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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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»Robespierre ist immer beschäftigt. Er hat keine Zeit für Geselligkeit.«
    »Bei meinem Salon wird es nicht um Geselligkeit gehen«, berichtigte sie ihn sanft. »Es wird ein Forum ernstzunehmender Auseinandersetzung mit den Fragen sein, vor denen Patrioten und Republikaner stehen.«
    Wenn sie nur nicht immer mit der Republik anfinge, dachte Brissot. Das ist ein Thema, das mit Samthandschuhen angefasst sein will. Ich werde ihr eine Lektion erteilen. »Wenn Sie Republikaner wünschen, bringe ich Ihnen Camille.«
    »Wer ist das?«
    »Camille Desmoulins – hat Ihnen den bei den Jakobinern keiner gezeigt?«
    »So ein Dunkler, Schmollgesichtiger mit langen Haaren«, steuerte Pétion bei. »Stotterer – aber er hat gar nicht gesprochen, oder?« Er sah Brissot an. »Er saß neben Fabre und hat mit ihm getuschelt.«
    »Wie Pech und Schwefel, die zwei«, sagte Brissot. »Große Patrioten natürlich, aber die Bürgertugenden halten sie nicht gerade hoch. Camille ist erst ein paar Wochen verheiratet, und schon –«
    »Meine Herren«, schaltete Roland sich ein, »ist das ein schickliches Thema für die Ohren meiner Gattin?« Sie hatten ganz vergessen, dass er auch da war, so grau und zurückgenommen wirkte er neben seiner quirligen Frau. Er wandte sich zu ihr: »M. Desmoulins, meine Liebe, ist ein intelligenter und skandalumwitterter junger Journalist, den manche auch den Laternenanwalt nennen.«
    Wieder überzog schwache Röte den zarten, frischen Teint: wie weggeblasen das Lächeln, der Mund ein harter, entschlossener Strich. »Ich sehe keine Veranlassung, ihn kennenzulernen.«
    »Aber es ist die große Mode, ihn zu kennen.«
    »Wen interessiert das?«
    »Schließlich«, fügte Pétion hinzu, »hat man seine Wertmaßstäbe.«
    Brissot stieß ein kleines Lachen aus. »Madame kann sich nicht recht für Dantons Klüngel erwärmen.«
    »Da steht sie nicht allein.« Pétion sagte es Roland zuliebe. »Danton hat durchaus seine Stärken, aber man muss ihm eine gewisse Skrupellosigkeit vorwerfen – er geht sehr lässig mit Geld um, extravagant sogar, und natürlich fragt man sich, wo es herkommt. Fabres Abkunft ist in hohem Maße zweifelhaft. Und Camille – ja, er ist gescheit, das unbedingt, und beliebt auch, aber ihm fehlt es an Konsequenz.«
    »Ich schlage vor«, ergriff Brissot wieder das Wort, »Madame öffnet die Türen zu ihrem Salon zwischen dem Sitzungsende der Versammlung – die für gewöhnlich gegen vier Uhr schließt – und dem Treffen der Jakobiner um sechs.« (Die Türen zu ihrem Schlafzimmer kann sie dann später öffnen, dachte Pétion.) »Dann können die Leute kommen und gehen, das wird vergnüglich.«
    »Und nützlich«, ergänzte sie.
    »Ich denke, meine Herren«, sagte Roland, »dass Sie sich zu diesem Vorstoß nur beglückwünschen können. Wie Sie sehen, ist meine Gattin an Kultur und Feingefühl kaum zu überbieten.« Er sah zu ihr hinab, mit einer Genugtuung, als wäre sie sein Töchterchen, das eben die ersten Schritte tat.
    Ihr Gesicht glühte vor Begeisterung. »Hier zu sein – endlich«, sagte sie. »Nach so vielen Jahre des Beobachtens und Studierens, des Wütens und Argumentierens (natürlich nur still für mich), des Wartens und Hoffens. Wenn ich einen Glauben hätte, so hätte ich gebetet; all mein Trachten und Streben war es, dass hier in Frankreich eine Republik entsteht. Und nun bin ich hier, in Paris, und es wird wahr werden.« Sie lächelte die drei Männer an, ließ die ebenmäßigen weißen Zähne blitzen, auf die sie so stolz war. »Und schon so bald.«
    Danton sah Mirabeau im Rathaus. Es war drei Uhr, ein Nachmittag Ende März. Der Comte lehnte an einer Wand, den Mund halb geöffnet, als erholte er sich von großer Anstrengung. Danton blieb stehen. Er konnte sehen, dass mit dem Comte seit ihrer letzten Begegnung etwas vorgegangen war – und das, obwohl er für gewöhnlich kein Auge für solche Dinge hatte. »Mirabeau …«
    Mirabeau lächelte trübe. »So dürfen Sie mich nicht mehr nennen. Riquetti heiße ich jetzt. Adelstitel sind von der Versammlung abgeschafft worden. Der Beschluss wurde befürwortet von Marie Joseph Paul Yves Roch Gilbert du Mottié, ci-devant Marquis de Lafayette, und abgelehnt vom Abbé Maury, der der Sohn eines Schuhmachers ist.«
    »Fehlt Ihnen etwas?«
    »Nein«, sagte Mirabeau. »Doch. Doch, um ehrlich zu sein, Danton, ich bin krank. Ich habe Schmerzen – hier –, und ich kann nicht richtig sehen.«
    »Hat ein Arzt Sie untersucht?«
    »Mehrere. Sie

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