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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Stimme, die in sein Ohr zu flüstern schien.
    »Timon … Timon, hörst du mich?«
    Der Traum endete plötzlich, und Timon lauschte angestrengt in die Nacht hinaus, während er sich fragte, ob er wach war oder schlief. Leise Geräusche ertönten um ihn herum – die regelmäßigen Atemzüge der Schlafenden und etwas weiter entfernt die nervösen Laute der Craith-Echsen. Und dann war da wieder diese Stimme.
    »Timon … Timon, wach auf.«
    Plötzlich war der junge Zauberer hellwach. Er öffnete seine Augen, blickte um sich. Er lag am Rand des seitlich offenen Unterstandes, sodass er einen Streifen des nächtlichen Himmels sehen konnte, an dem zahlreiche Sterne funkelten. Der flackernde Schein eines kleinen Feuers beleuchtete das Lager, doch niemand war in der Nähe, der zu ihm gesprochen haben könnte.
    Timon setzte sich auf, und einer plötzlichen Eingebung folgend, fasste er in seine Tasche und brachte den Kristall zum Vorschein, den Grimstan ihm bei ihrem Abschied gegeben hatte. Die Stimme schien direkt aus dem schimmernden Stein zu kommen.
    »Timon … sprich zu mir.«
    »Grimstan … bist du es?« Mit seinem Geist formte Timon die Worte, denn er scheute sich, laut zu sprechen.
    »Ja«, sagte die Stimme. »Wie ist es euch ergangen?«
    »Gut. Wir haben Jandaldon gefunden, und nun sind wir auf dem Weg …«
    »Nein – nenne nicht den Ort, an dem du bist und nicht die Richtung, in die du gehst. Was ist mit Ul’ur? Ist er vernichtet?«
    »Wir glauben es«, sagte Timon. »Aber wir … aber … woher weißt du von Ul’ur?«
    »Ich habe es geahnt. Ich habe eine Erschütterung gespürt in … in der magischen Macht, die diese Welt durchsetzt. Dieses Ereignis wird auch unseren Feinden nicht entgangen sein. Ihr Blick wird sich in eure Richtung wenden. Hütet euch, denn ihr Arm ist lang.«
    »Gut, das werden wir. Wo bist du jetzt?«
    »Ich werde mein Ziel in wenigen Tagen erreichen. Noch habe ich keine Neuigkeiten für euch. Ich werde mich wieder bei dir melden.«
    »Es gibt noch etwas zu berichten«, sagte Timon. »In Car-Niëllath habe ich einen Stein gefunden. Er ist wie … wie der Stein aus dem silbernen Kästchen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Grimstan. »Hüte ihn gut – und nimm dich in Acht. Wenn es sonst keine Neuigkeiten gibt, dann sollten wir das Gespräch jetzt beenden.«
    »Doch, noch etwas ist geschehen. Vor einigen Tagen trafen wir einen Mann – einen Fürsten aus einer Küstenstadt im Westen. Navaris ist sein Name. Loridan meint, dass er eine Bedeutung für den Krieg hat. Er ist jetzt auf dem Weg in seine Stadt.«
    »Hat Loridan ihm über unsere Mission berichtet?«
    »Ja, das hat er.«
    »Dann ist alles gut – das war eine wichtige Nachricht.«
    »Kann ich dich auch rufen, wenn ich weitere Neuigkeiten für dich habe?«
    »Nein. Wenn du den Stein benutzt, könnten unsere Feinde auf dich aufmerksam werden. Auch so ist jedes Gespräch eine Gefahr. Verbirg den Stein nun wieder – wir dürfen kein Risiko eingehen.«
    »Gut. Auf Wiedersehen, Grimstan.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Timon blickte noch eine Weile nachdenklich auf den Kristall, bevor er ihn wieder in seiner Tasche verbarg. Ein kurzer Blick zeigte ihm, dass seine Gefährten ruhig schliefen – offenbar hatte niemand sein stummes Zwiegespräch bemerkt. Schließlich bettete er sich wieder zur Ruhe, doch es dauerte eine Weile, bis der Schlaf sich erneut einstellte.
    *
    Ein langer Ritt durch die Drachenberge und das angrenzende Hügelland lag hinter den Drachenrittern. Immer wieder waren sie auf Soldaten aus Car-Tiatha getroffen, die sich in mehr oder weniger großen Gruppen durch das Land bewegten. Je weiter sie sich der Hauptstadt des Westreiches näherten, umso schlechter wurde der Zustand der Soldaten, die sie trafen. Viele Verwundete verbargen sich offenbar noch in den Wäldern des Hügellandes, in der Hoffnung, wieder zu Kräften zu kommen für den langen Weg nach Hause. Und auch die Spuren des Krieges wurden deutlicher, je weiter die Reiter nach Westen vordrangen. In einem kleinen fruchtbaren Tal inmitten des Hügellandes hatten sie niedergebrannte Häuser und verwüstete Felder vorgefunden, mutwillig zerstört oder von hungrigen Soldaten geplündert. Nur selten hatten die Drachenritter die Gelegenheit, mit einigen der Soldaten zu reden, denn diese waren verängstigt und flohen, sobald sie Eldilion erkannten. Der Meister der Drachengilde hätte gerne versucht, die zerstreuten Männer wieder zu einer Streitmacht zu formen, doch die Zeit war zu

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