Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
Vom Netzwerk:
Boden herumlagen. Sie stellte Bücher ins Regal zurück, füllte den Wasserkrug nach und zog die Vorhänge zu. Dann beugte sie sich über ihn und berührte sanft sein Gesicht. Er lächelte sie an.
    »Geht es dir besser?«
    »Viel besser.«
    Sie ließ sich aufs Fußende des Bettes fallen, als hätte sie plötzlich alle Kraft verloren, saß zusammengesunken da, den Kopf in die Hände gebettet. »Ach je«, sagte sie, »am Anfang haben wir gedacht, du würdest sterben. Du hast wie eine Leiche ausgesehen, als wir dich auf dem Boden gefunden haben. Was wäre, wenn du wirklich sterben würdest? Keiner von uns könnte mehr weitermachen.«
    »Ich bin aber nicht gestorben.« Sein Ton war freundlich und entschieden. »Und ich bin mir jetzt viel klarer darüber, was geschehen muss. Ich werde morgen in den Konvent gehen.«
    Es war der 20. Ventôse, nach alter Zeitrechnung der 11. März. Dreißig Tage zuvor hatte er sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Er fühlte sich, als wäre er in all den vergangenen Jahren von einer Schale umschlossen gewesen, durch die kaum Licht und Geräusche drangen, und als wäre diese Schale durch seine Krankheit aufgeplatzt und Gottes Hand hätte ihn herausgehoben, sauber und rein.
     
    12. März: »Das Mandat des Ausschusses ist vom Konvent um einen weiteren Monat verlängert worden«, sagte Robert Lindet. »Es gab keine Gegenstimmen.« Er sagte das sehr förmlich, wie eine sprechende Gazette.
    »Mhm«, machte Danton.
    »Ja wie denn auch?« Camille sprang auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. »Wie sollte es Gegenstimmen geben? Die Mitglieder des Konvents lassen sich vom Beifall des Publikums dirigieren. Und für dessen Zusammensetzung hat vermutlich der Ausschuss gesorgt.«
    Lindet seufzte. »Sie haben recht. Nichts wird dem Zufall überlassen.« Sein Blick folgte Camille. »Werden Sie über Héberts Tod froh sein? Vermutlich schon.«
    »Ist das jetzt ausgemachte Sache?«, fragte Danton.
    »Der Club der Cordeliers fordert eine ›eintägige‹ Revolte. Hébert in seiner Zeitung ebenso. In den letzten fünf Jahren hat keine Regierung einer Revolte standgehalten.«
    »Nur«, sagte Camille, »ist Robespierre nicht die Regierung.«
    »So ist es. Er wird die Revolte entweder im Keim ersticken oder mit Waffengewalt niederschlagen.«
    »Ein Mann der Tat«, sagte Danton und lachte.
    »Das waren Sie einmal«, sagte Lindet.
    Danton machte eine ausladende Armbewegung. »Ich bin die Opposition.«
    »Robespierre hat Collot gedroht. Hätte Collot auch nur die geringste Sympathie für Héberts Vorgehensweise an den Tag gelegt, säße er jetzt im Gefängnis.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Saint-Just bearbeitet Robespierre seit einer Woche. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Robespierre Respekt vor ihm hat – Saint-Just macht keine Fehler. Wir nehmen an, dass es langfristig wahrscheinlich zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden kommen wird, aber das ist Theorie, und die interessiert uns im Moment nicht. Saint-Justs Haltung ist: Wenn Hébert gehen muss, dann muss auch Danton gehen. Er redet immer davon, die Faktionen auszubalancieren.«
    »Das würden sie nicht wagen. Ich bin keine Faktion, Lindet, ich stehe im Zentrum der Revolution.«
    »Hören Sie, Danton, Saint-Just hält Sie für einen Verräter. Er sucht gezielt nach Beweisen für Ihre Kooperation mit dem Feind. Wie oft muss ich Ihnen das noch sagen? So absurd es sein mag, er glaubt daran. Er verkündet es immer wieder im Ausschuss. Und Collot und Billaud-Varennes unterstützen ihn.«
    »Aber Robespierre«, sagte Camille rasch. »Auf den kommt es doch an.«
    »Ich nehme an, Sie haben sich bei Ihrer letzten Begegnung mit ihm gestritten, Danton. Er wirkt, muss ich leider sagen, wie ein Mann, der versucht, sich zu einem Entschluss durchzuringen. Ich weiß nicht, was passieren müsste – gar nichts Großes wahrscheinlich. Er sagt nichts gegen Sie, aber er verteidigt Sie nicht mehr wie früher. In der Sitzung heute war er sehr still. Die anderen meinen, das liege daran, dass er noch nicht vollständig wiederhergestellt ist, aber es ist mehr als das. Er hat sich alles notiert, was gesagt wurde. War sehr aufmerksam. Wenn Hébert gestürzt wird, müssen Sie verschwinden.«
    »Verschwinden?«
    »Sie müssen weg von hier.«
    »Ist das der beste Rat, den Sie für mich haben, Freund Lindet?«
    »Ich möchte, dass Sie am Leben bleiben. Robespierre ist ein Prophet, ein Träumer – und wann, frage ich Sie, wären Propheten

Weitere Kostenlose Bücher