Brüder im Kosmos
Rückzug sähen, würden sie neuen Mut fassen und zur Offensive übergehen. Dermod fluchte in sich hinein, dann sagte er sich, daß es seine Truppen waren, die einstweilen den Feind vor sich her trieben, und daß er im Besitz der Initiative sei …
Der Feind war inzwischen auf Schußweite herangekommen, aber eingehüllt in Staub und Rauch, die der Nordwind über ihn wegblies. Dermod leckte sich die Lippen. Die Raupen stürzten sich in wilder Flucht in seinen Hinterhalt, und es waren so viele, daß er fürchtete, seine Leute würden die Nerven verlieren und von dieser heranbrandenden silbergrauen Welle überrollt werden. Er hätte Zeit gebraucht, um den Flammenwerfern mit einer eigenen Taktik zu begegnen, aber die Zeit für Planungen war abgelaufen …
Immerhin hielten seine Männer ihre Positionen, und es gab noch die eine Hoffnung, daß sie den Feind zurückwerfen würden. Dermod sah die Augen der Offiziere auf sich gerichtet, und er hob seinen rechten Arm, schätzte noch einmal die Entfernung zum Feind und hieb durch die Luft abwärts.
Das rollende Krachen der ersten Salve schlug von den Talhängen zurück. Gleichzeitig begann Wagners »Ritt auf den Walküren« mit maximaler Lautstärke aus den Verstärkern zu dröhnen, und die Schützen gingen zu einem schnellen, regellosen Feuern über. Dermod hatte Wagners Walkürenritt aus drei Gründen als Schlachtmusik gewählt; es war ein erregendes, mitreißendes Stück, das feindliche Feuer würde seinen Männern nicht ganz so furchterregend in den Ohren klingen, wenn sie etwas davon für Trommelwirbel und Beckenschläge hielten, und die Schreie der Verwundeten – ein sehr demoralisierendes Geräusch für seine nervenschwachen Soldaten – würden wirkungsvoll übertönt.
Er fürchtete sehr, daß es diesmal viele Verwundete geben würde.
Das rasende Gewehrfeuer des zweiten Bataillons forderte schrecklichen Tribut. Der schmale Talboden bedeckte sich mit gefallenen Kelgianern, aber immer mehr kamen nach, stießen zwischen den herumliegenden Körpern durch oder drängten über sie weg, bis auch sie zu ähnlichen Hindernissen für die hinter ihnen Kommenden wurden. Trotz des vernichtenden Feuers von Dermods Leuten und der Haufen von Gefallenen, die sich in der Talöffnung auftürmten, drängten sie weiter nach, in blinder Panik vor den Angreifern des ersten und dritten Bataillons flüchtend. Die Männer des zweiten Bataillons, die sie aufhalten sollten, konnten sie nicht schnell genug töten.
Der Psychologe der Wache, der neben Dermod stand, würgte und erbrach sich.
Dermod packte ihn bei der Schulter und schüttelte ihn. »Wenn Sie den Kampf beenden wollen«, schrie er durch den Lärm, »dann helfen Sie mir. In Cliftons Maschine ist ein Übersetzungsgerät. Ich lasse es an die Verstärker anschließen, und wir werden sie zur Kapitulation auffordern.«
Im nächsten Augenblick machte er eine Raupe aus, die sich über die Haufen ihrer gefallenen Artgenossen arbeitete, wobei sie von einem schweren auf den Rücken geschnallten Tank und dem langen Düsenrohr behindert wurde, das sie in ihren Kauwerkzeugen hielt. Plötzlich spritzte Feuer aus dem Rohr und entzündete einen Streifen Vegetation nahe der Kampfgruppe bei Dermod. Er brüllte den Männern zu, in ihren Stellungen zu bleiben, aber seine Stimmbänder konnten es mit Wagner nicht aufnehmen, und wahrscheinlich hätten sie ihm sowieso nicht gehorcht.
Er sah sie aufspringen und zur Hauptkampflinie zurücklaufen, sah einen zweiten brodelnden Strahl flüssiger Hölle die beiden letzten einhüllen und beobachtete, wie einer von ihnen als lebendige Fackel ein paar Schritte weitertaumelte, bevor er auf die brennende Erde stürzte. Dermod feuerte das Magazin seiner Pistole leer und sah, daß der Kelgianer mit dem Flammenwerfer liegenblieb. Andere wälzten sich in einem scheinbar unaufhaltsamen Strom an ihm vorbei, und Dermod mußte sich zurückziehen.
Die erbarmungslos vorwärtsgetriebenen Raupen strömten durch den schützenden Rauchvorhang, den der erloschene Flammenwerfer hinterlassen hatte, und überrannten das Mittelstück der Hauptkampflinie, dann flüchteten sie weiter durch das Becken und auf die Schlucht an seinem anderen Ende zu. Dermod konnte nichts tun, sie daran zu hindern. Er konnte seine Männer durch Zeichen dirigieren, aber kaum einer von ihnen achtete noch auf ihn. Das in der Mitte durchtrennte zweite Bataillon zog sich zu den Talhängen zurück, und Dermod sah mit einer gewissen Befriedigung, daß
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