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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Musik?«
    Â»Nicht direkt«, antwortete der junge Mann. »Ich betätige mich in meiner Freizeit gerne als DJ oder mixe die Konzerte meiner Mutter.«
    Mirja bemerkte Krolls fragenden Blick und mischte sich in die Unterhaltung ein. »Sie müssen wissen, dass Amelie – sie ist genauer gesagt Kevins Stiefmutter – als professionelle Geigerin in einem Streichquartett spielt, das sich neben der klassischen Literatur auf Crossover mit Popmusik spezialisiert hat.«
    Â»Ja«, ergänzte Kevin. »Die sind genial, die müssen Sie mal auf der Bühne erleben. Plötzlich verwandelt sich ein Mozart-Quartett in einen Queen-Song, als wäre das das Logischste der Welt. Doch der Sound ist nicht einfach abzumischen, wie Sie sich vorstellen können.«
    In seinem Gesicht spiegelte sich eine gewisse Wärme wider, die Kroll nicht entging. Der anfangs unzugängliche junge Mann war nach wenigen Sätzen ein anderer geworden. »Sie scheinen Ihre Stiefmutter zu lieben?«
    Kevin lächelte und legte seinen Arm um Mirjas Schulter. »Nein, nicht ganz. Ich verehre sie. Ich bewundere ihre Musikalität. Aber lieben tu ich nur Mirja.«
    Â»Und wie ist das Verhältnis zu Ihrem Vater?«, hakte Kroll nach.
    Kevin brauchte eine gewisse Zeit, um sich die Antwort zu überlegen. Er löste sich sanft von Mirja, nahm sein leeres Glas in die Hand und drehte es gedankenverloren im Kreis. »Keine einfache Frage, die Sie mir da stellen. Meine Mutter starb sehr früh. Ich habe sie eigentlich gar nicht bewusst gekannt. Von da an war mein Vater immer das Zentrum meines Lebens. Er hat mich stets gefördert, und ohne seine konsequente Haltung stünde ich jetzt sicherlich nicht vor dem Abitur. Es gab Phasen, wo ich ihn wegen seiner Strenge und seiner bourgeoisen Geschäfte hasste. Noch bis vor Kurzem war ich dankbar, dass er mir geholfen hat, meinen eigenen Weg zu gehen. In den letzten Monaten jedoch …«
    Er brach seinen Satz ab, stellte das Glas vor sich auf den Tisch, als wäre es ein ungebetener Begleiter, und strich sich mit einer nervösen Bewegung die Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    Mirja schien zu ahnen, was sich in seinem Kopf abspielte. Energisch ergriff sie das Wort.
    Â»Ich denke, Herr Hauptkommissar, es wird Zeit, dass wir auf das Wesentliche zu sprechen kommen.« Sie schob Kevins Glas beiseite. »Wir haben uns hier nicht verabredet, um uns über unser Privatleben auszutauschen. Und ich fürchte, dass es genau jener Verdinand B. Müller ist, um den die ganze Geschichte kreist.«
    Kroll atmete tief durch, griff in seine Aktentasche und legte einen Folianten auf den Tisch, durch dessen Klarsichthülle die Zeichnung der toten Frau unter der Betondecke hervortrat. In diesem Moment drehte sich der Tourist am Nachbartisch zu Kroll hin und fragte ihn in gebrochenem Englisch, auf den Stadtplan zeigend: »Sorry. Where is the Günter-Grass-Haus? Blechtrommel , you know? Very interesting.«
    Den Hauptkommissar ärgerte es zwar, jetzt unterbrochen zu werden. Aber mit höflichen Worten erklärte er dem Mann, wie er in die Glockengießerstraße kommen konnte, wo sich das Museum und das Sekretariat des Nobelpreisträgers befanden. Währenddessen zog Mirja den Ordner zu sich herüber. Gedankenverloren strich sie über die Klarsichtfolie. Kevin legte seine Hand auf ihre und stoppte die Bewegung. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Kroll, dass der Junge ihr etwas ins Ohr flüsterte, doch er konnte es nicht verstehen. Er gab dem Touristen noch ein paar Hinweise, und endlich zog dieser sich wieder an seinen Platz zurück.
    Kroll war Mirja im Grunde genommen dankbar, dass sie endlich zum Hauptpunkt des heutigen Treffens zu sprechen kamen. Unbewusst hatte er bislang die leidige Pflicht herausgezögert, sie über den schrecklichen Tod ihrer Schwester aufzuklären. Er zog die Akte zu sich heran und räusperte sich. Er hatte sich ein paar passende Sätze zurechtgelegt, schaute Mirja fest in die Augen und wollte loslegen. Doch die Frau ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    Â»Sie müssen mir keine Erklärungen abgeben, Herr Hauptkommissar. Ich ahne, was Sie mir jetzt sagen wollen. Eigentlich war ich schon seit geraumer Zeit darauf vorbereitet. Ich wusste es schon seit Langem, dass es mit Nadja einmal böse enden würde.« Sie zog die Akte wieder zu sich und strich erneut mit dem Finger über das Bild, das hinter der

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