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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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es keine Erbfolge.«
    »Ich verstehe. Bist du also nur als Besucher gekommen, als einfacher Reisender? Oder willst du einen militärischen Posten bekleiden?«
    »Mir fällt auf«, sagte er unbehaglich, »dass du die hiesige Vorliebe für weitschweifige Vorreden nicht teilst.«
    »Dafür habe ich keine Zeit«, erklärte sie schroff.
    »Dann antworte ich ebenso geradeheraus. Als ich nach Süden ritt, geschah es aus reiner Abenteuerlust. Während meiner Reise hörte ich Gerüchte, die besagten, König Gasam führe wieder Krieg. Ich kam hierher, um die Wahrheit herauszufinden.«
    »Leider ist es wahr. Er hat Sono erobert und belagert Huato, König Manas Hauptstadt. Meine Spione haben Flüchtlinge befragt, die zu Tausenden über die Grenzen strömen.«
    »Darüber muss ich mehr erfahren. Mein Vater und Gasam sind seit ihrer Kindheit Todfeinde.«
    »Die Krankheit meines Gemahls hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt erfolgen können.« Sie sprach mit ruhiger Stimme, aber ihre Augen sahen besorgt drein. Ansa überlegte sich die nächsten Worte sehr sorgfältig.
    »Ich frage mich, ob es Zufall ist.« Er bemerkte, wie sie die Augen zusammenkniff. Offensichtlich hatte sie genau das gleiche gedacht.
    »Dazu möchte ich nichts weiter sagen, bis ich Lady Fyanas Bericht zum Zustand meines Gemahls gehört habe. Wenn sie ihn heilen kann, wird alles gut.«
    Ansa zweifelte daran. Was er bisher von Gran gesehen hatte, erfüllte ihn keineswegs mit Zuversicht. Reichtum hatte nichts mit militärischer Schlagkraft zu tun, und er befürchtete, dass der Herrscher dieses Volkes – selbst bei bester Gesundheit – kein gleichwertiger Gegner für den furchterregenden König Gasam war.
    »Meine Zofe Amahest M´llva erzählte mir, dass Lady Fyana ihr eine bestimmte Mitteilung machte, als ich sie gestern ausschickte, um euch zu treffen.«
    »Falsche Namen vermögen nicht alles zu verbergen«, meinte Ansa. »Ich hoffe, es war der Dame nicht allzu peinlich.«
    »Das muss sie mit ihrem Ehemann ausmachen«, lautete die Antwort der Königin. Dann schwieg sie, und Ansa wollte das Schweigen nicht brechen. Unzählige Fragen quälten ihn, aber er wollte seine kurze Bekanntschaft mit der Königin, die bereits zu viele Sorgen plagten, nicht belasten. Endlich besann er sich auf ein unverfängliches Gesprächsthema.
    »Ist der Knabe, den ich im Schlafgemach des Königs sah, dein Sohn?«
    Ihre Miene erhellte sich. »Unser einziges Kind, Prinz Gehlis.«
    Dann verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck wieder. »Ich mache mir genauso viele Sorgen um ihn wie um meinen Gemahl.«
    Ansa verstand die Königin. Wenn der König starb, solange sein Sohn noch unmündig war, mochte es einen Streit um die Regentschaft geben. Der Junge würde bestenfalls zur Marionette im Spiel um die Macht werden. War ein Regent erst mehrere Jahre an der Herrschaft, bot es sich sicherlich an, den Prinzen zu beseitigen. Schreckliche Gedanken, aber bestimmt sprach die Königin so offen zu ihm, weil sie bei Hofe wenige Freunde besaß. Er war ein Fremder und daher nicht in höfische Intrigen verstrickt. Außerdem war er ein Königssohn, denn sicherlich ließ sie sich nicht zu Vertraulichkeiten mit einer rangniedrigen Person herab.
    »Wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann, brauchst du es nur zu sagen«, versicherte er ihr. »Im Gegensatz zu Fyana besitze ich keine Fähigkeiten als Heilkundiger, bin aber ein erfahrener Krieger und sehr verschwiegen. Was in meiner Macht steht, werde ich gerne für dich tun.«
    Anmutig neigte sie den Kopf. »Ich danke dir von Herzen für dein freundliches Angebot, denn ich weiß, dass du es nicht nur aus Höflichkeit machst. Bestimmt habe ich Verwendung für deine Hilfe, und das nur zu bald.«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl«, sagte Ansa.
    Lustlos betrachtete die Königin die vor ihr stehenden Speisen. »Weißt du, wie lange Lady Fyana brauchen wird?«
    »Ich weiß es nicht. Ich erlebte, wie sie einfache Krankheiten innerhalb von Sekunden erkannte, aber dabei handelte es sich um gewöhnliche Dinge, mit denen sie viel Erfahrung hat. Die Kranken sagten ihr, was sie quälte. Etwas Ungewöhnliches und ein Kranker, der bewusstlos ist …« Er zuckte die Achseln. »Ich vermute, dass es Stunden dauert. Vielleicht muss sie den König auch mehr als einmal untersuchen. Sie wird anschließend sehr erschöpft sein.«
    Die Königin erhob sich. »Ich lasse Gemächer für euch vorbereiten. Meine Diener werden euer Gepäck und die Reittiere aus dem Gasthof holen.«
    Ansa

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