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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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verstehen. Er sah, dass sie nicht nur verbale Höflichkeiten austauschten, sondern auch dicke Briefumschläge.
    Zu gern hätte Kroll jetzt dort Mäuschen gespielt. Aber es ging nicht. So blieben ihm nur Vermutungen. Etwa, dass Grigorij das Honorar für die Musiker ausgehändigt bekommen habe. Dazu wäre dann aber nicht unbedingt Rudis Anwesenheit nötig gewesen. Und wenn sie nun über die bevorstehende Tour de France verhandelten? Das hätte dann wiederum Grigorij nicht interessieren müssen. Und wenn es ums Doping ging, hätte Kroll wenigstens die Teilnahme von Beton-Müller erwartet. Aber der hatte sich ja gleich nach dem Konzert verdrückt.
    Enttäuscht kehrte Kroll zum Bühnenbereich zurück. Er wollte mit Amelie sprechen, doch er konnte sie nirgendwo entdecken. Also wandte er sich Kevin zu, wobei er registrierte, dass sich Kevin ebenfalls für die vier Männer an dem Stehtisch interessierte. Doch als dieser Kroll herankommen sah, wendete er den Blick ab und begann eifrig am Mischpult herumzuhantieren.
    Â»Aha, ein 16 auf 4 Mixer mit parametrischen Equalizern und vier Effektwegen«, versuchte Kroll, das Gespräch in Gang zu bringen. Schon als Jugendlicher hatte er sich für das Sound Engineering interessiert und kannte sich auf dem Gebiet recht gut aus. »Nicht schlecht. Aber nichts im Vergleich zum legendären Front of House Mixer, den Led Zeppelin bei ihren Lifeauftritten benutzten.«
    Merkwürdigerweise reagierte Kevin, im Gegensatz zu ihrem ersten Treffen, auf die Thematik nicht. Im Gegenteil, er wandte sich brüsk ab und ließ Kroll mit den Worten stehen: »Tut mir leid, aber ich muss mich um die Mikros kümmern.«
    Kroll verwunderte das nicht. Ich habe ihn bei meinem Kondolenzbesuch neulich ziemlich vor den Kopf gestoßen. Wahrscheinlich gibt er mir eine Mitschuld an Mirjas Tod. Bei ihm komme ich jetzt so nicht weiter. Vertrauen kann man nicht erzwingen.
    Stattdessen machte er sich an Mateo, den Cellisten heran. Der stand hinter der Bühne und packte seine Instrumente und Requisiten zusammen.
    Glücklich sieht er nicht gerade aus, fand Kroll und sprach ihn an: »Tolle Show, die Sie da abgeliefert haben. Wirklich, hat mir ausgezeichnet gefallen.«
    Mateo murmelte ein schwaches gracias , beachtete ihn jedoch nicht weiter. Diese Sprüche kannte er wohl zur Genüge. Doch Kroll ließ nicht locker. »Internationales Niveau. Eigentlich ungewöhnlich, so etwas hier in der Provinz geboten zu bekommen.« Er zückte den Programmzettel und einen Kugelschreiber und bat den Musiker in fast akzentfreiem Spanisch: » Soy un cazaautógrafos. ¿Podía firmarme este programa?  – Ich bin ein leidenschaftlicher Autogrammjäger. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir dieses Programm signieren würden«.
    Jetzt wurde Mateo aufmerksam. Er legte seinen Cellokasten beiseite und schrieb das Autogramm. » Usted habla un español casi perfecto. ¿Ha vivido usted en España?  – Sie sprechen fast perfekt Spanisch. Haben Sie in Spanien gelebt?«
    Kroll freute sich, Mateos Aufmerksamkeit auf so einfache Weise gewonnen zu haben. Jetzt war er Feuer und Flamme, seine lange Jahre einstudierten Spanischkenntnisse an den Mann zu bringen. Die weitere Unterhaltung erfolgte nur noch in dieser Sprache.
    Â»Nein, leider nicht. Aber ich reise oft hin und liebe die Sprache und die Kultur. Ich habe euch letztes Jahr in Barcelona gehört. Im Palau de la Música Catalana.«
    Jetzt war es Mateo, der in Fahrt kam: »Richtig. War ein tolles Konzert damals. Allerdings hatten wir ein anderes Programm, wenn ich mich recht entsinne.«
    Â»Ja. Ihr hattet zum Abschluss eures Konzerts ein Streichquartett von Joaquín Turina gespielt und es dann, ähnlich wie heute, in eine Rocknummer der Gruppe Héroes del Silencio übergehen lassen.«
    Kroll musste vor sich hinlächeln, als ihn die Erinnerung überkam. Mateo entging das nicht, und er begann, den Deutschen zunehmend sympathisch zu finden. »Meine katalanischen Freunde waren erst hin- und hergerissen von eurer klassischen Musik als Streichquartett. Doch als dann die Show begann, blieb ihnen die Spucke weg. Das war Blasphemie in ihren Augen. Eine Entehrung der heiligen katalanischen Konzerthalle. Mir aber gefiel’s.«
    Kroll lachte auf. Mateo schlug ihm auf die Schulter und meinte: »Freut mich, dass es dir gefallen hat. Das war ja auch eine Provokation,

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