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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Tor öffnen, wenn es soweit ist. Wenn Palaris seine Truppen zum Sturm auf die Mauern von Car-Osidia führt, dann musst du bereitstehen.«
    »Aber wie soll ich das tun? Alle Tore werden streng bewacht.«
    »Du wirst einen Weg finden. Enttäusche mich nicht.«
    »Aber Herr …«
    »Kein aber mehr. Du hast deinen Befehl erhalten, und du wirst ihn befolgen. Oder willst du dich widersetzen?«
    »Nein Herr. Aber …«
    »Ich sagte kein aber . Halte dich bereit – bald wirst du wieder von mir hören.«
    *
    Vorsichtig balancierte Danira die Schale mit der dampfenden Suppe, während sie sich auf der moosüberwucherten Rinde eines umgestürzten Baumes niederließ. Sie stützte die Schale auf ihre Oberschenkel, denn ihre Arme fühlten sich immer noch schwach und zittrig an, obwohl sie jetzt schon seit fast einer Stunde gerastet hatten. Es war ein wunderbares Gefühl, auf dem Rücken eines Drachen zu reisen, doch es war auch anstrengend, mit Schenkeln und Armen einen Halt an der harten, glatten Haut des Drachen zu finden. Auch nach fünf Tagen hatte sie es nicht geschafft, sich so zu entspannen, wie es Selina tat, wenn sie weit über der Erde mit atemberaubender Geschwindigkeit dahinflogen. Sie hatten ihre Reise in kurze Etappen unterteilt, um ausreichend Zeit zu haben, sich zwischen den Flügen wieder zu erholen. Die Drachen selbst schienen unermüdlich zu sein, und auch die Last, die sie auf ihren Rücken trugen, konnte ihren rasenden Flug nicht bremsen.
    Nur das Wetter hatte die Reise verzögert, denn an den letzten beiden Tagen hatten immer wieder schwere Gewitter am Himmel getobt. Die Drachen hatten keine Angst vor Blitz und Donner gezeigt, und auch im schlimmsten Unwetter hatten sie weite Flüge unternommen, um ihre Umgebung zu erkunden. Trotzdem hatten sie ihre Reise an solchen Tagen unterbrochen und Lagerplätze aufgesucht, wo ihre menschlichen Gefährten Zuflucht vor der Wut der Elemente gefunden hatten. Trotz der Verzögerungen hatten sie innerhalb von fünf Tagen eine Strecke zurückgelegt, für die sie normalerweise ein Vielfaches der Zeit gebraucht hätten.
    Das Land, durch das sie sich bewegten, war unwirtlich und rau, und während der gesamten Reise hatten sie nur einmal Anzeichen einer früheren Besiedlung gesehen. Ein großes Trümmerfeld war unter ihnen aufgetaucht, das vor ewiger Zeit einmal eine Stadt gewesen sein mochte. Die Gefährten hatten sich an die Ruinenstadt erinnert gefühlt, die sie vor langer Zeit durchquert hatten – damals, als Valkar und Tan-Thalion noch bei ihnen gewesen waren. Sie ahnten, dass es keine Stadt der Menschen war, die Drachen hatten ihnen allerdings keine Gelegenheit gegeben, die Trümmer näher zu erkunden. Ohne zu zögern hatten sie ihren Flug fortgesetzt, über die Ruinen hinweg und weiter, weiter nach Osten und Süden.
    Die unsichtbare Grenze, wo der Bannzauber der Alten zu wirken begann, lag zwar nicht weit entfernt im Süden, doch auch dort war das Land karg und unfruchtbar. Einmal allerdings hatten sie einen einsamen Wachturm gesehen, der offenbar in immerwährendem Misstrauen zum Land der Drachen hinüberblickte.
    »Car-Adonath liegt hinter diesen Hügeln«, hatte Loridan gerufen. »Die Stadt von Fürst Palaris.«
    Sie hatten sich nicht gescheut, jeden Tag ein Lagerfeuer zu entzünden, denn sie brauchten im Umkreis von vielen Meilen keine unliebsamen Beobachter zu fürchten. So kamen sie regelmäßig in den Genuss warmer Mahlzeiten, und der Flug mit den Drachen erschien ihnen als der angenehmste Teil ihrer bisherigen Reise. In den Nächten hatten sie keine Wachen aufgestellt, denn die Nähe der Drachen bot ihnen Schutz gegen die räuberischen Tarth-Echsen, die das Land durchstreiften.
    Auch an diesem Tag hatten sie sich eine Suppe gekocht, in der das Fleisch einer großen Sandechse schwamm, die sie kurz zuvor erbeutet hatten. Obwohl es erst Nachmittag war, hatten die Gefährten beschlossen, den Rest des Tages zu rasten, um sich für den nächsten Tag zu erholen. Danira blickte um sich, während sie ihre Suppe löffelte. Gerric und Tirandor hatten sich um die Zubereitung der Mahlzeit gekümmert, doch nun war das Feuer, das sie entzündet hatten, wieder heruntergebrannt. Mit einem Stock stocherte Gerric in den glimmenden Überresten herum, während er leise mit dem Heiler sprach. Nahe bei ihnen saßen Herubald und Loridan, auch sie in ein Gespräch vertieft. Timon hockte nicht weit entfernt von den anderen, er beteiligte sich jedoch nicht an der Unterhaltung. Auch seine

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