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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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dass wir mutig für unsere Freiheit kämpfen, auch wenn Zauberer und Dämonen gegen uns stehen. Doch auch auf die, die hier zurückbleiben, wartet eine schwere Aufgabe. Denn der Krieg mag zurückkehren nach Car-Osidia, und die Stadt muss sich auf eine Belagerung gefasst machen. Möge Firion uns alle beschützen.«
    Und der junge König zog sein Schwert aus der Scheide und hielt es hoch in die Luft zum Zeichen des Aufbruchs. Die Armee setzte sich in Bewegung, während durch die Menge der Zuschauer noch ein Raunen lief, als die, die näher am König gestanden hatten, seine Worte für jene wiederholten, die sie nicht hatten verstehen können. Es dauerte einige Zeit, bis die Armee den Marktplatz verlassen hatte, und die Bürger blieben zurück, ergriffen von Ehrfurcht und tiefer Sorge. Das lange Warten lag nun vor ihnen, auf irgendeine Nachricht vom Schicksal ihres Königs.
    *
    Erschöpft saß Deryn auf dem Hang des Hügels, der den Kern der neuen Siedlung bilden sollte, und sein Blick schweifte über das weite Land, das sich vor ihm nach Westen und Süden hin erstreckte. Seit Sonnenaufgang hatte er zusammen mit einigen anderen Männern an einem Pferch gearbeitet, in dem sie eine große Zahl von Sandechsen unterbringen wollten, und auch jetzt erklangen von anderen Baustellen die Geräusche von Äxten, Sägen und Hämmern. Die Sonne stand nun schon hoch am Himmel, doch erst vor kurzer Zeit hatte der Dunst des Morgens sich von dem Land gehoben. Noch immer konnte Deryn kaum erfassen, welchen Schritt er gewagt hatte. Er befand sich in einem Gebiet, das schon immer den Drachen gehört hatte, seit sie in diese Welt gekommen waren. Seine früheren Reisen ins Drachenland waren gänzlich anders gewesen, denn nun waren Hunderte von Menschen bei ihm und verließen sich auf sein Wort, dass ihnen von den furchtbaren Kreaturen keine Gefahr drohte. Aber würde es wirklich auf Dauer so sein? Wie würden die Drachen reagieren, wenn es sich zeigte, dass die Menschen immer noch finstere Pläne schmiedeten? Ohne Selina gab es keine Möglichkeit, sich mit den Drachen zu verständigen, und es stand zu hoffen, dass es zu keinen Konflikten kommen würde.
    Im Moment galt es jedoch, näherliegende Probleme zu lösen, denn die vielen Menschen aus Car-Carioth brauchten Unterkunft und Nahrung. Gemeinsam mit Prinz Fardhan und Elaine sollte Deryn sich nun auch um diese alltäglichen Sorgen der Gemeinschaft kümmern, und die Verantwortung lastete schwer auf seinen Schultern. Noch mehr bekümmerte es ihn, dass er seit so langer Zeit keine Nachrichten aus dem Süden erhalten hatte. Krieg würde nun herrschen, und Loridan und seine Gefährten mussten sich furchtbaren Gefahren stellen. Der Tag der Entscheidung war nicht mehr fern – nur zehn Tage würde es noch dauern, bis die Himmelswanderer sich berühren und die Reinen die Macht der Alten herausfordern würden. Noch zehn Tage des Bangens lagen vor ihnen, dann würde das Schicksal der Welt sich entscheiden. Oder war vielleicht schon alles entschieden? Deryn wusste, dass Loridan keine große Hoffnung gehabt hatte. Vielleicht war der Ritter bereits tot, zusammen mit Danira und den anderen Gefährten. Traurig schüttelte Deryn seinen Kopf – er fragte sich, wie die Welt heute aussehen würde, wenn er Danira nicht getroffen hätte, wenn er sie nicht aus ihrer Heimat in der Stadt der Geister herausgerissen hätte. Würde sie immer noch in Car-Elnath leben? Oder wäre das Schicksal der Welt bereits besiegelt?
    Nachdenklich blickte Deryn über das flache Land hinaus, das sich vor ihm ausbreitete. Viele Menschen waren damit beschäftigt, den Boden zu bearbeiten und aus dem nahen Wald Holz herbeizuschaffen. Würde dies wirklich die erste Stadt der Menschen werden, die so weit im Norden bestehen konnte? Der Kampf in Car-Angoth würde auch über das Schicksal dieser kleine Siedlung entscheiden. Wenn die Menschen siegten, dann wäre dieser Ort hier vielleicht bald schon wieder verlassen. Alle Arbeiten, die sie nun verrichteten, wären vergebens gewesen, und die Bewohner der Siedlung könnten nach Car-Carioth zurückkehren. Ein Zeitalter des Glücks würde beginnen.
    Doch wenn das Böse sich als stärker erweisen sollte – wäre dann vielleicht auch alles vergebens? Unzählige Flüchtlinge würden dann in den Norden kommen – wahrscheinlich mehr, als dieses Land ernähren konnte. Trotzdem arbeiteten die Menschen hier unermüdlich. Bäume wurden gefällt, Häuser wurden errichtet, und das Land wurde bearbeitet.

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