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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zugeben, dass die Anti-Doping-Fahnder mit ihren Analysen den Erfindern von neuen Substanzen immer hinterherhinken. Wäre es da nicht besser, das Doping zu legalisieren, so ähnlich wie beim Alkoholkonsum, zumal es in Ländern wie Deutschland strafrechtlich nicht einmal relevant ist?«
    Â»Ich gebe zu, dass der Anti-Doping-Kampf aufwendig und teuer ist, aber eine Abschaffung der Dopingkontrollen wäre aus meiner Sicht keine Alternative. Erstens ist das Dopen extrem ungesund und ruiniert den Körper. Das ist doch genau das Gegenteil von dem, was den Sport im eigentlichen Sinn ausmacht. Zweitens, wenn man das mal weiterdenkt, dann liegt es doch nahe, die Menschen gentechnisch zu Höchstleistungen zu pushen, so wie das beim Gendoping schon im Ansatz praktiziert wird. Da kann man doch gleich auf den Menschen verzichten und Sportroboter einsetzen. Wäre das nicht das Ende jeglichen Sports?«
    Â»Aber«, gab Julia zu bedenken, »Erstens ist der Griff zur Ampulle eine reine Privatsache und ausschließlich individuell zu verantworten. Und zweitens …«
    Der Trainer unterbrach sie ziemlich unhöflich: »Allen voran sollten gerade die professionellen Superstars im Radsport ein Vorbild für die Jugend sein. Wie können sie das, wenn sie wie eine Apotheke auf zwei Beinen herumradeln? Würdest du dir vor den Augen deines Kindes eine Flasche Whiskey reinziehen, wenn du mal nicht gut drauf bist?«
    Â»Aber das Zeugs ist nun mal da«, widersprach Julia, »und kann nicht aus der Welt geschafft werden. Die Athleten werden immer einen Weg finden, es sich zu organisieren und sich den Kontrollen zu entziehen. Schließlich leben sie davon, immer schneller als der andere zu sein, und dieser hat einfach einen besseren Arzt als jener. Da ist doch die Chancenungleichheit vorprogrammiert.«
    Sie leerte ihr Weinglas mit einem kräftigen Zug und stellte es polternd auf den Tisch direkt vor die Nase des Trainers, als wollte sie damit zeigen, dass sie ihren Trumpf ausspielte. Dann fuhr sie in einem Ton fort, der keinen Widerspruch duldete: »Die ganze Verlogenheit im Sport, egal ob im Profilager oder im Breitensport wie hier bei uns, so zu tun, als sei man clean und fair, kotzt mich an. Mit der Dopingfreigabe wäre damit ein für alle Mal Schluss. Und was die Gesundheit des Sportlers angeht, so ist das seine eigene Sache, schließlich hat er seinen Teamarzt, hat seinen Soigneur, und er kann sich regelmäßigen Gesundheitstests unterziehen. Dann würde der Sport dank der modernen Medizin völlig legal ungeahnte Erfolge feiern können.«
    Sie hatte sich in Rage geredet und schwieg jetzt abrupt. Für einen Moment sah es so aus, als wären die besseren Argumente auf ihrer Seite. Der Trainer schwieg. Er griff Julias leeres Glas und hielt es gedankenversunken so in die Höhe, dass sich die Sonnenstrahlen darin brachen.
    In diesem Moment jagte eine zehnköpfige Radlergruppe über die Dorfstraße. Alle Gäste der Bar schauten ihnen bewundernd hinterher. Die meisten erkannten sofort, dass hier Profis unterwegs waren.
    Auch der Trainer war sichtlich beeindruckt. Als die Gruppe außer Sichtweite war, erklärte er seinen Tischnachbarn: »Das waren Jungs aus dem Team Universal . Ich kenne jeden Einzelnen von ihnen. Wirklich tolle Sportler. Von denen kann man viel lernen. Die sind hier auf Mallorca, um sich auf die Tour de France vorzubereiten.«
    Er stellte das Glas kopfüber direkt vor Julia. Rotweintropfen färbten die billige Papiertischdecke. Dann fuhr er in ruhigem, fast beschwörendem Ton fort: »Die Menschen, Julia, die sind es, die zählen, nicht die sportlichen Erfolge, und erst recht nicht die Medizin samt ihrer diversen Mittelchen. Den Ärzten mit Gesundheitstests noch mehr Einfluss zu geben, würde bedeuten, den Bock zum Gärtner zu machen. Ich weiß ziemlich genau, wer aus diesem Team Universal dopt und wer nicht. Zugegeben, die, die dopen, sind in der deutlichen Überzahl. Aber allesamt sind sie fantastische Radsportler. Jedenfalls, was ihre Kondition, ihre Technik und ihren Teamgeist angeht.«
    Mit einem Seitenblick auf Hopfinger ergänzte er: »Und das gilt auch für all die Namen, die du vorhin so sorglos als Dopingsünder ins Gespräch gebracht hast. Auch, oder besser: Besonders für sie gilt, dass sie sich mit allen Sinnen dem Hochleistungssport verschrieben haben. Es ist der uralte Traum des Menschen, seine

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