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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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sich daran, die zerbeulten Rüstungsteile zu lösen. Er stockte, als er das Ausmaß der Wunden sah, arbeitete dann jedoch mit verzweifelter Hast weiter, um die Blutungen zu stillen.
    ***

Buch 2: Drachenland
Prolog
    Der Sänger stocherte mit einem Stock in den Resten des Feuers, über dem er kurz zuvor sein Abendessen gebraten hatte. Er hatte die kleine Sandechse gegen Mittag überrascht, als sie sich auf einem warmen Stein gesonnt hatte, und jeder wusste, dass man Sandechsen nur geröstet verzehren konnte. Gelegentlich kam es vor, dass ungebetene Besucher ihn heimsuchten, während er seine Mahlzeiten zubereitete – bewaffnete Männer in schimmernden Rüstungen, die ihm verbieten wollten, ein Feuer anzuzünden. Ob diese Besserwisser jemals versucht hatten, eine Sandechse roh zu essen?
    Die Sonne leuchtete rot über den Drachenbergen – bald würde ihr Schein dahinschwinden und der Dämmerung Platz machen. Er legte ein paar Äste in die Glut und sah zu, wie die Flammen an dem Holz leckten. Ein paar dünnere Zweige gerieten schnell in Brand, und für eine Weile flackerte das Feuer hell auf. Der Sänger blickte mit zusammengekniffenen Augen nach Westen, zur Sonne hin, die sich schon halb hinter einen der Berggipfel geschoben hatte. Tiefer, wo die Schatten der Berge das Land verdunkelten, glaubte er, eine Bewegung zu sehen. Er war geblendet durch Aeons Licht und konnte nicht erkennen, wer oder was sich ihm dort näherte. Aber viele Reisende gab es nicht, hier im Drachenland. Entweder es wären wieder diese griesgrämigen Drachenritter – oder es wäre der Engel. Der Sänger sprach ein schnelles Gebet zu Firion, dass es der Engel sein möge. Erleichtert atmete er auf, als wenig später der letzte Sonnenstrahl auf den goldenen Haaren der Gestalt leuchtete.
    »Es freut mich, dich zu sehen, mein Engel«, sagte der Sänger. »Ich habe ein Lied für dich erdacht.«

Danira fühlte eine schmerzhafte Erschütterung, als der Schlag gegen ihren Schild prallte, dann nutzte sie die Gelegenheit zu einem Gegenstoß und ließ den schweren Stock aus dem Holz des Drachenbaums nach vorne schnellen. Grimstan fing den Vorstoß mit seinem Schild ab und griff erneut an. Die Schläge und Stöße folgten so schnell, dass Danira sie nur mühsam mit ihrem Schild und ihrem Stock parieren konnte. Langsam wich sie zurück, ahnend, dass die Kraft in ihren Armen bald versiegen würde. Die Sonne stand knapp über dem Horizont, und die Wärme des Tages war vergangen, trotzdem lief Schweiß über Daniras Gesicht und ihren Körper, denn über ihrer normalen Kleidung trug sie als Schutz eine schwere lederne Schürze.
    Die Folge der Angriffe wurde schneller. Grimstan variierte seine Schläge, täuschte einen Hieb gegen Daniras rechte Seite vor, stieß dann jedoch gerade gegen ihre Körpermitte. Die stumpfe Waffe fand ihren Weg zwischen Schild und Stock hindurch und stieß heftig gegen die lederne Schutzkleidung des Mädchens. Sie spürte den unsanften Stoß gegen ihre Rippen, aber schmerzhafter war das Bewusstsein, von einem alten Mann derartig leicht überwunden zu werden.
    »Du darfst nie erwarten, dass ein Angreifer seine Schläge wiederholt«, sagte Grimstan. »Ich habe dir einen Rhythmus aufgezwungen und dich dann mit einem anderen Schlag überrascht.«
    »Es ging alles so schnell«, sagte Danira mit trübseliger Stimme. »Ich kam gar nicht dazu, selbst anzugreifen.«
    »Wenn dein Gegner dir überlegen ist, kann es sinnvoll sein, dich völlig auf die Abwehr zu konzentrieren – allerdings nur, wenn Unterstützung für dich unterwegs ist. Wenn du alleine bist, musst du deinen Gegner schlagen, irgendwie – oder davonlaufen, so schnell du kannst. Versuche jetzt, mich anzugreifen.«
    Zaghaft schlug Danira zunächst zu, doch Grimstan wehrte jeden Angriff mühelos ab. Dann glaubte sie, eine Lücke in der Deckung des alten Mannes zu sehen, und führte einen schnellen Stoß gegen seine Körpermitte. Grimstan fing den Stock mit seinem Schild ab, wobei er Daniras Schwertarm zur Seite drückte und gleichzeitig mit seiner Keule in die Lücke vorstieß. Er stoppte den Angriff kurz vor dem Hals des Mädchens.
    »Du musst besser aufpassen«, sagte Grimstan. »Wenn du angreifst, darfst du nicht deine ganze Konzentration auf deine Waffe richten. Achte immer darauf, was der Gegner macht.«
    »Der Kampf ohne Schild war einfacher«, sagte Danira.
    »Natürlich war es einfacher für dich, als ich noch keinen Schild benutzte.« Grimstan lachte leise. »Aber du musst

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