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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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er sich verkleidet vom Schlachtfeld geschlichen, um sich seiner Schmach nicht stellen zu müssen. Doch der Gedanke lässt mir keine Ruhe, dass er vielleicht in meiner eigenen Stadt einen Unterschlupf finden konnte. Im Moment ist es allerdings sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die Schlacht um Car-Osidia haben wir gewonnen, auch wenn Palaris noch einiges Unheil anrichten mag. Und nun sind wir auch in dieser Stadt hier siegreich gewesen.«
    »Doch dieser Sieg ist nichts wert, solange nicht auch die Alten überwunden sind«, sagte Grimstan, und die Blicke der Heerführer wandten sich ihm zu. Auch Danira sah zu ihm hin, ahnend, dass nun die Worte kommen würden, die sie fürchtete.
    »Ja, wir müssen nun weitergehen«, sagte Sad Eldon, der neben dem alten Mann stand. »In diesen Tempel und die finsteren Höhlen, die darunter liegen.«
    »Wird in diesen Höhlen genug Platz sein, dass das Heer Euch folgen kann?«, fragte Calidor.
    »Die Gänge, durch die wir gehen müssen, sind eng«, sagte Grimstan. »Dennoch können dort noch viele Gegner lauern. Wir werden eine starke Streitmacht brauchen, um unseren Weg zu ebnen.«
    »Ich werde sehen, wie viele Männer ich mit mir führen kann«, sagte Calidor.
    »Nein.« Navaris legte eine Hand auf die Schulter des Königs. »Ihr seid verwundet, und Eure Männer sind müde. Ich werde die Auserwählten mit meinen Männern begleiten.«
    »Das ist gut«, sagte Sad Eldon. »Die, die nicht mit uns gehen werden, sollen hier außen ruhen und den Weg für unseren Rückzug frei halten. Doch falls wir scheitern sollten, zieht Euch zurück, so schnell es geht. Vielleicht können wir den Zauber der Alten brechen, aber trotzdem nicht zurückkehren. Dann werdet Ihr zumindest für die nächsten siebzig Jahre wieder ein friedliches Leben führen können.«
    »Es soll dafür gesorgt werden, dass Eure Taten nicht in Vergessenheit geraten«, sagte Calidor. »Die Alten sollen nie wieder zu Macht und Einfluss kommen.«
    »Nie wieder?«, fragte Grimstan. »Kühne Worte sind dies von einem Sterblichen. Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, gibt es nur einen Weg. Wir müssen die Alten vernichten, hier und heute. Also lasst uns nun gehen.«
    »Möge Firion mit uns sein«, murmelte Sad Eldon.
    Während die Schar sich formierte, trat Grimstan auf Danira zu und legte eine Hand auf ihre Schulter.
    »Wie auch immer dieser Tag endet – ich bin stolz auf dich. Alle Hoffnung, die ich habe, verdanke ich dir.«
    »Wirst du bei mir bleiben bis zum Ende?«, fragte Danira.
    »Ja, das werde ich. Lass uns nun gehen.«
    Navaris übernahm mit dreißig seiner Ritter die Führung, schwer gepanzerte Gestalten in hellblauen Waffenröcken. Zwischen ihnen gingen Grimstan und Sad Eldon, deren Aufgabe es sein sollte, den richtigen Weg zu finden. Die fünf Auserwählten folgten gemeinsam mit Herubald und weiteren Drachenrittern, die noch ohne schwere Wunden waren. Auch Halfas war unter ihnen, denn er wollte nun bis zum Ende dieses Abenteuers bei Jandaldon bleiben. Den Abschluss bildete Beranion, der immer noch entschlossen war, einem der Dämonen gegenüberzutreten. Mit ihm gingen einige seiner treuesten Ritter und dreißig weitere Männer aus dem Gefolge von Navaris.
    Offensichtlich hatten die Drachen den Tempel besonders gründlich zerstört, denn von dem einst mächtigen Gebäude war nur ein Trümmerhaufen geblieben. Vorsichtig bewegte Danira sich über das Geröll. Die meisten der Steinbrocken, über die sie schreiten musste, waren Bruchstücke der Wände mit glatt behauenen Seitenflächen. Viele Steine wiesen allerdings auch Strukturen auf, die vertraute Umrisse und Formen erkennen ließen. Eine große Zahl von Statuen schien bei der Zerstörung des Tempels zu Bruch gegangen zu sein, und die Stücke hatten sich unter den Rest der Trümmer gemischt. Einmal sah Danira eine menschliche Hand zu ihren Füßen liegen, und sie erschauderte, als ihr aus Haufen von Schutt ein steinernes Gesicht entgegenblickte.
    Ein finsterer Zauber lag über diesem Ort, die Ahnung einer uralten und bösen Macht, die einst hier gewirkt hatte. Und auch wenn die Mauern des Tempels zerstört und zerfallen waren, so war diese Macht doch noch immer ungebrochen und allgegenwärtig. Je weiter die Gefährten voranschritten, umso stärker legte sich eine Last auf Daniras Herz, die sie bis in ihr Innerstes erbeben ließ. Nur Grimstan schien von dieser Ausstrahlung unbeeindruckt zu bleiben, denn er führte seine Begleiter ohne zu zögern durch das
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