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Brüder und Schwestern

Brüder und Schwestern

Titel: Brüder und Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Meinhardt
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»ich kann …«
    »Du willst damit nichts anfangen«, rief Willy zurück, aber er hatte wohl den Bogen überspannt.
    »Du hörst jetzt mal auf, wie einer von denen zu reden! Dieses ganze Geschwafel geht mir auf den Geist! Dieses ganze Vermittlergehabe widert mich an! Im Endeffekt gibt es nichts mehr zu vermitteln. Die Entscheidung ist gefallen. Kalus selber hat sie herbeigeführt, das sagte ich schon. Und außerdem ist das Buch laut Vertrag Eigentum des Verlages, und zwar bis zum Verkauf. Und wenn es nicht zum Verkauf kommt, dann hat der Autor eben Pech gehabt, und es bleibt Eigentum des Verlages. Dies nur, weil du den Vertrag erwähntest. Ich kenne die Verträge, ich kenne sie, das kannst du mir glauben.«
    Willy schwieg. Eben noch hatte er gedacht, Kalus beispringen zu können, und das hatte er ja auch getan, aber mit welchem Ergebnis? Daß er von Zeiller regelrecht abgekanzelt worden war.
    »Hast Glück«, sagte Zeiller einlenkend, »daß ich dir wohlgesonnen bin.«
    Willy schwieg noch immer.
    »Wohlgesonnen. Weißt du eigentlich, warum das so ist? Weißt du’s?« Zeiller legte eine kurze, effektvolle Pause ein. »Ich sage nur: Veronika Gapp.«
    Jetzt schnappte Willy aber nach Luft.
    »Tja«, Zeiller lachte anzüglich, »die läßt auch mich nicht kalt, Willy. Aber keine Sorge, ich mache sie dir nicht streitig, nicht nach so vielen Jahren, die wir beide uns kennen. Nenn es Achtung, nenn es Solidarität, mir wurscht. Jedenfalls verstehe ich dich. Ich verstehe dich gut.«
    »Woher weißt du …«
    »Komm schon, du glaubst doch nicht im Ernst, es wüßte keiner. Wenn eine Frau wie die Gapp immer dann in unserem schönen Berliner Gästehaus erscheint, wenn du da übernachtest, weiß es bald sogar jeder. Kleiner Tip: Ihr solltet euch schnellstens ein anderes Quartier suchen.«
    Willy stöhnte auf.
    »Aber noch ein letztes Wort im Fall Kalus, fast hätte ich es vergessen: Obwohl du offensichtlich eine gewisse Sympathie für diesen Schriftsteller hegst, der zum Dieb geworden ist, wirst du natürlich nicht umhinkönnen, im Prozeß gegen ihn als Zeuge aufzutreten. Er ist ja bei dir eingebrochen, das wenigstens wirst du nicht abstreiten. Also, wenn es soweit ist, sagst du aus.«
    Und damit legte Zeiller auf. Doch kaum hatte Willy sich in seinem schwarzen Drehsessel zurückgelehnt, die Hände hinterm Kopf gefaltet, die Ellbogen zur Seite gestreckt und seinen Blick an die Decke geheftet, riß ihn das Klingeln des Telefons wieder nach vorn.
    *
    »…«
    »Genosse Krümnick, natürlich ist mir bekannt, wer du bist, aber ja, zwei Minuten habe ich.«
    »…«
    »Ein aufrührerisches Gedicht oder ein aufrührerischer Liedtext?«
    »…«
    »In Ordnung, du dachtest, es wäre ein Gedicht, aber es ist ein Liedtext. Letzten Endes ja auch egal. Und woher weißt du, daß es meine Tochter gewesen ist, die es da angebracht hat?«
    »…«
    »Ob das aufmerksam war oder eher denunziatorisch, will ich mal dahingestellt sein lassen.«
    »…«
    »Ja, schon gut, es geht nicht um diese Achtklässlerin.«
    »…«
    »Dir bleibt keine Wahl als was?«
    »…«
    »Als sie zu relegieren? … Britta … Britta soll relegiert werden?«
    »…«
    »Aber das könnt ihr doch nicht tun! Wegen eines Liedtextes! Ich muß … ich muß mir den erstmal besorgen, ehe ich was dazu sagen kann. … Aber du sagtest eben … wieso … wieso bleibt dir keine Wahl?«
    »…«
    »Nein, daß Jonas Felgentreu gestern wegen eines ähnlichen, aber geringeren Vergehens der Schule verwiesen worden ist, nein, wie sollte ich davon gehört haben? Ich bin erst mitten in der Nacht nach Hause gekommen, spät, ich war noch in der Schwimm …«
    »…«
    »… ich bitte dich, natürlich bin ich darüber informiert, was sie treiben, sehr gut informiert, wir haben ein ausgezeichnetes Verhältnis, ich brauche jetzt wirklich keine Belehrungen darüber, wie ich meine Kinder zu erziehen habe, Genosse Krümnick.«
    »…«
    »Das ist ja interessant. Sie weiß es also noch gar nicht. Ihr wollt sie von der Schule schmeißen und sagt es ihr nicht. Und mir wirfst du vor, ich hätte keine Ahnung, was bei mir zu Hause passiert.«
    »…«
    »Ach, eben erst beraten? Schüler schon weg, und daher jetzt schonenderweise von Genosse zu Genosse, sagst du? Schonenderweise, hehe! So ist das also! Ich soll es jetzt meiner Tochter beibringen, so eine Nachricht, der eigene Vater, das habt ihr euch ja fein ausgedacht! Schonenderweise! Aber ich sage dir, in dieser Angelegenheit ist das letzte Wort noch

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