Brüllbeton - Kriminalroman
legen, obwohl sich das aus beruflichen Gründen nicht ziemte. »Gut, rufen Sie mich morgen an. Ich stehe auf Ihrer Seite und bin froh, dass wir uns ausgesprochen haben.«
Nachdem die drei verschwunden waren, wurde das Ehepaar am Nachbartisch schlagartig aktiv. Reiseführer und Stadtplan verschwanden in den Taschen. Stattdessen holte der Mann sein Handy hervor, wählte eine vorprogrammierte Nummer und sagte in flieÃendem Deutsch: »Die Schlampe hat gesungen, Boss. Jetzt wissen die Bullen das mit der Lagerhalle in Landau. Sie wollen dort hinfahren und sich treffen. Ich werde die Nutte weiterhin überwachen.«
3. Kapitel â Der Schatten fährt immer mit
Jan Hopfinger kam mächtig ins Schwitzen. Gleich die erste gröÃere Herausforderung, der Puig de Son MartÃ, kostete ihn so viel Kraft, dass er weit hinter dem Feld zurückblieb. Nicht nur die Steigung machte ihm zu schaffen. Hinzu kamen der peitschende Regen und die böigen Fallwinde, die ihm jeglichen Spaà am Urlaubsradeln verleideten. Das hier auf Mallorca war ganz was anderes als das gemütliche Tourenfahren durch die sanfte Hügellandschaft der Holsteinischen Schweiz, wohin er regelmäÃig sonntägliche Ausflüge unternahm.
Klitschnass von Schweià und Regen und wehmütig an das schöne Schleswig-Holstein denkend, trat er verbissen in die Pedale. In den schluchtartigen Innenkurven kamen ihm wahre Sturzbäche entgegen, die allerlei Geröll und Kiefernzapfen mit sich führten. Er musste höllisch aufpassen, um nicht auszurutschen. Und nicht nur das war gefährlich. Plötzlich wurde er von einem waghalsig den Pass herunterjagenden Auto an die Seite gedrängt. Er war wütend. Die saÃen im Trockenen, hatten ihr Autoradio auf Begeisterungslautstärke gestellt und schienen auf Radfahrer überhaupt keine Rücksicht zu nehmen.
Ein paar Kurven weiter entdeckte er einen gestürzten Kollegen. Dessen Rad sah übel aus. Der Mann selber hockte auf einem Felsbrocken am StraÃenrand und versuchte, notdürftig seine Schrammen zu behandeln.
Für Hopfinger war das ein Anlass, seinen ohnehin nicht sehr aussichtsreichen Kampf gegen den Bergpass zu unterbrechen und eine willkommene Atempause einzulegen.
»Sind Sie verletzt?«, rief er ihm zu und stieg vom Rad.
»Geht so. Nichts Ernsthaftes, aber das rechte Knie tut höllisch weh. Dieses verdammte Auto hat die Kurve so geschnitten, dass ich mich nur noch mit einem Schlenker ins Gebüsch retten konnte.«
»Ja, der ist mir auch entgegengekommen. Ich konnte ihm gerade noch ausweichen. Man hätte sich die Nummer merken sollen, aber das ging alles viel zu schnell.«
Der Verunglückte richtete sich ein wenig auf. Es tat ihm sichtlich gut, dass jetzt jemand bei ihm war. »Gott sei Dank, ist hier kein Abhang. Das hätte mich das Leben kosten können. Aber mein Handy habe ich bei dem Sturz verloren. Das muss hier irgendwo im Gebüsch liegen. Vielleicht können Sie bei unserem Reiseleiter anrufen, damit mich jemand abholt.«
Hopfinger reichte dem Mann seine Trinkflasche. Da hatte er heute Morgen heimlich Rotweinschorle eingefüllt statt des üblichen Energydrinks. »Hier, stärken Sie sich erst einmal. Ist meine Spezialmedizin für solche Fälle. âºTinto de veranoâ¹, Rotwein mit Casera.« Dann musste er eingestehen: »Mein Handy habe ich heute blöderweise im Hotel liegen lassen, weil es nicht aufgeladen war. Und dass das heute so eine Hammertour werden würde, hätte ich nicht vermutet. Wo der Tag in Peguera so sonnig warm begann.«
»Verdammter Mist, jetzt müssen wir warten, bis ein Auto kommt.« Der Mann seufzte auf. »Wenn es denn zur Abwechslung mal anhalten würde.« Er reichte Hopfinger die Hand: »Toni aus Stuttgart.«
»Jan aus Lübeck.« Hopfinger machte sich auf die Suche nach dem Handy, fand es jedoch nicht. Den beiden blieb nichts anderes übrig, als zu warten und sich gegenseitig Trost zu spenden.
Nach einiger Zeit kamen zwei Radfahrerinnen den Berg hoch, verhältnismäÃig langsam, aber sichtlich nicht so erschöpft, wie Hopfinger es war. Elegant und geschmeidig hielten sie ihren Pedalrhythmus. Erst im letzten Moment stoppten sie.
»Na, Jungs, nicht unbedingt ein gemütlicher Platz zum Kaffeetrinken«, witzelte die vorneweg fahrende Frau, als sie das verbogene Fahrrad bemerkte. Sie stieg vom Rad, legte ihren Helm ab und
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