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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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musste gesehen und gehört werden. »Ich kann es mir nicht leisten, krank zu sein«, sagte er. »Apropos – was hört man denn dieser Tage von Brissot?«
    »Nicht viel.«
    »Und von Vergniaud?«
    »Auch nicht.«
    »Wenn sie so still sind, müssen sie etwas aushecken.«
    »Jetzt ist deine Schwester Charlotte unten an der Haustür. Warum höre ich heute alles so deutlich?«
    »Maurice hat seinen Männern verboten zu arbeiten. Er glaubt, dass ich Migräne habe. Umso besser. Jetzt wird Eléonore unten bleiben müssen, um Charlotte am Heraufkommen zu hindern.«
    »Arme Charlotte.«
    »Arme Eléonore, kannst du genauso gut sagen. Wenn wir schon dabei sind – kannst du Danton vielleicht bitten, dass er nicht so hässlich über sie redet? Ich weiß, sie ist keine Schönheit, aber jede Frau hat das Recht, diese Tatsache vor Menschen verborgen zu halten, die sie nicht kennen. Danton posaunt es überall herum. Sag ihm, das soll er nicht.«
    »Such dir einen anderen Boten.«
    »Warum lässt er sich eigentlich nicht bei mir blicken?«, fragte Robespierre gereizt. »Danton, meine ich. Richte ihm von mir aus, dass der Ausschuss zu wenig tut. Es sind alles Patrioten, er muss ihnen Beine machen. Das Einzige, was uns jetzt retten kann, ist eine starke Zentralgewalt. Die Minister sind Nullen, der Konvent in sich gespalten, also bleibt nur der Ausschuss.«
    »Nicht so laut«, sagte Camille. »Denk an deinen Hals.«
    »Die Gironde versucht das Land unregierbar zu machen, indem sie die Provinzen gegen uns aufhetzt, da kann der Ausschuss nicht wachsam genug sein – sag Danton, dass die Minister nichts ohne Anweisung des Ausschusses tun dürfen. Er muss sich von jedem Département einen täglichen Bericht vorlegen lassen – was ist, findest du das keine gute Idee?«
    »Max, ich weiß, wie sehr es dich fuchst, dass du keine Rede halten kannst – aber denk dran, dir ist strikte Ruhe verordnet worden. Natürlich hat niemand etwas dagegen, dass der Ausschuss so viel Macht hat, solange er von Danton geleitet wird. Aber es ist schließlich ein gewählter Ausschuss.«
    »Solange Danton wiedergewählt werden will, wird er es auch. Wie geht es ihm übrigens? Privat, meine ich.«
    »Er bläst Trübsal.«
    »Früher oder später wird er neu heiraten wollen, nehme ich an.«
    Maurice Duplay streckte den Kopf zur Tür herein. »Ihr Wasser«, flüsterte er. »Verzeihung, Eléonore – ich meine Cornélia – ist unten und redet mit Ihrer Schwester. Sie wollen sie wohl nicht sehen, oder? Nein, natürlich wollen Sie das nicht. Was macht der Kopf?«
    »Meinem Kopf fehlt gar nichts«, sagte Robespierre mit erhobener Stimme.
    »Pscht. Wir müssen ihn wieder auf die Beine bringen«, zischte Duplay Camille zu. »Was für ein Jammer, dass er Sie heute Abend verpassen muss. Ich werde da sein.« Camille schlug die Hände vors Gesicht. Duplay klopfte ihm auf die Schulter und schlich auf Zehenspitzen hinaus. »Er soll nicht lachen«, formte er unter der Tür mit den Lippen.
    »Oh, ist das alles absurd«, sagte Robespierre und begann trotz Verbot zu lachen.
    »Was wolltest du über Marat sagen? Er hat dir geschrieben?«
    »Ja, er ist auch krank, er kann das Haus nicht verlassen. Hast du von der Sache mit Anne Théroigne gehört?«
    »Was hat sie sich jetzt einfallen lassen?«
    »Sie hat im Tuileriengarten eine Rede gehalten, und ein paar Frauen sind auf sie losgegangen – rabiate Frauen von der öffentlichen Galerie. Sie hat sich Brissot und seinen Parteigängern angeschlossen, warum, weiß nur sie allein – ich kann mir nicht vorstellen, dass Brissot sich darüber freut. Offenbar ist sie an die falsche Zuhörerschaft geraten – wer weiß, vielleicht dachten sie, sie sei eine Dame der Gesellschaft, die in ihr Revier eindringt. Marat kam wohl zufällig gerade vorbei.«
    »Und hat sich gleich ins Getümmel gestürzt?«
    »Er hat sie gerettet. Ist dazwischengegangen und hat den Weibern befohlen, von ihr abzulassen – selten galant von ihm, nicht? Er glaubt, sie hätten sie sonst noch umgebracht.«
    »Hätten sie’s nur«, sagte Camille. »Ich weiß, so redet man nicht am Krankenbett, aber bei dem Thema kann ich mich nicht mäßigen. Den 10. August werde ich ihr nie verzeihen.«
    »Ja, Louis Suleau – sicher, wir haben ihn all die Jahre gekannt, aber er ist im falschen Lager gelandet, nicht wahr?« Robespierre ließ den Kopf in die Kissen sinken. »Genau wie sie jetzt.«
    »Das sagst du sehr kaltschnäuzig.«
    »Es könnte uns genauso passieren. Wenn wir

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