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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Eldilion sah das Entsetzen in den Augen der Königin, während sie durch das Ruinenfeld ritten. Sie sprach kein Wort in all der Zeit, bis sie den Torplatz erreichten und dem Tor der Burg entgegenstrebten.
    »So viel Leid«, sagte sie leise. »Ich wünschte, dass ich vorher etwas getan hätte.«
    »Es gab wenig, das Ihr hättet tun können«, antwortete Eldilion. »Die Drachenritter haben größere Schuld auf sich geladen – und mein Gewissen fragt mich unablässig, ob ich die Zeichen anders hätte deuten können, als ich es mein ganzes Leben getan habe.«
    Sie wurden durch das Tor in den Burghof eingelassen, und kaum waren sie von ihren Reittieren abgesessen, als der König selbst ihnen entgegenkam, offenbar durch einen Boten über die Ankunft des Drachenritters unterrichtet.
    »Eldilion«, rief Calidor, als er den Meister der Drachenritter erblickte. »Es freut mich, Euch zu sehen.«
    »Auch ich freue mich.« Die beiden Männer reichten sich die Hände. »Ihr wart ein Knabe, als ich Euch das letzte Mal in Car-Tiatha sah.«
    »Ja, es war eine glückliche Zeit damals. Nun bin ich König und ein Mann voller Sorgen. Doch wer sind die Damen, die Euch begleiten?«
    »Kennt Ihr mich nicht mehr?«, fragte Jeslyn, und sie zog die Kapuze zurück, die ihr goldenes Haar verhüllt hatte. »Früher fiel es Euch schwer, mich Tante zu nennen. Aber auch heute genügt es, wenn Ihr mich Jeslyn nennt. Und das ist Ylee, meine Gefährtin.«
    »Ihr seid fürwahr ein Licht in der Dunkelheit meiner Sorgen.« Calidor verneigte sich vor den beiden Frauen. »Es drängt mich zu hören, welches Geschick Euch hierher verschlagen hat. Doch ich will nicht unhöflich sein. Ihr sollt Euch erfrischen, und wir können reden, während wir speisen.«
    »Auch ich sehne mich danach, mit Euch zu sprechen.« Jeslyn lächelte. »Dennoch werden wir Euer Angebot einer Erfrischung nicht ausschlagen. Wir waren zwei Wochen unterwegs, und ich bin solche Reisen nicht mehr gewohnt.«
    »Alles soll für Euer Wohl getan werden. Ich will Euch zu einem Gemach geleiten.«
    Calidor führte die beiden Frauen zum Eingang des Palastgebäudes, und Eldilion folgte ihnen. Als Ylee und die Königin sich in der Obhut einer Dienerin in ihre Gemächer begeben hatten, wandte Calidor sich wieder dem Drachenritter zu.
    »Ihr müsst meine Vorsicht entschuldigen«, sagte er. »Ich will sogleich einen Boten schicken, der Eure Männer zu uns bringt. Wir wurden in eine furchtbare Schlacht verstrickt, und der Schrecken sitzt noch tief in unseren Herzen. Unser Sieg war teuer erkauft, jetzt allerdings gibt es wieder Hoffnung, da wir die Gilde der Drachenritter auf unserer Seite wissen.«
    »Die Gilde ist nicht mehr so stark, wie sie einmal war, denn auch wir haben bereits eine Schlacht hinter uns. Nun würde ich gerne auch mit Carilon reden. Ist er nicht hier?«
    »Doch, er ist in der Stadt.« Calidors Gesicht umwölkte sich. »Aber er ist schwer verwundet. Er überlebte nur, weil einer der feindlichen Soldaten ihn vom Schlachtfeld trug. Ein merkwürdiger Zufall – Carilon rettete das Leben dieses Mannes zuvor, als sie sich bei einer anderen Gelegenheit trafen.«
    »Ich möchte ihn sehen«, sagte Eldilion.
    »Natürlich, wir wollen sehen, ob er wacht oder schläft. Es wird ihn freuen, von Eurer Ankunft zu hören.«
    Calidor führte den Ritter durch die verwinkelten Gänge der Burg. An vielen Stellen standen Wachen, die grüßten, als der König sich mit seinem Gast näherte. Im Vorübergehen sah Eldilion, dass mehrere Räume innerhalb der Burg zu Krankenquartieren umfunktioniert worden waren. Sie fanden Carilon schlafend in einer kleinen Kammer, ein wenig abseits von den anderen Räumen. Sein Oberkörper war mit Bandagen umwickelt, und eine junge Frau saß auf einem Stuhl neben seinem Bett. Die Pflegerin erhob sich, als die beiden Männer den Raum betraten, doch Calidor bedeutete ihr mit einer Geste, sich wieder zu setzen.
    »Wir wollen ihn nicht stören«, flüsterte der junge König und blieb in der Nähe der Tür stehen. Eldilion trat leise näher an das Bett heran, und für eine Weile betrachtete er Carilons Gesicht. Mit einem unwilligen Schütteln seines Kopfes wandte er sich schließlich ab und folgte Calidor zurück auf den Korridor.
    »Wird er überleben?«, fragte der Drachenritter.
    »Ich hoffe es.« Calidor blickte in Eldilions Augen. »Die Heiler sagen, dass er gute Aussichten auf eine vollständige Genesung hat.«
    »Schon zu viele Ritter meines Ordens sind in den letzten Wochen

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