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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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war es eine Frage des Entgegenkommens und der Kompromisse, von denen manche annehmbarer als andere waren, und wenn möglich, das leugne ich gar nicht, hat man daneben auch etwas Geld verdient. Aber jetzt wird es ernst, bitter ernst.«
    »Nicht zu früh«, sagte sie.
    »Gut«, er stand auf, »soll ich irgendjemandem Ihre Empfehlungen ausrichten?«
    »Nein, danke.«
    »Sehen Sie Bürger Brissot oft?«
    »Bürger Brissot macht seine eigene Revolution«, sagte sie, »und Vergniaud ganz genauso. Sie haben ihre eigenen Anhänger und ihre eigenen Freunde, und es ist unglaublich dumm und ungerecht, uns mit ihnen über einen Kamm zu scheren.«
    »Aber leider unvermeidlich. Da Sie sich untereinander treffen, Informationen austauschen und im gleichen Sinn abstimmen, egal wie zufällig – wie soll das Außenstehenden nicht als eine Art Bündnis erscheinen? Oder einem Schwurgericht?«
    »So gesehen müssten Sie zusammen mit Marat verurteilt werden«, sagte Buzot. »Mir scheint, Sie sind ein bisschen voreilig, Bürger Fabre. Sie brauchen eine Anklage, bevor Sie einen Prozess führen können.«
    »Seid euch da nicht zu sicher«, murmelte Fabre.
    Auf der Treppe traf er Roland. Er war auf dem Weg, einen Antrag – seinen achten oder neunten – auf Prüfung der Bücher von Dantons Ministerium einzureichen. Etwas Verlottertes haftete ihm an, und er roch nach Kräuterwickeln. Er wich Fabres Blick aus; seine Augen waren glanzlos und bekümmert. »Ihr Tribunal war ein Fehler«, sagte er ohne Vorrede. »Wir steuern auf eine Zeit des Schreckens zu.«
    Brissot: immerzu lesend, immerzu schreibend, immerzu von einem Ort zum nächsten eilend, Argumente sammelnd, Komplimente verteilend – hier eine Petition eingereicht, dort an einen Ausschuss appelliert oder einen Gedanken notiert. Brissot mit seinen Klüngeln, seinen Faktionen, seinen Einpeitschern und Austrägern; mit seinen Sekretären und Kurieren, seinen Laufburschen, seinen Druckern, seiner Claque. Brissot mit seinen Generälen, seinen Ministern.
    Wer zum Teufel ist Brissot überhaupt? Ein Konditorssohn.
    Brissot: Dichter, Geschäftsmann, Berater von George Washington.
    Wer sind die Brissotisten? Gute Frage. Aber wenn man Leute eines Verbrechens bezichtigt (zum Beispiel, und vor allem, dem der Verschwörung) und sich weigert, ihre Verfahren voneinander abzukoppeln, dann wird ganz von selbst deutlich, dass sie eine Gruppe sind, dass zwischen ihnen eine Verbindung besteht. Und wenn es uns dann gefällt zu behaupten, der da ist ein Brissotist, ein Girondist – soll er erst einmal beweisen, dass er es nicht ist! Soll er beweisen, dass er Anspruch auf ein Einzelverfahren hat!
    Wie viele sind es? Zehn große Männer und sechzig oder siebzig kleine. Wie sagte Rabaut Saint-Étienne:
Wenn erst der Nationalkonvent von diesem Menschenschlag gesäubert ist, sodass das Volk fragt, was denn ein Brissotist sei, dann werde ich beantragen, dass zur Erhaltung eines vollkommenen Exemplars dieser Gattung selbiges ausgestopft und im Naturkundlichen Museum ausgestellt werden möge; und zu diesem Behufe werde ich gegen seine Enthauptung stimmen.
    Brissot: seine Zuarbeiter und seine Sprachrohre, seine Protokolle und seine Memoranden, seine Mittelsmänner und Strohmänner.
    Brissot: seine Mittel und Wege und Mittel zum Zweck, seine Winkelzüge und Maschen, seine Fauxpas und Bonmots; seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Ewigkeit, amen.
Ich erkläre es hiermit zu einer Tatsache, dass der rechte Flügel des Konvents, im Besonderen seine Anführer, fast durchweg Parteigänger des Königs und Komplizen von Dumouriez sind; dass sie ihre Anweisungen durch die Agenten von Pitt, Orleáns und Preußen erhalten; dass sie Frankreich in zwanzig bis dreißig föderative Republiken aufzuspalten hoffen, damit es die wahre Republik nicht geben kann. Ich behaupte, dass es in der gesamten Geschichte kein Beispiel für eine Verschwörung gibt, die so klar bewiesen und durch so viele gewichtige Wahrscheinlichkeiten belegt ist wie die Brissots gegen die Republik Frankreich.
     
    Camille Desmoulins’ Pamphlet
Eine geheime Geschichte der Revolution

7. Raubtiere
    (1793)
    Über die große Prachttreppe im Tuilerienpalast gelangt man zu einer Flucht von Gemächern, in denen es Tag für Tag wimmelt von Schreibern, Sekretären, Sendboten, von Armeeoffizieren und Lieferanten, von Beamten der Kommune, Gesandten der Königshäuser und Regierungskurieren mit Sporen an den Stiefeln, die auf Anweisung aus dem hintersten Raum der

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