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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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derjenige sein, der es aufdeckt.«
    »Aber damit würde ich dem Ausschuss helfen. Und dazu habe ich keine Lust.«
    »Wenn der Ausschuss der einzige Weg zu einer stabilen Regierung ist, ist es dann nicht unverantwortlich, ihm nicht zu helfen?«
    »Ich verabscheue stabile Regierungen.«
    »Wann fangen die großen Prozesse an?«
    »Bald. Danton kann sie nicht länger hinauszögern, dazu ist er zu krank. Und Robespierre wird es nicht im Alleingang versuchen.«
    »Ich nehme an, wir begrüßen die Prozesse nach wie vor?«
    »Wieso nicht? Royalisten, Brissotisten …«
    Gesetz über die Verdächtigen. Verdächtig sind: alle, die in irgendeiner Weise der Tyrannei Vorschub geleistet haben (royalistischer Tyrannei, brissotistischer Tyrannei …); alle, die nicht beweisen können, dass sie ihren Bürgerpflichten nachgekommen sind; alle, die nicht verhungern, obwohl sie keinen Nachweis über ihre Existenzmittel erbringen können; alle, denen von ihrer Sektion das Bürgerzeugnis verweigert wurde; alle, die vom Konvent oder seinen Kommissaren aus öffentlichen Ämtern entfernt worden sind; alle, die adliger Abstammung sind und sich nicht durch anhaltenden und überdurchschnittlichen revolutionären Eifer hervorgetan haben; alle, die emigriert sind.
    200000 Menschen (so spätere Angaben von Bürger Desmoulins) werden aufgrund dieses Gesetzes inhaftiert. Die Überwachungsausschüsse der einzelnen Sektionen stellen Listen von Verdächtigen zusammen, ziehen ihre Papiere ein und nehmen sie in sogenannten »staatlichen Gebäuden« in Gewahrsam – Klöstern, leerstehenden Schlössern, geräumten Lagerhallen. Collot d’Herbois hat eine noch bessere Idee. Er schlägt vor, die Verdächtigen in verminten Häusern zusammenzutreiben, die bei Bedarf gesprengt werden können.
    Seit er selbst Mitglied ist, kritisiert Collot den Wohlfahrtsausschuss nicht mehr. Wenn er den Saal betritt, entflieht Bürger Robespierre nach Möglichkeit durch eine andere Tür.
    Dekret des Nationalkonvents: »Die französische Regierung bleibt bis zum Friedensschluss revolutionär … Setzt den Terror auf die Tagesordnung.«
    Antoine Saint-Just: »Es ist jeder zu bestrafen, der sich in den Angelegenheiten der Revolution lau zeigt und sie nicht fördert.«
    »Den Kalender geändert?«, sagte Danton. »Das ist zu viel verlangt von einem Invaliden.«
    »Ja«, sagte Camille, »die Woche hat jetzt zehn Tage. Das ist ordentlicher so und außerdem förderlich für die Kriegsanstrengungen. Gezählt wird ab der Gründung der Republik, wir befinden uns also im ersten Monat des Jahres II . Aber Fabre ist damit beauftragt worden, sich irgendwelche absurden poetischen Namen für die Monate auszudenken. Er plant, den ersten Vendémiaire zu nennen. Damit hätten wir heute« – Camille runzelte die Stirn – »ja, heute müsste der 19. Vendémiaire sein.«
    »In meinem Haus bleibt es der 10. Oktober.«
    »Mach dich lieber damit vertraut. Es hat auf allen amtlichen Briefen zu stehen.«
    »Ich habe nicht vor«, sagte Danton, »irgendwelche amtlichen Briefe zu schreiben.«
    Er hütete nicht mehr das Bett, aber er sprach und bewegte sich langsam; von Zeit zu Zeit lehnte er den Kopf im Sessel nach hinten und schloss einen Moment lang die Augen.
    »Erzähl mir von der Schlacht bei Dünkirchen«, sagte er. »Als ich mich aus der Welt verabschiedet habe, wurde sie als großer Sieg für die Republik gefeiert. Jetzt höre ich, dass General Houchard unter Arrest steht.«
    »Der Ausschuss und das Kriegsministerium haben die Köpfe zusammengesteckt. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass er dem Feind noch mehr Schaden hätte zufügen können. Sie werfen ihm Verrat vor.«
    »Aber der Ausschuss hat ihn doch selbst ernannt. Im Konvent wird es wüst zugegangen sein, nehme ich an.«
    »Schon, aber Robespierre hat sich durchgesetzt.«
    »Er hat sich zu einem erstklassigen Funktionär gemausert.«
    »Ja, wenn er etwas macht, dann richtig.«
    »Ich muss ihn sowieso machen lassen. Der Arzt hat mich jetzt für reisefähig erklärt. Besuchst du mich in Arcis, wenn du einmal ein paar Tage frei hast?«
    »Freie Tage gibt es nicht.«
    »O weh, das kommt mir bekannt vor. Du hast zu viel Zeit mit Robespierre verbracht.«
    »Georges, hast du das von Julien gehört?«
    »Nein.«
    »Schirmt Louise dich von allen Neuigkeiten ab?«
    »Ich glaube nicht, dass irgendetwas, was Julien betrifft, ihr im entferntesten erwähnenswert scheint. Sie weiß wahrscheinlich nicht einmal, dass er existiert.«
    »Die Polizei

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