unfähig, sich zu wehren oder zu schreien, wurde sie weiter durch die Dunkelheit gezerrt, und nur gedämpft hörte sie das Klirren von Waffen und die Rufe ihrer Kameraden. Die Hand, die rau in ihrem Gesicht lag, und der bestialische Gestank um sie herum raubten ihr die Sinne. Sie erkannte den Geruch, und sie ahnte, dass es die schrecklichen Dunkelmenschen waren, die sie entführt hatten.
    Für eine Weile verlor Danira das Bewusstsein, und als sie wieder zu sich kam, spürte sie, dass ihre Entführer Halt gemacht hatten. Laute Stimmen erklangen um sie herum, die in einer garstigen Sprache einen Disput führten. Zumindest erschien es ihr, als ob sich ein Streit zwischen den Dunkelmenschen anbahnte, auch wenn sich in dieser Sprache womöglich jedes Gespräch wie eine Auseinandersetzung anhörte. Immer noch hielten harte Fäuste ihre Handgelenke umspannt, sodass Danira unfähig war, sich zu bewegen. Zu ihrer Überraschung sah sie den flackernden Schein eines fernen Feuers, der die Höhle, in der sie sich befanden, in ein fahles Licht tauchte. Schemenhaft erkannte sie die Umrisse eines Dunkelmenschen, der sich über sie beugte und mit einer Hand nach ihrem Schwertgriff fasste. Er berührte die Waffe nur kurz und zuckte dann wieder zurück, einen Laut der Überraschung oder des Entsetzens auf den Lippen. Erneut entbrannte ein kurzer Disput, und schließlich trat ein anderer Dunkelmensch nach vorne, doch auch er wagte es nicht, die Waffe an sich zu nehmen. Ein Funke der Hoffnung keimte in Danira, denn offensichtlich hatten diese furchtbaren Wesen Angst vor ihr – oder zumindest vor ihrem Schwert.
    Sie erschrak, als der Dunkelmensch, der vor ihr stand, seinen langen Dolch zückte, und die Spitze der Waffe sich ihrem Körper näherte. Die Hand des Wesens griff nach ihrem Waffengurt, zog ihn stramm, um ihn mit der Klinge zu durchtrennen. Als dies geschehen war, fiel das Schwert zu Boden – und dabei berührte der Griff der Waffe kurz das Bein des Dunkelmenschen, der ihre Arme festhielt.
    Für einen Moment lockerte sich der Griff der harten Fäuste, als die Kreatur einen unterdrückten Schrei ausstieß. Danira nutzte die Gelegenheit, riss sich los. Schnell bückte sie sich, um ihr Schwert aufzunehmen. Schon bevor sie die Waffe in der Hand hielt, erschienen die Dunkelmenschen vor Angst zu erstarren. Dies erleichterte es ihr, die Klinge aus der Scheide hervorzuziehen, und sofort begann das Schwert, in einem sanften Licht zu leuchten. Die Dunkelmenschen wichen entsetzt zurück, allerdings nur aus der unmittelbaren Reichweite ihrer Waffe. In einem Abstand von wenigen Schritten war Danira von den furchtbaren Wesen umzingelt, und das Licht ihres Schwertes spiegelte sich in den Augen ihrer Feinde.
    Danira überlegte fieberhaft. Obwohl ihre Gegner in der Überzahl waren, griffen sie nicht an, offensichtlich fürchteten sie das magische Schwert. Man hatte sie entführt, aber nicht getötet – also wollten ihre Gegner sie lebend fangen. Wenn die Dunkelmenschen alle gleichzeitig angreifen würden, könnten sie sie mühelos überwältigen – auch ohne sie zu töten, doch dabei würden vielleicht einer oder zwei der Angreifer sterben. Diese Wesen der Finsternis kannten also auch Angst, Angst um ihre persönliche Unversehrtheit, Angst um ihr Leben. Ein Funke von Hoffnung keimte in Danira – solange niemand den Dunkelmenschen den Befehl zum Angriff gab, konnte sie noch entkommen.
    Sie ließ die Spitze ihres Schwertes in plötzlichen Schwüngen herumfahren, um eventuelle Angreifer zu entmutigen. Dann setzte sie sich langsam in Bewegung, während ihre Gegner tatsächlich vor ihr zurückwichen. Nach kurzer Zeit erreichte sie die Wand der Höhle. Seitlich ging sie nun weiter, den Rücken fortwährend dem rauen Fels zugewandt. Doch ständig

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