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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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und die verbliebene Glut verblasste langsam gegen das Dämmerlicht des Morgens. Die Nacht war vorüber. Ein Wachposten saß schläfrig an einem Lagerfeuer und warf noch einmal einen Ast in die Flammen. Erschreckt drehte er sich um, als ein Geräusch hinter ihm ertönte, doch er sah schnell, dass es nur einer seiner Kameraden war.
    »Schon wach?«, fragte der Wächter, als der Soldat sich neben ihn setzte.
    »Hmm«, sagte der andere. »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Ja, viele werden nicht schlafen können in dieser Nacht. Bald werden die Kriegspfeifen erklingen, und das Heer wird sich zum Abmarsch bereit machen.«
    »Was werden wir wohl finden, wenn wir in die Westlande kommen? Es heißt, Calidor habe sich mit den Mächten des Bösen verbündet.«
    »Ja«, sagte der Wächter. »Ich habe selbst einen der dunklen Dämonen gesehen, als er über die Stadt hinwegschwebte. Drei Wochen ist dies nun schon her. Es war die Nacht, in der die beiden Männer getötet wurden – der Schmied der Drachengilde und noch ein anderer.«
    »Aber was können wir gegen diese Wesen ausrichten?«
    »Ich weiß es nicht. Allerdings können wir etwas gegen die Menschen tun, die diese Dämonen herbeigerufen haben.«
    »Ja, wir werden die Menschen töten, die dafür verantwortlich sind.« Der Soldat schwieg für einen Moment. »Die Familie meiner Frau wohnt in Car-Dhiorath. Ich war nie in den Westlanden, aber ich hatte mir gewünscht, einmal dorthin zu kommen.«
    Der Klang einer Lure ließ die beiden Männer aufblicken. Der östliche Horizont hatte sich golden gefärbt, und gleich würde sich der Rand der Sonnenscheibe zeigen. Der Ruf war von den Mauern der Stadt gekommen, wo sich hoch auf dem Turm der erste Sonnenstrahl auf dem blank geputzten Helm eines Soldaten spiegelte.
    »Vielleicht werden wir bald dort sein, in Car-Dhiorath.« Der Wachsoldat griff zu seiner Kriegspfeife und hob sie an die Lippen, um das Signal zu erwidern. Schnell breitete sich der Ruf durch das gesamte Lager aus, und aus allen Richtungen waren schrille Pfeifenklänge zu hören.
    »Ja, vielleicht werden wir nach Car-Dhiorath geschickt«, sagte der Soldat, als sein Kamerad das blecherne Signalinstrument wieder beiseitelegte. »Aber manche sagen auch, dass wir nach Car-Osidia marschieren werden, wo wir gegen Calidor selbst kämpfen müssen.«
    »Car-Dhiorath wäre mir lieber«, erwiderte der Wächter. »Vielleicht gibt es dort weniger Dämonen, wenn Calidor seine Hauptmacht in Car-Osidia sammelt.«
    »Vielleicht.« Der Soldat schüttelte müde seinen Kopf. »Aber was ist, wenn wir nach Car-Dhiorath kämen, und ich würde die Familie meiner Frau treffen? Was ist, wenn sie auch zu den Dämonenbeschwörern gehören?«
    »Wir müssten sie töten«, sagte der Wächter.
    »Ja, das müssten wir.« Der Soldat erhob sich schwerfällig, und seine Hand legte sich auf den Griff des Kurzschwertes, das an seinem Gürtel hing. Er sah, dass das Lager zum Leben erwacht war, wie ein Nest von Grünechsen, in das man einen Stock hineingestoßen hat.
    »Ich wünsche dir Glück, Freund«, sagte der Wächter. »Möge Firions Licht auf dich scheinen, und sein Arm möge deine Klinge lenken.«
    »Auch dir viel Glück, Freund«, sagte der Soldat. »Möge Firion uns einen klaren Verstand geben, damit unsere Klingen keine Unschuldigen treffen.«
    *
    Der Klang der Kriegspfeifen aus dem Feldlager war auch in den Mauern der Stadt zu hören, eine Folge von schrillen Tönen, mal näher, mal weiter entfernt. Langsam nur erwachte Car-Tiatha aus dem Schlaf, und die meisten Fenster waren noch mit hölzernen Läden verschlossen. Auf den Mauern der Stadt blinzelten müde Wächter in das Licht der aufgehenden Sonne. Nur in einem der Türme der Burg stand ein Offizier hellwach am geöffneten Fenster und schaute über die Stadt hinaus, wo ein Narvi träge über den Dächern kreiste, offenbar aufgeschreckt von den Signalen des Heeres.
    »Ich liebe den Klang der Kriegspfeifen, wenn sie zum Aufbruch rufen«, sagte Angbold. »So manche Schlacht haben wir geschlagen in all den Jahrhunderten. Nun beginnt ein neuer Krieg, und vielleicht wird er die Entscheidung bringen. Heute marschieren Gweregons Truppen in Richtung auf Car-Osidia, aber wir werden nicht an der Schlacht teilnehmen. Uns ruft eine andere Pflicht – wir müssen uns mit unseren Gefährten vereinen und alles für die Konjunktion vorbereiten.«
    »So poetische Worte bin ich von dir gar nicht gewöhnt, Eins «, sagte der junge Zauberer, der allein an dem

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