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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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miteinander, als hinge ihr Leben davon ab. Als Angélique eintraf, brach Louise als Häufchen Elend auf einem Sofa zusammen. Angélique expedierte die Kinder zu ihrem Onkel und flößte Louise heiße Milch ein. Dann warf sie die Ärzte hinaus. Nur Souberbielle blieb. »Er sollte aus Paris herauskommen«, sagte er. »Ein Mann wie er muss seine eigene Luft atmen. Er hat sein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht, gegen den Strom zu schwimmen. Er hat Raubbau mit seinen Kräften getrieben, er hat seine Konstitution ruiniert.«
    »Aber er wird wieder gesund?«, fragte Louise.
    »O ja. Aber er muss sich außerhalb dieser Stadt erholen. Der Konvent muss ihn beurlauben. Bürgerin, darf ich Ihnen einen Rat geben?«
    »Natürlich.«
    »Solange er krank ist, sprechen Sie mit niemandem über seine Angelegenheiten. Setzen Sie bei niemandem voraus, dass er es gut mit ihm meint.«
    »Das tue ich sowieso nicht.«
    »Lassen Sie sich auf keinerlei Dispute ein. Es ist bekannt, Bürgerin, dass Sie gern Ihre Meinung sagen. Damit verstärken Sie den Druck auf ihn.«
    »Ich sage nur das, was mein Gewissen mir gebietet. Vielleicht ist diese Krankheit ein Wink der Vorsehung. Er muss die Revolution aufgeben.«
    »So leicht kann er das nicht. Meine Liebe, Sie waren erst zwölf, als die Bastille gefallen ist.«
    »Gabrielle war schwach.«
    »So habe ich sie nicht gesehen. Sie hat sich auf ihre Aufgaben beschränkt.«
    »Ich will ihn vor sich selbst retten.«
    »Komisch«, sagte Souberbielle. »Robespierre hat genau den gleichen Ehrgeiz.«
    »Kennen Sie Robespierre?«
    »Einigermaßen, ja.«
    »Ist er ein guter Mensch?«
    »Er ist aufrichtig und gewissenhaft, und er versucht, Leben zu retten.«
    »Auf Kosten anderer Leben.«
    »Das ist manchmal unvermeidbar. Er leidet darunter.«
    »Glauben Sie, er mag meinen Mann?«
    Der Arzt zuckte die Achseln. »Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Sie sind so völlig gegensätzlich. Spielt es denn eine Rolle?«
    Natürlich spielt es eine Rolle, murmelte sie in sich hinein, nachdem er sich verabschiedet hatte. Anstelle der Ärzte kamen Angéliques Schwiegertöchter, starke, resolute Frauen, die sie kaum kannte. Sie scheuchten sie herum und schickten sie nach oben, damit sie in ihrem alten Zimmer schlief. Sie schlich hinaus und setzte sich auf die Treppe. Sie erwartete beinahe, Gabrielle zu begegnen, Gabrielle, die ihre Aufgaben wieder aufnahm. Aber schwanger bist du nicht?, fragte ihre Mutter sie. Sie wusste genau, was im Kopf ihrer Mutter vorging: Wenn es etwas Ernstes ist, wenn es schlecht für ihn ausgeht, wenn er stirbt – wie schnell können wir sie dann hier herausholen? Wenn ich nicht schwanger bin, sagte sie, dann jedenfalls nicht aus Mangel an Gelegenheit. Ihre Mutter schauderte. Der Wüstling, sagte sie.
    David vom Polizeiausschuss erschien, einen zweiten Abgeordneten im Schlepptau, und verlangte Danton geschäftlich zu sprechen. Angélique wies ihnen die Tür. Murrend zogen sie ab, ungalante Drohungen auf den Lippen – irgendetwas über Befugnisse –, und Angélique schickte eine italienische Verwünschung hinter ihnen her. Leicht werden sie ihm das Gesundwerden nicht machen, sagte sie.
    Drüben bei den Desmoulins saß Fabre, in dem die Panik wuchs. »Wenn wir regulierte Preise bekommen«, sagte er, »dann brauchen wir auch regulierte Gehälter. Aber was, frage ich euch, ist die offizielle Tagesgage für einen Spion? Wie sollen wir noch irgendwelche Schlachten gewinnen, wenn so große Teile der wehrfähigen Bevölkerung Spitzeldienste für den Ausschuss leisten?«
    »Wieso, wirst du bespitzelt?«
    »Natürlich.«
    »Hast du es Robespierre gesagt?«
    Fabre sah ihn verstört an. »Wie denn? Was denn? Meine Angelegenheiten sind so verzwickt, dass ich nachts wachliege und sie selbst nicht verstehe. Man drangsaliert mich. Man manövriert mich in eine Zwangslage. Glaubst du, diese kleine Wichtigtuerin lässt mich zu Georges?«
    »Nein. Und außerdem, warum sollte er dich anhören? Wenn du es Robespierre nicht sagen kannst, wieso soll sich dann Georges damit befassen?«
    »Da gibt es Gründe.«
    »Du meinst, du hast seinen Namen sowieso schon hineingezogen?«
    »Nein. Ich meine, dass er mir gegenüber gewisse Verpflichtungen hat.«
    »Ich hätte eher gedacht, dass es umgekehrt ist, und ich hätte auch gedacht, dass eine deiner Verpflichtungen sein sollte, ihn nicht in deine dilettantischen Börsenspekulationen zu verwickeln.«
    »Wenn es nur das wäre, aber –«
    »Sag es mir nicht, Fabre. Ich

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