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Brüder und Schwestern

Brüder und Schwestern

Titel: Brüder und Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Meinhardt
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Engel.«
    »Ich habe dir gegenüber keine Gewalt ausgeübt!«
    »Du hast mich nicht gestoppt, darin lag das Gewaltsame.«
    »Und du? Wieso bist du überhaupt erst losgeschwommen zu mir? Ausgerechnet du mit deiner Klugheit und deiner Zurückhaltung! Du hast doch morgens gehört, daß ich dich nicht mehr liebe, und du hast es als wahr eingeschätzt. Und jetzt machst du mir Vorwürfe, nur weil sich meine Worte bestätigt haben.«
    »Wie wir uns ertappen! Vielleicht wollte etwas von mir dich für immer? Es hat mich jedenfalls beleidigt, von deiner Nichtliebe zu hören, zumal als Nebenaspekt in einem anderen Zusammenhang, so beiläufig. Erst mochte ich mir das nicht eingestehen, aber da war ich schon dabei, dich auf die Probe zu stellen. Das war meine Boshaftigkeit. Denk nur, ich wollte dich zurückverliebt machen, aus Selbstsucht. Und du schienst mir auch bereit zu sein, du schienst bald nicht mehr recht zu wissen, also fuhr ich damit fort. Nicht du warst für mich von Interesse, sondern die Frage, wie weit ich dich würde locken können.«
    »Und dann hast du dich nicht mehr stoppen können?«
    »Das Tier hat sich sehenden Auges verwundet. Es war fasziniert davon, wie du dich geweidet hast an seinem Bemühen. Es wollte erfahren, ob du würdest hinnehmen können, daß es sich sogar tötet. Und du konntest. Es war dein heutiger Orgasmus, mir beim Sterben zuzusehen, und auch meiner. Meine Erregung war so echt, wie sie gespielt war.«
    »Ich will damit nichts mehr zu tun haben. Wenn zwei sich nur Fallen stellen, dann sind sie hysterisch, wir sollten aufhören damit.«
    »Dazu bist du imstande?«
    »Ja, es ist vorbei, es ist nun gut, ich bin müde von dir, du bist mir egal, so sehr habe ich dich geliebt. Aber wenn ich dich frage?«
    »Kriegst du die gleiche Antwort. Ich brauche dich nicht mehr, schön, noch einmal mit dir geschlafen zu haben.«
    Und sie gingen hoch auf die Dachterrasse vom »Interconti« und nahmen noch einen Drink, Prags Lichter erloschen unter ihnen, erst in den Steinschachteln an den fernen Rändern, dann dort, wo sie beide gewesen waren.
    *
    Am nächsten Tag beendeten sie ihre Arbeit am Verschlossenen Kind , und am übernächsten, kurz vor ihrer Abreise, lenkte Karin Werth das Gespräch aufs Organisatorische; sie fragte erst einmal, ob Matti das Manuskript eigentlich einem Ostverlag angeboten habe.
    »›Metropolen‹. Aber von dort kam eine Absage ohne jede Erklärung. Unmöglich, nicht? Wenn es ihnen nicht gefallen hat, sollten sie doch zumindest sagen, warum.«
    Überraschenderweise sagte Karin Werth: »Das ist gar nicht mal raus, daß es ihnen nicht gefallen hat. Wenn sie dir nur kurz geschrieben haben, könnte es sogar bedeuten, sie sind einverstanden mit dem Text, ich betone: könnte.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Matti, »das klingt absurd.«
    »Absurd, ja. Ich würde es auch nicht für möglich halten, wenn ich mittlerweile nicht so einiges von unseren Ost-Autoren erfahren hätte. Manchmal liegt ein Manuskript von denen Jahre in ihrem Hausverlag, von eingeführten und berühmten Leuten, wie gesagt, und hinter den Kulissen wird elendig gefeilscht, um Wörter und Bedeutungen. Manchmal will ihr Hausverlag das Buch auch gleich machen, sehr sogar, aber er steht in der Pflicht, ein Außengutachten einzuholen, so nennt sich das, Außengutachten, von irgendwelchen Genossen wird es erstellt, die eher mit politischem als mit literarischem Blick lesen, und wenn ihr Gutachten mies ausfällt, dann kommt das einem gesenkten Daumen gleich, dann erfordert es Demut, Fingerspitzengefühl und unendliche Geduld der Lektoren, das Buch doch noch durchzusetzen. Denk nur, selbst die Berühmtheiten erfahren nie, von wem sie da im Hintergrund gerade behindert werden, und warum sie behindert werden, alles spielt sich im verborgenen ab. Du aber, du bist noch dazu völlig unbekannt, du wirst natürlich erst recht nichts erfahren.«
    Matti preßte seine Lippen aufeinander, und Karin Werth sagte, er solle sich nicht grämen, nun brächte ja ›Westenend‹ das Kind heraus – und weil das so sei, möge er ihr bitte ein Foto von sich auf seinem Kahn zukommen lassen, sie benötige es für den Klappentext.
    »Ein Kahnfoto von mir auf dem Umschlag des Verschlossenen Kindes ?« Er klang nicht eben freudig, wie er so nachfragte.
    »Natürlich, oder spricht was dagegen?«
    »Dagegen spricht, daß mein Kahnfahren überhaupt nichts mit meinem Text zu tun hat.«
    »Aber genau das spricht dafür! Genau das wird uns helfen, dein

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