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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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begutachtete das blutverschmierte Knie des Verunglückten.
    Als sie den Helm abnahm löste sich ihre blonde Haarpracht, umrahmte ihr Gesicht und fiel auf ihre Schultern. Jetzt erkannte Hopfinger sie wieder. Die betörende Schönheit, die ebenfalls in seinem Hotel logierte, die ihm auf den ersten Blick gefallen hatte, die er sich aber bislang nicht anzusprechen getraut hatte.
    Â»Oh, geht schon klar«, versuchte er in möglichst harmlosem Ton zu erwidern. »Wir schaffen das auch allein. Nur ein paar kleine Schrammen. Das Blöde ist, dass wir beide im Moment kein Handy haben, um unseren Transporter zu rufen.«
    Die Blondine schaute Hopfinger, der seine Verlegenheit nur schlecht verbergen konnte, direkt in die Augen. »Also braucht ihr uns doch. Wir können doch nicht mit ansehen, wie die Helden der Landstraße schlappmachen. Ich bin übrigens Julia.«
    Â»Für starke Frauen wie uns kein Problem«, mischte sich ihre Mitfahrerin ein, ehe Hopfinger sich vorstellen konnte. »Schön, dass Radfahren keine reine Männersache ist, denn in Bezug auf die digitale Logistik scheinen wir die besseren Karten zu haben.« Sie zog ihr Handy aus der Gürteltasche und reichte es Hopfinger. »Wenn ich mich nicht täusche, sind wir nicht nur im gleichen Hotel, sondern auch bei der gleichen Reisegruppe. Die Nummer ist eingegeben«.
    Nachdem das Problem gelöst war, stiegen die beiden Frauen wieder auf ihre Räder. »Man sieht sich dann wohl spätestens in Puigpunyent wieder«, meinte die Blondine augenzwinkernd. »Mal sehen, wer von uns zuerst da ist.«

    *

    Die Regenfront war durchgezogen, und die Dorfstraße von Puigpunyent dampfte in der heißen Sonne. Nur noch wenige Wasserpfützen funkelten in ihrem Licht, bis auch sie schnell verdunstet waren. Das Wetter auf Mallorca konnte blitzschnell umschlagen. Statt des Regens machte sich jetzt eine Hitzewelle breit. Die Einheimischen blieben dann lieber in ihren Häusern und zogen die hölzernen Fensterläden zu.
    Die kleine Bar im Ortszentrum konnte die vielen Gäste kaum fassen. Die Besitzerin hatte einen Stapel Gartenstühle organisiert, sodass die abgekämpften Radfahrer draußen im Schatten der Linden Platz nehmen konnten und wieder neue Energien tankten. Ihre Sporträder reihten sich in einer langen Linie vor der Baustelle nebenan auf, wo jetzt nichts los war, weil sich die Arbeiter mit einer Flasche guten Mallorquiner Rotweins zur Siesta zurückgezogen hatten. Komische Leute, diese Radtouristen, dachten sie. Bei so einem Wetter freiwillig über die Berge zu strampeln und sich nur von Mineralwasser zu ernähren.
    Hopfinger war von den Sportlern der Einzige, der sich einen Tinto de verano bestellte. Dass er dadurch mit einem ungeschriebenen Gesetz der Sportlerzunft brach, merkte er an dem missbilligenden Blick seines Teamleiters. Doch das war ihm jetzt egal. Hauptsache, er hatte sein Etappenziel erreicht, wenn auch in dem Gruppentransporter, weil er seinen verunglückten Kameraden Toni aus Stuttgart nicht im Stich lassen wollte. Außerdem blieb ihm auf diese Weise der zweite anstrengende Pass erspart.
    Die blonde Julia und ihre Mitradlerin trafen erst nach einer geraumen Zeit in Puigpunyent ein. Der steile Anstieg nach Galilea hatte auch ihnen sehr zu schaffen gemacht, obwohl sie deutlich besser trainiert waren als Hopfinger. Völlig erschöpft lehnten sie ihre Räder an einen der Lindenbäume und schwankten auf die Bar zu. Ein Teil der Mannschaft war inzwischen schon zur nächsten Etappe nach Esporles aufgebrochen, sodass wieder genügend Plätze frei waren.
    Hopfinger hatte die beiden Frauen schon von Weitem erkannt und winkte ihnen zu. Julia setzte sich zu ihm an den Tisch, während ihre Kameradin die Bar ansteuerte und sich einer Frauengruppe anschloss. »Absoluten Respekt vor eurer Leistung«, meinte er anerkennend. »Das muss ja eine wahre Knochenarbeit gewesen sein.«
    Julia brauchte ein paar Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen. »Allerdings. Das hatte ich mir so nicht vorgestellt. Eigentlich dachte ich, eine ganz ordentliche Kondition zu haben. Ich bin aktives Mitglied im Travemünder Radsportverein und habe fast täglich rund um Eutin in den Hügeln der Holsteinischen Schweiz trainiert. Aber das hier …«
    Sie kam nicht dazu, weiterzureden. Hopfingers Augen leuchteten auf. »Oh, das ist ja ein Zufall. Ich komme auch aus der Gegend, aus

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