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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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ihren Körper flach auf den Boden, um Selina und Danira absteigen zu lassen. Auch Goldschuppe landete dicht neben ihnen.
    »Wir haben uns an den ersten Tagen unserer Reise ein Stück vom Wirkungsbereich des Bannzaubers entfernt«, sagte Selina. »Nun sind wir wieder am Rand seiner Reichweite angelangt. Es ist jetzt die Wirkung eines anderen Turms, die wir spüren – nicht der, in dem Jandaldon damals verschwunden ist.«
    »Du spürst den Zauber des Turms?«, fragte Danira verwundert.
    »Ja, das tue ich.« Selinas Blick war nach Süden gerichtet, so als könnte sie die Magie mit ihren Augen sehen. »Wir sind jetzt an der Grenze seiner Wirkung, und schon fühle ich die dunkle Macht, die in dem Turm wirkt. Spürst du nicht auch etwas?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Wenn da etwas ist, dann ist es nur schwach.«
    »Du bist zu sehr Mensch, um die Wirkung zu spüren. Ich hätte gedacht, dass du durch Goldschuppes Blut empfänglicher geworden wärst für den Zauber der Alten. Allerdings mag es gerade dieser Zauber sein, der die Wirkung des Drachenblutes in dir unterdrückt, je weiter wir nach Süden kommen. Schon sind wir so weit vorgedrungen, wie Sonnenfeuer es ertragen kann.«
    »Aber warum sind wir an diesen Ort gekommen?«, fragte Danira.
    »Ich werde es dir zeigen. Lass uns weitergehen, tiefer hinein in den Bereich des Bannzaubers.«
    Selina setzte sich in Bewegung, und Danira und die beiden Drachen folgten ihr. Sie waren erst eine kurze Strecke gelaufen, als Sonnenfeuer ein wütendes Schnauben ausstieß.
    »Sonnenfeuer kann nicht mehr weiter«, sagte Selina. »Sie leidet bereits zu sehr unter der Ausstrahlung des Turms.«
    Verwirrt schaute Danira zu, wie Sonnenfeuer sich abwandte und mit einem kraftvollen Schwung ihrer Flügel in die Luft erhob. Nach Norden wandte sie sich, doch nach einer kurzen Strecke verlor sie wieder an Höhe, und mit weit ausgebreiteten Schwingen setzte sie zur Landung an. Das Licht der tief stehenden Sonne glänzte auf ihren hellgoldenen Schuppen, als Sonnenfeuer ihren Blick auf die beiden Menschen und den jungen Drachen richtete.
    »Auch ich fühle wieder etwas von dem Schmerz, der auf mir lastete, als Jandaldon den Bannzauber erneuert hatte«, fuhr Selina fort. »Damals befand ich mich direkt bei dem Turm, und die Wirkung setzte überraschend ein. Nun weiß ich, dass ich die Strahlung des Turms ertragen kann, auch wenn es mir Mühe bereitet weiterzugehen.«
    »Aber was ist mit Goldschuppe?«, fragte Danira.
    »Ja, Goldschuppe ist der Grund, warum wir hier sind. Er hat sich in den letzten Tagen mehrfach der Grenze des Drachenreiches genähert, um seine Stärke zu erproben. Und seine Stärke ist gewachsen. Er hat Kraft gezogen aus der Beziehung, die er zu dir entwickelt hat.«
    »Aber was konnte er durch mich erringen, das du ihm nicht schon längst hättest geben können?«
    »Ich habe es gelernt, zu denken und zu sprechen wie ein Drache, Goldschuppe hat jedoch nur wenige Wesenszüge der Menschen von mir erlernt. Ich war noch sehr jung, als ich zu den Drachen kam, viel jünger als du heute bist. Als ihr einander im Berg des Feuers begegnet seid, ist ein Band zwischen euch entstanden, das Goldschuppe nun auch einen Teil deiner Kraft gegeben hat. Lass uns ein Stück weitergehen.«
    Danira blieb an Goldschuppes Seite, als dieser sich wieder in Bewegung setzte, weiter nach Süden, tiefer hinein in den Wirkungsbereich des Drachenbanns. Sie glaubte nun auch, die Wirkung eines finsteren Zaubers zu spüren, doch wenn sie Goldschuppe anblickte, ahnte sie, dass es nur ein Teil von dessen Erregung und Schmerz war, den sie fühlte. Eine kurze Strecke gingen sie stetig weiter, bis Goldschuppe schließlich anhielt, und auch Selina blieb abrupt stehen.
    »Kannst du nicht mehr weiter?«, fragte Danira, denn sie sah, dass das Gesicht der jungen Frau angespannt und verkrampft wirkte.
    »Doch, ich kann weiter – es bedeutet allerdings für mich, einen Teil meines Denkens aufzugeben. Die Strahlung des Kristalls erfüllt immer mehr meinen Geist. Schon jetzt kann ich kaum noch Goldschuppes Gedanken verstehen. Aber ich spüre, dass er leidet. Geh zu ihm und versuche, ihm etwas von deiner Stärke zu geben.«
    Zögernd trat Danira an Goldschuppe heran, unsicher darüber, wie sie ihm Kraft geben sollte. Schließlich presste sie ihre Stirn gegen seinen Kopf, in der Hoffnung, wie zuvor etwas von seinen Gedanken spüren zu können. Doch wieder fühlte sie nur Schmerz, und sie ahnte, dass es nur ein Schatten des Schmerzes

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