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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Hallo, Herr Kroll, sind Sie noch am Apparat?«
    Â»Ja, schon gut, ich musste nur erst einmal mein Weinglas abstellen. Wer will mich denn sprechen?«
    Â»Tut mir leid, Herr Kroll. Er hat seinen Namen nicht genannt. Er sagte nur, es sei dringend. Und zwar in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.«
    Â»Gut, dann stellen Sie bitte durch«.
    Ein ekelhaftes Knacken stach in Krolls Ohr. Dann meldete sich eine monotone, kalte Stimme: »Wenn Sie ein Unglück verhindern wollen, kommen Sie sofort zur Ruine Drachenfels. Ich nehme an, Sie wissen, wo das ist.«
    Ohne eine Antwort auf diese rhetorische Frage abzuwarten, legte der Fremde wieder auf. Auch wenn er deutlich versucht hatte, seine Stimme zu verstellen, so wurde Kroll das Gefühl nicht los, dass er sie irgendwo schon einmal gehört hatte.
    Doch nur wann und wo?
    Und: Wer außer Alfred kannte den Telefonanschluss seines Hotels?
    Plötzlich erinnerte er sich, dass er ihn auf seinem Handy eingegeben hatte. Für den Fall des Falles, denn er war ein Weltmeister im Schlüsselliegenlassen und im Hotelzimmernummervergessen. Und dann fiel ihm ein, dass er auch Mirjas Name und ihre Handynummer gespeichert hatte. Ihm schwante, dass er sie damit unfreiwillig in Gefahr gebracht hatte.
    Â»Der Blanc de Noir muss warten, jetzt, wo ich wieder am Ball bin«, murmelte Kroll vor sich hin. Er warf sich kurz entschlossen einen Mantel über und eilte hinaus zum Mietwagen. Bevor er startete, telefonierte er mit Arnsberg und informierte ihn über den merkwürdigen Anruf. Der versprach, eine Polizeistreife zur Burgruine zu schicken.

    *

    Den Drachenfels kannte Kroll von seinen Wanderungen, die er immer gern im Pfälzer Wald unternommen hatte.
    Die Ruine liegt nicht direkt mit Blick auf die Rheinebene, sondern etwas weiter innerhalb der Waldregion Richtung Dahn. Bereits von der B 427 aus, gleich, nachdem man die imposante Burg Berwartstein links liegengelassen hat, sieht man das bizarre Felsmassiv mit dem in den Fels getriebenen Bergfried, der wie eine überdimensionale Teufelskralle nach den Sternen zu greifen scheint und über die umliegenden Wälder hinausragt. Kroll hatte das Herumkraxeln dort in schwindelerregender Höhe schon immer genossen, aber am meisten faszinierte ihn die urig-primitive Ritzzeichnung eines Drachens an der Grabenwand. Er wusste, dass sie nicht von rücksichtslosen Neuzeittouristen in den Fels gehauen wurde, sondern bereits vor dem 16. Jahrhundert entstanden war. Wie oft hat er hier gesessen, sein Picknick gemacht und seiner Fantasie freien Lauf gelassen.
    Heute würde ihm dazu keine Zeit blieben, da war er sich sicher. Es regnete wie aus Kannen. Gerade als er von der Bundesstraße auf den Zugangsweg zur Drachenfelshütte einbog, die genau unterhalb der Burgruine liegt, stockte ihm der Atem.
    Er trat voll auf die Bremse, und der Wagen rutschte auf dem nassen Asphalt bedenklich nahe an den Straßengraben heran. Auch wenn die Teufelskralle noch über einen Kilometer entfernt war, konnte er dennoch sehr genau erkennen, dass auf der äußersten Spitze der unteren Plattform der Burgruine zwei Menschen um Leben und Tod zu ringen schienen. Da Kroll auf diese Entfernung keinen Laut vernahm und die nass-milchige Luft die Szenerie in ein düsteres Schwarz-Weiß tauchte, kam es ihm vor, als sei er im falschen Film gelandet, in einer Stummfilmszene aus einem absurden Ritterfilm.
    Zum Lachen war ihm aber nicht zumute. Er spürte sofort die Gefährlichkeit der Situation. Gerade wollte er zum Handy greifen, um Arnsberg zu informieren, da wurde er Zeuge eines grauenhaften Ereignisses. Eine der beiden Personen, es schien sich um eine Frau zu handeln, verlor den Halt und stürzte mit wild schlagenden Armen kopfüber in die Tiefe.
    Sofort gab Kroll Gas und preschte den schmalen Wirtschaftsweg in abenteuerlichem Tempo bis zum Parkplatz vor der Wandererhütte. Seine quietschenden Räder wirbelten den Matsch auf, als der Wagen beinahe gegen einen Baum schlitterte.
    Ohne darauf zu achten, stürzte Kroll den Burgweg hinauf und erreichte völlig außer Atem den Vorhof. Hier war niemand zu sehen. Also jagte er die ausgetretenen Steinstufen im Torturm hinauf. Er glitt aus und spürte einen stechenden Schmerz im Knöchel. Sein neues Handy fiel aus der Manteltasche und rollte den Abhang hinunter.
    Â»Verdammt, auch das noch!« Entschlossen biss er die Zähne zusammen und humpelte mehr als er ging

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