Brüder der Drachen
plötzlichen Bewegung nach oben schaute, war es bereits zu spät. Eine furchtbare Klaue traf seinen Kopf, schleuderte ihn zu Boden. Der Kristall entglitt seiner Hand, und das Licht erlosch.
»Timon!« Der Gedanke, dass der Junge tot sein könnte, ließ Daniras Herz erstarren. Einer von Beranions Rittern stellte sich schützend über den leblosen Körper des Jungen, begleitet von einer kleinen Gruppe von Soldaten. Der Dämon drang gegen sie vor, war nur wenige Schritte von Timon entfernt. Gleichzeitig mit dem Verschwinden des Lichts erhoben sich die Schreie der Dunkelmenschen in neu erwachtem Mut. Dutzende stürmten in die Burg, eine wogende Masse haariger Körper.
An dem Dämon und seinen Opfern strömten sie vorbei, schnitten so den heraneilenden Helfern den Weg ab. Danira sah, wie die Klaue des Dämons das Gesicht eines Soldaten zerfetzte, dann musste sie sich auf die Gegner konzentrieren, die ihr entgegeneilten.
Mit einem gewaltigen Streich fällte Herubald einen der Dunkelmenschen, der sich zu weit vor seine Mitstreiter gewagt hatte. Ein zweiter wich zurück, schwer verwundet durch Daniras Klinge. Weitere Ritter drängten sich neben Danira nach vorne, und sie war froh darüber, denn nun war die Hauptmacht der Feinde heran. Ein lautes Krachen ertönte, als die Dunkelmenschen gegen den Wall aus Schilden prallten. Dann nahm der Lärm kein Ende mehr – Schlachtrufe, Schwerterklang und die Schreie von Verwundeten und Sterbenden mischten sich zu einem grauenvollen Getöse. Langsam schob die Schlachtreihe aus Rittern und Drachentötern die Feinde zurück, und Danira war zwischen ihnen. Blut spritzte aus allen Richtungen auf sie ein, besudelte ihre Arme und ihr Gesicht. Sie schritten über gefallene Soldaten und Dunkelmenschen – Tote oder verwundete, zuckende Leiber. Endlich lichtete sich die Reihe der Feinde, und der Blick nach vorne war frei.
Gerade hatte der Dämon mit einer Klaue den Schwertarm des Kriegers gepackt, der Timon verteidigte. Seine zweite Klaue fand einen Halt am Brustpanzer des Ritters, zerrte daran, bis die ledernen Riemen der Rüstung nachgaben. Dann beugte die Kreatur der Finsternis sich herunter und zerriss die Kehle seines Opfers mit den Zähnen. Ein weiterer schwer gepanzerter Soldat eilte herbei, das Schwert zum Schlag erhoben. Doch der Dämon ließ seinen Arm herumschnellen und traf den Helm seines Gegners so heftig, dass dieser zurücktaumelte und über die Leiche eines gefallenen Kameraden stolperte. Und dann wandte die Kreatur sich Timon zu, der immer noch reglos am Boden lag.
Mit verbissener Entschlossenheit drängte Danira nun gegen den Dunkelmenschen vor, der ihren Weg versperrte. Links von ihr trieb Herubald seine Klinge in den Hals eines Gegners, sie selbst lenkte das Kurzschwert eines Dunkelmenschen mit ihrem Schild zur Seite, während sie ihr eigenes Schwert in die entstandene Lücke vorschnellen ließ. Die Kreatur sank sterbend zu Boden, dann endlich war der Weg vor ihr frei. Sie zögerte allerdings, als die roten Augen des Dämons sich in einer ruckartigen Bewegung auf sie richteten – offenbar angezogen vom hellen Leuchten ihres Schwertes.
Einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Auch die geflügelte Kreatur verharrte reglos, die Klaue immer noch nach Timon ausgestreckt. Danira löste sich schneller aus ihrer Starre, sprang nach vorne, und ihre vorzuckende Klinge schnitt tief in den Arm des Dämons. Dessen Schrei übertönte den Lärm des Kampfes, und für einen Moment wandten sich Dunkelmenschen und Soldaten zu ihm um. Dann stieß er einen weiteren Schrei aus, und dies war kein Laut des Schmerzes, sondern die Herausforderung zum Kampf. Mit seinem heilen Arm drang er auf Danira ein, zwang sie dazu, langsam zurückzuweichen. Sie hob den Schild, um einen Schlag abzufangen, und der Stoß traf sie so heftig, dass sie strauchelte und zu Boden ging. Ihr Gesicht berührte den blutbesudelten Körper eines toten Dunkelmenschen. Die Angst überwog jedoch den Ekel, und sie stützte sich an dem Leichnam ab, um sich wieder ihrem Gegner zuzuwenden. Einen Augenblick war sie orientierungslos, fürchtete, dass jeden Moment eine tödliche Klaue sie zerfetzen könnte.
Da sah sie Herubald über sich stehen, der einen Hieb des Dämons abwehrte und sofort zum Angriff überging. Er täuschte einen Schlag an, wartete die Reaktion des Dämons ab und stieß sein Schwert dann mitten in den Unterleib der Kreatur. Während der Dämon noch seinen Schmerz in die Nacht hinausschrie, richtete Danira
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