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Brüder und Schwestern

Brüder und Schwestern

Titel: Brüder und Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Meinhardt
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stellte sich heraus, war eine überaus pikante: Es handelte sich um das neue Buch des Romanciers Kalus, das schon vor über einer Woche hätte ausgeliefert werden sollen. Doch war die Auslieferung, ohne Angabe von Gründen, durch eine kurze Weisung per Telex unterbunden worden; und von wem, von wem wohl? Von Siegfried Zeiller!
    »Was läßt du dich beklauen«, raunzte Zeiller jetzt am Telefon.
    »Es ist eine wahre Bruchbude da unten«, verteidigte sich Willy, »ich bin gerade dabei, dir nochmal aufzuschreiben, warum ich unbedingt …«
    Zeiller unterbrach ihn: »Das kannst du noch tausendmal aufschreiben, ich habe trotzdem kein Geld für einen Neubau. Sag mir lieber, ob du in der Bruchbude einen Pförtner sitzen hast.«
    Willy lachte gequält: »Einen Pförtner? Das kann man niemandem zumuten, da zu sitzen, Siggi. Du weißt doch, in der Scheune fangen nach ein paar Tagen die Bücher an, sich zu wellen, weil es so feucht ist und so zieht. Nein, da setzt sich niemand hin. Ich schicke von hier oben jemanden zum Kontrollieren runter, und zwar Tag und Nacht, mehr kann ich nicht tun.«
    Zeiller blieb, untypisch für ihn, stumm, ein gutes Zeichen, fand Willy, und so wagte er sich aus der Verteidigung: »Aber erkläre du mir doch bitte mal, wieso eigentlich der Kalus nicht ausgeliefert werden durfte. Die 5000 Dinger, die haben sich nämlich bestimmt auch schon gekräuselt, oder die waren kurz davor, sich zu kräuseln. Wenn man’s humorvoll nimmt, könnte man sagen, der Dieb hat ein gutes Werk getan, weil er diese Bücher vor dem Verfall gerettet hat.«
    »Blödsinn«, rief Zeiller scharf.
    »Dann erklär’s mir, Siggi. Weißt du was? Seit heute morgen, seit ich erfahren habe, welches Buch weggekommen ist, denke ich mir, es ist gerade deswegen weggekommen, weil es nicht ausgeliefert wurde. Ich halte das Ganze jedenfalls für keinen Zufall.«
    Zeiller sagte in schneidendem Ton: »Dir ist bekannt, daß Kalus auf der Liste derjenigen steht, die sich gegen die Ausbürgerung gewendet haben? Ist dir das bekannt?«
    »Das ist nicht an mir vorübergegangen.«
    »Na also.«
    »Soll heißen, der Kalus erscheint nur deshalb nicht, weil er diese Unterschrift geleistet hat? Deswegen erscheint der nicht?«
    »Genau deswegen.«
    »Und da ist dir auch völlig egal, was es für ein Buch ist.«
    »Richtig.«
    »Es ist ein Kinderbuch, Siggi, es ist ein Kinderbuch!«
    »Ich weiß, daß es ein Kinderbuch ist, du Hornochse«, brüllte Zeiller. »Und ich weiß noch was, was du vielleicht nicht weißt, ich kann dir sagen, daß es das erste Buch von Kalus seit 15 Jahren ist, das wir angenommen haben. Ich selber habe mich dafür eingesetzt. Denkst du, mir wäre es egal, wenn es jetzt blockiert wird? Von mir aus soll jedes Kind einen Kalus kriegen, jedes! Aber mir sind die Hände gebunden. Ich muß das durchdrücken. Himmel, Arsch und Zwirn, daß du das nicht verstehst!«
    »Verstehen, verstehen, ich habe die Schnauze voll vom Verstehen! Das ist doch alles anormal! Wir ersticken an dem ewigen Einsehen, das wir haben, du, ich und wer weiß noch, und alles nur, weil die da oben durchdrehen, nur deshalb!«
    »Schluß mit diesen Stammtischparolen«, beschied Zeiller, »in deinem eigenen Interesse. Und zurück zu unserem Fall. Vielleicht möchtest du erfahren, wer der Dieb ist. Die Polizei hat ihn heute morgen überführt. War gar nicht schwer.«
    »Wer es ist? Das klingt ja gerade so, als würde ich ihn kennen.«
    »Persönlich wohl nicht. Aber dem Namen nach. Wir haben eben über ihn gesprochen.«
    »Wir haben über niemanden gesprochen, über gar niemanden außer über Kalus.«
    »Na siehst du.«
    »Wie? … Kalus? … Kalus selber? Der hat seine eigenen Bücher geklaut?«
    »So ist es. Die Polizei war routinemäßig bei ihm. Eigentlich nur, um auszuschließen, daß er seine Hände im Spiel hatte. Und siehe, die ganze schöne Auflage stapelte sich in seinem Haus. Der hat sich nicht die geringste Mühe gegeben, sie zu verstecken. Als ob er nur darauf gewartet hätte, entdeckt zu werden, meinte die Polizei.«
    Willy war zu verblüfft, um etwas zu sagen.
    »Tja, mein Lieber, da ist auch mir erstmal nichts eingefallen. Aber hör zu, das ist noch nicht alles. Kalus, berichtet die Polizei, trägt gerade einen Arm in Gips. Es ist mittlerweile überprüft worden, ob er tatsächlich was hat oder ob er nur simuliert. Und er hat was. Ist gestolpert vor ein paar Tagen und hat sich den Arm gebrochen. Was nichts anderes bedeutet, als daß er wahrscheinlich mit

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