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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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alle miteinander umgebracht«, sagte er. »Hätte ich sie doch abgeschlachtet, als ich es gekonnt hätte.«
    Im Nebenzimmer heulte noch immer Antoine. »So ganz habe ich nie glauben können«, sagte Gabrielle, »dass dein Herz dieser Revolution gehört. Dass du nicht doch ein Mann des Königs bist.« Er drehte sich um und lachte ihr ins Gesicht. »Steh zu ihm. Du hast sein Geld genommen und davon gelebt, du hast Land damit gekauft – bitte steh jetzt zu ihm. Du weißt, das ist das einzig Richtige; wenn du es nicht tust …« Sie wusste nicht, wie sie den Satz beenden sollte. Sie hatte keine Ahnung, was dann sein würde. Würde es öffentliche Schmach bedeuten? Oder noch Schlimmeres? Würde er vor Gericht gestellt? »Du musst ihn ja retten«, sagte sie. »Dir bleibt keine andere Wahl.«
    »Und du glaubst wirklich, sie würden mich belohnen, meine Liebe? Du glaubst das allen Ernstes? Das Kind wüsste es besser. Wenn ich Louis rette – und sie haben recht, ich könnte es –, dann packen sie ihre Beweise vorerst zurück in die Schublade und benutzen mich als ihre Marionette. Und wenn ich ihnen irgendwann nichts mehr nütze, weil ich meinen Einfluss verloren habe, dann zaubern sie sie wieder hervor. Aus Hass gegen mich, und um Verwirrung zu stiften.«
    »Verlang die Papiere doch einfach zurück«, schlug Camille vor. »Mach das zu einem Teil der Abmachung. Und die Belohnung auch. Wenn du dächtest, du würdest damit durchkommen, tätest du es, oder? Solange das Geld stimmt?«
    Danton drehte sich um. »Drück dich deutlicher aus.«
    »Wenn es sich irgendwie hinbiegen ließe – dass du Louis rettest und trotzdem bei den Patrioten gut angeschrieben bleibst und dabei den Engländern noch ein bisschen mehr Geld aus der Tasche leierst –, dann würdest du es machen.«
    Früher hätte Danton auf so etwas nur milde gesagt: Ich wäre ein Narr, wenn nicht. Und Camille hätte lächelnd bei sich gedacht, wie gern Danton doch den Skrupellosen markierte. Aber nun merkte er plötzlich: Danton hatte keine Antwort parat. Danton wusste nicht, wie er reagieren sollte, Danton hatte die Herrschaft über sich verloren. Er holte aus. Im gleichen Augenblick stand Gabrielle auf; seine flache Hand traf sie mitten ins Gesicht, warf sie zurück auf das Sofa. »Guter Gott«, sagte Camille. »Das war heldisch.«
    Danton vergrub einen Augenblick lang das Gesicht in den Händen, schwer atmend; er musste Tränen der Demütigung und der Wut niederkämpfen. Seit ihn der Stier auf die Hörner genommen hatte, ja eigentlich seit er aus den Windeln heraus war, hatte er nicht mehr geweint. Er ließ die Hände sinken; seine Frau sah mit trockenen Augen zu ihm auf. Er kauerte sich vor ihr nieder. »Das verzeihe ich mir nie.«
    Sie berührte vorsichtig ihre Lippe. »Du könntest Geschirr kaputtschlagen«, sagte sie, »anstatt Menschen. Und wir sind ja nicht einmal die Richtigen. Wir sind nur zufällig da.« Sie machte eine Faust, um sich nicht die Wange zu halten; er sollte nicht wissen, wie weh er ihr getan hatte.
    »Ich habe dich nicht verdient«, sagte er. »Verzeih bitte. Es galt nicht dir.«
    »Ich würde nicht besser von dir denken, wenn du stattdessen Camille durchs Zimmer geprügelt hättest.«
    Er richtete sich wieder auf. »Camille, irgendwann bring ich dich um«, sagte er. »Nein, komm her. Dir kann nichts passieren, du hast schließlich eine Schwangere zur Beschützerin. Dabei hast du es ja schon im September versucht, bei den Gefängnismorden! Es läuft alles nach Plan, hast du Prudhomme und jedem, der sonst noch in Hörweite war, verkündet. Alles nach Plan, kein Problem – wo ich doch jedes Wissen darum weit von mir gewiesen hatte! Es war unschön, aber es war notwendig, nur hatte ich wenigstens die Seelengröße, mich dafür zu schämen. Du, du hättest dir ja sogar den Kindermord von Bethlehem ans Revers geheftet! Also blick nicht auf mich herab von dieser hohen moralischen Warte, auf der du dich heute aus irgendeinem Grund wähnst. Du wusstest es doch. Du wusstest es alles von Anfang an.«
    »Ja«, sagte Camille, »aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass du dich erwischen lässt.« Er wich einen Schritt zurück, lächelnd. Gabrielle starrte ihn an.
    »O Camille«, sagte sie, »wie können Sie das auf die leichte Schulter nehmen?«
    »Kühl dir dein Gesicht, Gabrielle«, sagte ihr Mann. »Ja, denn wenn dieser Schrieb an die Öffentlichkeit gelangt, ist meine Zukunft keine zwei Sous mehr wert, und deine auch nicht.«
    »Meinst du nicht,

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