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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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war, den der Drache empfand. Mit einer sanften Bewegung entwand Goldschuppe seinen Kopf aus Daniras Griff, dann richtete er seinen langen Hals hoch empor. Sein Blick war nach Süden gerichtet, und ein Funkeln lag in seinen Augen. Als Danira besorgt zu dem Drachen emporblickte, legte Selina beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. Endlich bewegte Goldschuppe sich wieder, und Danira und Selina traten einen Schritt zurück, als er seine Schwingen ausbreitete, um sich in die Luft zu erheben. Er flog mit raschen Flügelschlägen nach Süden, tiefer hinein in den Wirkungsbereich des Drachenbanns. Wenige Augenblicke später wendete er abrupt und flog nach Norden zurück. Erst als er dicht neben Sonnenfeuer zu Boden gegangen war, ergriff Selina wieder das Wort.
    »Damals, als Goldschuppe im Berg des Feuers von der Wirkung des Kristalls überrascht wurde, ist er nicht geflohen, er war jedoch zu schwach, um den Bann von sich abzuschütteln. Jetzt ist er aus freiem Willen in den Bereich des Zaubers eingedrungen. Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Ein Zeichen wofür?«, fragte Danira.
    »Dass der Bann vielleicht nicht ewig währt, auch wenn es uns nicht gelingt, die Alten von ihrem Tun abzuhalten. Irgendwann mag die Zeit kommen, wenn die Drachen ihr altes Reich zurückerobern.«
    »In ein paar Tagen werden wir uns von Goldschuppe und den anderen Drachen trennen«, sagte Danira. »Werden sie es auch ohne uns schaffen, den Bann zu überwinden?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Selina. »Aber wir haben eine Entscheidung getroffen, und nun wollen wir zu ihr stehen. Die fünf Reinen müssen sich vereinen, denn es ist ein Kampf, der die Zukunft der Menschen bestimmen wird, und Menschen müssen ihn führen. Wenn du nun bei den Drachen bleiben würdest, gäbe es vielleicht eine Hoffnung, dass irgendwann in der Zukunft das Böse besiegt werden könnte. Für die Menschen wäre es dann allerdings zu spät.«
    »Wenn die Menschen ihre Städte verlassen würden, um im Drachenland zu leben, oder in dem Land im Süden – könnten wir dann nicht bei den Drachen bleiben? Gemeinsam könnten wir bestimmt einen Weg finden, wie wir das Böse überwinden können.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Selina. »Es gibt so viele Menschen in diesem Land. Bis vor Kurzem kannte ich keinen anderen Menschen außer Jandaldon. Inzwischen habe ich gelernt, dass in den großen Städten des Landes mehr Menschen leben, als ich je geahnt habe. Loridan sagt, das karge Land im Norden könnte sie nicht alle ernähren. Die Menschen können nicht das Land verlassen, von dessen Früchten sie leben.«
    »Ja, die Menschen müssen in ihren Städten bleiben, und wir müssen gehen, um sie zu retten.« Danira seufzte. »Ich wäre gerne bei den Drachen geblieben. Ich habe mich noch nie so sicher und geborgen gefühlt wie in den letzten Tagen.«
    »Ich weiß, ich hatte dieses Gefühl die meiste Zeit meines Lebens.« Selina zog Danira in eine zärtliche Umarmung. »Aber wir werden zusammenbleiben bis zum Ende, das verspreche ich dir.«
    *
    Eine Gruppe von Berittenen bewegte sich zielsicher durch das schwindende Licht der Abenddämmerung. Man hörte das leise Rasseln der Ringpanzer und das lautere Scheppern von Helmen und Waffen, die an den Gürteln der Soldaten tanzten. Auf einem nahen Hügel blitzte für einen kurzen Moment das Licht einer Laterne auf, und sofort hob der Reiter an der Spitze des Zuges einen Arm. Der Trupp hielt an, doch keiner der Männer sprach. Eine Weile verharrte der Offizier reglos, aufmerksam beobachtend, während ein leichter Windstoß seinen rostroten Umhang flattern ließ. Alles blieb dunkel und still, doch der Offizier trieb sein Reittier weiter auf den Hügel zu, auf dem das Signal zu sehen gewesen war. Der Weg führte die Reiter durch offenes Land, bevor sie schließlich den Saum eines Waldes erreichten. Die Dämmerung war schon weit fortgeschritten, und unter den Bäumen herrschte undurchdringliches Zwielicht. Plötzlich trat aus einem Gebüsch eine kleine Gruppe von Männern hervor, von denen einige schwere Armbrüste in den Händen trugen.
    »Halt!«, rief einer der Männer, und der Anführer der berittenen Schar hob erneut seinen Arm. Die Echsen zischten leise, als ihre Reiter an den Zügeln zogen, um die Tiere zum Stehen zu bringen. Der Führer des Trupps ließ sich aus dem Sattel gleiten und trat ein paar Schritte nach vorne.
    »Nerrin, es ist gut, dich zu treffen«, sagte er. »Du hättest spätestens gestern hier sein sollen.«
    »Wir wurden

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