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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ein Schlag gegen die ultrakonservativen Bewahrer der katalanischen Sprache. Der Abend hat uns manch böse Kritiken eingebracht. Aber als Musiker gefällt mir das. Ich finde, es ist unsere Aufgabe, kulturelle Einbahnstraßen einzureißen. Wir nennen das Crossover .«
    Â»Genau mein Ding«, unterbrach ihn Kroll. »Ich bin ein Fan von Gruppen wie Jethro Tull oder Gentle Giant , die genau das machen. Sag mal, gibt es von euch eigentlich auch CD-Einspielungen?«
    Â»Noch nicht, aber wir sind dran. Der Zar hat da was organisiert. Sogar hier bei euch. In Lübeck gibt es ein Tonstudio, wo wir schon an den ersten Takes arbeiten. Nächste Woche geht es weiter. Kommen Sie ruhig mal vorbei. Das wird Sie interessieren.«
    Kroll stutzte: »Der Zar ? Wer ist das denn?«
    Â»Grigorij, unser erster Geiger, das ist sein Spitzname, weil er aus Russland kommt und wie Peter der Große aussieht. Er ist der Chef der Gruppe. Von ihm stammt auch die Idee mit dem Crossover .«
    Für einen kurzen Moment war Kroll wieder ganz der Kriminalist. Dieser Zar : Sollte sich dahinter der legendäre Zarewitsch verbergen, von dem die Kollegen vom Hamburger Drogendezernat gesprochen hatten? Das könnte in das bisherige Puzzle seines Dopingfalls passen.
    Â»Und tretet ihr auch in Russland auf?«, wollte Kroll wissen.
    Â»Klar, wir machen regelmäßig Konzerttourneen auf der Achse Petersburg, Berlin, Paris, Barcelona. Dieses Jahr steht die Tour de France im Zentrum. Unser heutiges Konzert war gewissermaßen ein Test, wie wir bei den Radsportlern ankommen. Und ich glaube, das hat ganz gut geklappt. Wir werden in Nizza auftreten, wenn die Tour, die auf Korsika startet, aufs französische Festland stößt. Und wir sind wohl auch bei den Abschlussfeiern in Paris mit dabei.«
    Â»Das klingt ja riesig. Vielen Dank für das Autogramm. Jetzt will ich versuchen, auch die anderen drei zu einer Unterschrift zu bewegen.«
    Â»Da wirst du heute Pech haben. Chantal ist mit ihrem Gönner, dem Beton-Müller, bereits ins Kuschelwochenende abgereist. Dieser Kerl ist ein richtiges Schwein.«
    Â»Du magst ihn wohl nicht?«
    Â»Na ja, wie der mit seiner Ehefrau Amelie umspringt, zeugt nicht gerade von einem lauteren Charakter.«
    Â»Wieso Müller? Im Programmheft steht doch Amelie von Hohenstein «, gab sich Kroll ahnungslos.
    Â»Das ist ihr Geburtsname, und in unserer Band ist es ihr Künstlername. Sie stammt aus einer verarmten Adelsfamilie. Sie hat den reichen Bauunternehmer Müller wahrscheinlich nur geheiratet, um in den Genuss der Sonnenseiten des Lebens zu kommen. Oder besser ausgedrückt: Der Prolet Müller hat sie geheiratet, um mit dem Glorienschein der Adelskreise zu glänzen.«
    Â»Ich hatte, ehrlich gesagt, bei dem Konzert den Eindruck, als sei sie die Tonangebende, nicht Grigorij. Sie hat doch die Einsätze gegeben, oder etwa nicht?«
    Â»Das hast du ganz richtig gesehen. Grigorij ist im Moment mit dem Kopf woanders. Wahrscheinlich ist er sauer, dass sich seine geliebte Chantal einen finanzkräftigeren Kerl geangelt hat. Ich meine, Grigorij ist musikalisch ein Supertyp. Aber ich weiß, dass er mit seiner Musik nicht so viel Kohle verdient, wie es sein extravaganter Lebensstil eigentlich erfordert.«
    Kroll meinte, es sei Zeit, mit einer entscheidenden Frage einen Schuss ins Blaue zu versuchen: »Na, wenn er sich einen Sportwagen leisten kann, wird er ja wohl noch über andere Finanzquellen verfügen.«
    Der Cellist sprang zu Krolls Überraschung sofort auf den Zug auf. Wahrscheinlich gab es in der Gruppe Differenzen, die er noch nicht ausgelotet hatte. »Genau. Wenn man sich unseren Tourneeplan anschaut, ist die Lösung verblüffend einfach. Petersburg – Paris. Und dann entlang der Tour de France.«
    Kroll setzte eine möglichst harmlose Miene auf, um nicht unnötig den Kriminalbeamten heraushängen zu lassen. »Na, wenn man den Medien glaubt, kann es sich nur um Doping handeln.«
    Doch das war ein Schritt zu viel. Als Mateo dieses Reizwort hörte, spürte er instinktiv, dass er sich im Gespräch mit dem Unbekannten zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Schlagartig kehrte er zum Sie zurück. »Ach, wissen Sie, das sind alles nur Spekulationen. Sie können ja Grigorij direkt fragen, wenn Sie sich sein Autogramm holen.«
    Mateo legte sein Cello in den Kasten, verschloss ihn und sagte: »Ich bin müde. Wenn

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