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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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schwarz gefiedert, den flammend rot gefärbten Kopf mit dem silbrig glänzenden Schnabel hielt er der aufgehenden Sonne zugewandt. Der mächtigste Vogel des Landes war er und seit Anbeginn des Reiches das Wappentier der Könige. Deryn seufzte leise – dem greisen Monarchen fehlte schon seit langen Jahren die kraftvolle Eleganz, die dem Narvi zu eigen war.
    Als Deryn seinen Blick wieder Danira zuwandte, sah er verwundert, dass sie ihr Schwert in der Hand trug.
    »Wirst du mir zeigen, wie man gegen einen Drachen kämpft?«, fragte sie Loridan.
    »Ich denke nicht, dass du in Car-Tiatha viel Gelegenheit haben wirst, mit dem Schwert zu fechten«, antwortete der Ritter. »Aber ich werde dir ein paar Tricks beibringen, sobald wir das Drachenland hinter uns gelassen haben. Willst du mir dein Schwert noch einmal zeigen?«
    Danira reichte ihm die Waffe und nahm sich ein Stück von dem Trockenfleisch, das Deryn ausgepackt hatte. Loridan zog das schlanke Schwert aus der Scheide und musterte nachdenklich die scharfe Klinge, auf der das Licht der aufgehenden Sonne in rotem Glanz schimmerte.
    »Es ist eine sehr kostbare Waffe. Und Firions Auge ist auf die Klinge graviert, vielleicht als Schutz gegen das Böse«, sinnierte Loridan.
    »Meinst du, man könnte damit einen Drachen erschlagen?«, fragte Danira, während sie auf dem Streifen trockenen Fleisches herumkaute.
    »Ich glaube nicht. Die Waffe ist sehr leicht, sie scheint nicht einmal für einen erwachsenen Mann gemacht zu sein. Der Griff ist eher für die Hand eines Knaben geeignet.«
    »Oder für ein Mädchen«, fügte Deryn hinzu.
    »Ja, das Schwert ist wie für mich gemacht.« Danira sah den Gesandten dankbar an, bevor sie sich wieder Loridan zuwandte. »Ich möchte mehr lernen als das, was Taric mir beigebracht hat.«
    »Schon gut. Wenn ihr beiden euch gegen mich verschworen habt, kann ich nicht widersprechen«, sagte der Ritter mit gespielter Verzweiflung. »Ich werde dich unterrichten, versprochen.«
    »Du musst sagen: Wenn ich lüge soll mich ein Drache fressen «, sagte Deryn.
    Danira und Deryn begannen vergnügt zu lachen, während Loridan die beiden verständnislos anstarrte.
    »Ihr solltet jetzt euer Morgenmahl aufessen«, sagte er endlich. »Es liegt ein langer Tag vor uns, wenn wir Quildons Rasthaus bis zum Abend erreichen wollen. Und auch danach ist es noch ein langer Weg, bis wir das Drachenland hinter uns lassen und nach Lornmund gelangen. Erst wenn wir in Sicherheit sind, kann ich dir zeigen, wie ein Drachenritter kämpft.«
    »Lornmund«, flüsterte Danira, und ihre Fröhlichkeit war plötzlich verflogen. »Da habe ich einmal gelebt. Ich frage mich, ob mich dort noch jemand kennt.«
    *
    Carilon und Seregon näherten sich dem ersten Wachturm, der die Außenbezirke von Car-Carioth markierte. Zehn Tage waren sie unterwegs gewesen, seit sie Car-Osidia verlassen hatten. Den größten Teil ihrer Reise hatten sie in der kahlen Landschaft der Drachenberge verbracht, nun lag um sie herum fruchtbares Ackerland, auf dem sich das erste Grün der aufgehenden Saat zeigte. Hin und wieder waren auch Menschen zu sehen, die sich scheinbar sorglos über die Felder bewegten, obwohl die Sonne erst in einer Stunde untergehen würde. Ein trügerisches Bild der Normalität, das nur durch die verlustreichen Einsätze der Drachengarde aufrechterhalten wurde.
    Wie jeder Drachentöter kannte Carilon die Geschichte dieser Stadt: Fürst Sardoc von Car-Carioth hatte als Erster unter Beweis gestellt, dass Drachen nicht unbesiegbar waren. Die Chroniken berichteten, dass er beim Angriff der Drachen vor einhundertfünfzig Jahren als Letzter auf dem Torturm seiner Burg ausgeharrt hatte. Als dann einer der Drachen auf ihn herabgestoßen war, hatte Sardoc das Katapult ausgelöst, das schussbereit auf dem Turm gestanden hatte. Und der Pfeil hatte den Drachen getroffen – genau in sein weit aufgerissenes Maul. Die Bestie war schwer verletzt auf den Turm gestürzt und hatte den tapferen Fürsten mit sich in den Tod gerissen. Die Menschen, die Sardocs Ende miterlebt hatten, dankten ihm seine Tapferkeit indessen dadurch, dass sie den sinnlos erscheinenden Kampf wieder aufnahmen und die Katapulte der Stadt wieder bemannten. Viele dieser mutigen Männer und Frauen waren gestorben, bevor es ihnen schließlich gelungen war, einen zweiten Drachen zu töten. Daraufhin hatten die Drachen völlig unerwartet ihre Angriffe eingestellt und sich zurückgezogen.
    Ein großer Teil der Menschen hatte den Rückzug

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