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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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aufgehalten«, sagte der andere. »Es war ein weiter Weg von Car-Carioth hierher.«
    »Auch unser Weg ist lang gewesen«, sagte der Offizier. »Habt ihr die Geschütze?«
    »Natürlich – doch es war schwieriger, sie durch das Hügelland zu bewegen, als wir angenommen hatten. Sie sind nicht weit von hier, und auch der Rest der Männer lagert dort.«
    »Was ist mit den Männern aus Car-Carioth? Kann man sich auf sie verlassen?«
    »Sie sind keine langen Reisen gewohnt.« Nerrin lachte. »Bisher haben sie immer nur auf ihren Türmen gehockt. Aber ich denke, sie verstehen ihr Handwerk.«
    »Gut. Seit wann seid ihr hier?«
    »Erst seit zwei Stunden.«
    »Habt ihr einen sicheren Lagerplatz gefunden?«
    »Ja, wir liegen in einem flachen Tal, und ich habe Wachen auf den umliegenden Hügeln postiert.«
    »Dann sollen deine Männer ruhen bis morgen früh, und hütet euch, wir sind jetzt nahe an unserem Ziel. Du musst dein Lager nach allen Seiten sichern, denn das Land ist voller Späher des Feindes.«
    »Das werde ich tun. Hat der Fürst dir noch weitere Befehle für mich mitgegeben?«
    »Nicht direkt.« Der Offizier lachte leise. »Aber er hat gesagt, dass ich dir die Haut abziehen soll, wenn du heute nicht erscheinst. Du hast Glück.«
    »Glück?«, schnaubte Nerrin. »Glück würde ich es nennen, wenn ich wieder zuhause auf meinen Feldern wäre und auf eine gute Ernte hoffen könnte. Palaris scheint es nicht erwarten zu können, Car-Osidia in Flammen zu sehen.«
    »Ja, der Fürst freut sich auf diesen Kampf. Er hasst Calidor schon lange.«
    »Ich hatte nie etwas mit Calidor zu tun, und ich brenne nicht darauf, ihn kennenzulernen. Man sagt, dass er mit dem Bösen im Bunde ist.«
    »Ja, das ist er«, sagte der Offizier. »Palaris weiß, dass die Soldaten Angst haben, doch er hat uns zugesagt, dass wir die Stadt plündern dürfen, wenn wir die Mauern erstürmt haben. Wenn du Glück hast, wirst du mit einem Haufen Gold auf deinen Hof zurückkehren.«
    »Das wäre wirklich Glück. Ich könnte das Geld gebrauchen – meine Ernte war nicht gut im letzten Jahr, und im Winter sind mir zwei Echsen gestorben.«
    »Dann gib dir Mühe, sobald der Kampf beginnt. Wenn die Stadt brennt, wird Palaris glücklich sein. Und wenn Palaris glücklich ist, wird das Glück auch uns treffen.«
    »Falls wir dann noch leben«, brummte Nerrin. »Wann werden wir morgen aufbrechen?«
    »Deine Männer sollen bei Sonnenaufgang marschbereit sein. Wir müssen früh aufbrechen, um die Mauern von Car-Osidia vor dem Abend zu erreichen. Wir wollen uns hier wieder treffen, wenn die Sonne aufgeht.«
    »Gut, ich werde hier sein. Ich wünsche dir eine ruhige Nacht.«
    »Es gibt noch etwas zu sagen«, erwiderte der Offizier. »Es könnte sein, dass die Späher des Fürsten in der Nacht auf deine Posten treffen. Du solltest ihnen die Parole mitteilen, die der Fürst für diese Nacht ausgegeben hat.«
    »Und wie lautet die Parole?«
    »Tod und Verdammnis.« Der Offizier lachte rau.
    »Tod und Verdammnis? Wer zur Hölle denkt sich eine solche Parole aus?«
    »Wer weiß?« Der Offizier schwang sich auf sein Reittier und setzte sich wieder an die Spitze seiner Begleiter. »Auch dir eine gute Nacht.«
    Nerrin blickte verwirrt hinter den Reitern her, als sie rasch in der Dunkelheit verschwanden.
    »Tod und Verdammnis«, murmelte er. »Das mag uns allen bevorstehen, wenn wir die Mauern von Car-Osidia erreichen.«
    *
    »Sieh doch, dort gibt es Tonpfeifen.« Timon wies auf einen der Marktstände, gleichzeitig zog er Danira mit sich, um die angebotenen Waren näher zu betrachten. Der kleine hagere Händler entlockte den Pfeifen sonderbare Töne, die an das Zwitschern von Vögeln erinnerten. Lächelnd beobachtete Timon den mageren Mann, und ein seltsames Leuchten war in seinen Augen. Mit gerunzelter Stirn musterte Danira ihren Gefährten, doch gleichzeitig freute sie sich, denn an diesem Tag schien Timon weniger düster und verschlossen als an den Tagen zuvor. Im Gegenteil – seit sie am Vormittag in Car-Niëllath angekommen waren, schien er wieder der fröhliche Junge zu sein, den sie einst in Car-Tiatha kennengelernt hatte.
    »Hast du einmal so eine Pfeife besessen?«, fragte Danira.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Timon. »Vielleicht vor langer Zeit, als ich noch Gerugrim war.«
    »Kannst du dich an die Zeit erinnern, als Gerugrim ein Kind war?«
    »Nur verschwommen. Ich habe manchmal Probleme, meine Erinnerungen – ich meine Timons Erinnerungen – von denen

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